Ghost of Tsushima

Spiel-Kritik von Lennard C. Schmechta (07.2020)
Titelbild: © Jochen Faerber / Sony Interactive

Gute Story, unverbrauchtes Setting, cineastische Kämpfe und wunderschöne Spielwelt

Die japanische Insel Tsushima im späten 13. Jahrhundert – die mongolischen Armeen weiten ihre Invasion bis in den Pazifik aus und beginnen einen Krieg mit den japanischen Fürstentümern und ihren legendären Samurai. Auf dieser historischen Grundlage erschafft das Entwicklerstudio Sucker Punch die Geschichte um den jungen Samurai Jin Sakai. In einer abwechslungsreichen und wunderschön gestalteten Open-World folgt Ihr dem Pfad des Kriegers und vertreibt die mongolischen Invasoren aus Jins Heimat.

Die Spielwelt

Durch das eher unbekannte Setting haben die Entwickler eine überraschende und durchgehend fesselnde Open-World geschaffen, die schon allein durch ihre abwechslungsreiche Gestaltung glänzt. So trifft man auf geplünderte Dörfer und Höfe, aber auch auf wunderschöne Orte in der Natur, wo gerade die Beleuchtung eine großartige malerische Landschaft zu erschaffen vermag. Von Küsten und Wäldern, bis hin zum weitläufigen Inland mit bunten Wiesen und hohen Gräsern – in Sachen Abwechslung und Schönheit der Spielwelt ist „Ghost of Tsushima“ ganz vorne dabei. Die Größe der Open-World reicht zwar dabei nicht an die ausladenden Giganten wie die aus den neuen „Assassins Creed“ heran, muss sie aber auch gar nicht. Gerade das Gefühl allein die Umgebung genießen zu können, ohne dauerhaft Missionsicons und Fragezeichen um sich zu haben, zieht den Spieler noch mehr ins Geschehen hinein.

Die Geschichte

Wie bereits erwähnt spielt „Ghost of Tsushima“ im mittelalterlichen Japan des späten 13. Jahrhunderts. Eine übermächtige Mongolenstreitmacht vernichtet das Heer der Samurai auf Tsushima und lässt Jin Sakai als zunächst einzigen überlebenden Krieger zurück. In dieser aussichtslosen Situation beginnt Ihr zur Hoffnung des Volkes und zum Schrecken der Invasoren zu werden.

Die Story wird dabei gut erzählt und gerade Jin´s eigener Konflikt zwischen dem Ehrenkodex der Samurai und neuen, effektiveren Taktiken, führt den Spieler gut an den Protagonisten heran. Die Nebencharaktere sind ebenfalls hervorragend gestaltet und stechen fast durchweg mit eigenen, kreativen Hintergrundgeschichten und Wesenszügen hervor. Wer sich für japanische Kultur interessiert wird ebenfalls auf seine Kosten kommen: Tradition, Gebräuche und Lebensstil der Inselbewohner spielen auf Eurer Reise durch Tsushima immer wieder eine Rolle.

Ebenfalls sehr positiv zu erwähnen sind die Nebenquests: Anders als in anderen Open-Worlds bedecken nicht tausende Fragezeichen die Karte. Vielmehr seid Ihr selber gefragt, wenn es darum geht, etwas zu Erkunden oder lieber stringent der Story zu folgen. Jedoch sollte man definitiv die gut erzählten Nebengeschichten erleben, die nicht nur abwechslungsreich, sondern zudem hervorragend inszeniert sind, sodass aus einer „Sammel-dies-Sammel-das“ Quest schnell eine verzweifelte Rettungsaktion werden kann. Zudem erweitert man mit zusätzlichen Quests die Legende von Jin, die Euch zusätzliche Technikpunkte für Eure Skills einbringt

