Katharina von Aragón - Bd. 1: Die wahre Königin

  • Ullstein
  • Erschienen: Juli 2020
  • 1

Edigna Hackelsberger (Übersetzung)

Katharina von Aragón - Bd. 1: Die wahre Königin
Katharina von Aragón - Bd. 1: Die wahre Königin
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Heike Stepprath
921001

Histo-Couch Rezension vonSep 2020

Henrys erste Ehefrau und Königin

England, 1501. Katharina von Aragón muss ihre Heimat Spanien verlassen, um mit dem Englischen Thronfolger Arthur Tudor verheiratet zu werden. Für die 16-jährige bedeutet das, dass sie in ein fremdes Land mit einer unbekannten Sprache kommt und sich nicht, wie bisher, auf die Unterstützung ihrer Eltern und Geschwister verlassen kann. Die Tochter von Ferdinand und Isabella sollte zudem durch ein beträchtliches Brautgeld die Macht Englands in Europa sichern. Nur drei Monate nach der Hochzeit stirbt Arthur und macht Katharina zur Witwe. Henry VII., der gewiefte Monarch, verlobt sie kurzerhand mit seinem Zweitgeborenen. Während der siebenjährigen Verlobungszeit lernt sich das Paar besser kennen – und natürlich muss Katharina auch einige Demütigungen am Hofe erdulden. Nach dem Tod Henry VII. heiratet die Tante von Karl V. endlich den jungen König Henry VIII.

Alison Weir lässt die Leser ab diesem Punkt an einer romantischen Liebesgeschichte teilhaben. Das junge Königspaar war sich einander zugetan und tat alles, um sich den Kinderwunsch zu erfüllen. Erst das fünfte Kind überlebt: Es ist die Tochter Maria. Aber um Englands Thron zu sichern, muss unbedingt ein männlicher Erbe her. Der verständliche Wunsch des Königs wird immer mehr zur Besessenheit. Katharina erfährt nicht nur von diversen Mätressen, sondern vor allem auch von ihrer Hofdame Anne Boleyn. Diese Liebe, die 1527 begann, sollte die Geschichte ändern.

Hautnah bei der Reform dabei

Die Romanbiografie hält sich in Bezug auf Figuren und Ereignisse streng an die dokumentierten Aufzeichnungen neuzeitlicher Geschichtsschreiber. Die Hauptfiguren sind aus Geschichtsbüchern bekannt und agieren in der zu erwartenden Weise. Vielmehr wurde