Das Gameplay

Zunächst hat der Spieler stets zwei Optionen: Jin als kodexbewussten Samurai zu spielen, der seine Gegner im offenen Kampf Angesicht zu Angesicht bekämpft, oder aber als „Ghost“ zu schleichen und zu meucheln. Gerade hier bieten sich Vergleiche zu den neuen „Assassins Creed“-Teilen definitiv an. Die Schleichmechanik klappt hervorragend und bleibt angenehm unkompliziert, genau wie das Klettern, was ebenfalls an andere PS4-Hits erinnert wie „Uncharted“.  Zudem stehen Jin auch mehrere Gadgets zur Verfügung, die er nach und nach freischaltet und die einen abwechslungsreichen Spielstil ermöglichen, ohne dabei mit neuen Objekten zu überfordern.

Auf der anderen Seite könnt Ihr Gegner auch im offenen Zweikampf bekämpfen. Hier haben die Entwickler sich offensichtlich an alten Filmklassikern orientiert und lassen die Schwertkämpfe cineastisch und realistisch wirken. Treffer sind wuchtig und sowohl Jin (gerade zu Anfang), als auch Eure Feinde sterben schnell.

Minutenlanges Herumgekloppe, bis der Gegner umfällt, gibt es nicht: Stattdessen kommt es auf Geschick und Timing an. Dabei braucht man zu Anfang zwar ein wenig Übung, es entsteht aber eine befriedigende und nicht zu steile Lernkurve, die Euch bald schon ganze Gegnerhorden auslöschen lässt.

Gerade das Kampfsystem ist daher fantastisch gelungen und selbst auf mittlerem Schwierigkeitsgrad immer noch recht fordernd. Brutalität und Gewaltdarstellung sorgen zurecht für eine FSK18 Einstufung, wobei das wieder eher an der Realitätsnähe des Spieles liegt und nicht an übertriebenen Enthauptungen und Verstümmelungen.

Das Skillsystem bietet dabei ebenfalls Abwechslung, sowohl mit Samurai- als auch mit Geisttaktiken, man kann also entweder einen Weg fokussieren oder natürlich auch nach Belieben mischen. Hier entwickelt das Spiel gerade im späteren Verlauf eine hervorragende Mischung aus skillbasiertem Können und Fertigkeiten, weswegen Kämpfe nie wirklich langweilig werden.

Einziger Makel dabei: Gegnertypen gibt es nicht allzu viele und neben Kampf und Schleichen gibt es in den Missionen vom Gameplay her ab und an sehr wenig Abwechslung. Die Entwickler gleichen das aber durch die hervorragenden Geschichten wieder aus.
Technisch gesehen bietet „Ghost of Tshushima“ gerade grafisch fast alles, was die jetzige Konsolengeneration hergibt. Ich habe das Spiel auf der PS4 Pro gespielt und bin durchweg ohne Ruckler oder lange Ladezeiten durchgekommen.

Fazit:

Ghost of Tsushima ist ein hervorragendes Spiel geworden und bietet einen tollen Abschluss als letzten Exklusivtitel der PS4. Eine gute Story mit unverbrauchtem Setting und cineastischen Kämpfen, in einer wunderschönen Spielwelt, lassen Jins Kriegszug gegen die Mongolen zu einem absoluten Muss für jeden Actionliebhaber mit einer PS4 werden. Gerade wer auch historisch und kulturell interessiert ist, kommt auf seine Kosten: Die Entwickler bringen japanische Geschichte geschickt ins Spiel ein und bieten für noch tiefere Atmosphäre einen Kinomodus (das Spiel ist schwarz-weiß im Stil alter Samurai Filme der 70-er) und eine japanischen Sprachausgabe mit deutschem Untertitel (am Anfang etwas komisch, dann aber super atmosphärisch).
Einziger Kritikpunkt ist die ab und an schwächelnde Abwechslung neben den Kämpfen, aber hey,  es ist nun mal ein Actiontitel und ein richtig, richtig Guter dazu.

Wertung: 89

Gameplay: 85  |  Geschichte: 90  |  Spielwelt: 90

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Screenshots: © Jochen Faerber / Sony Interactive

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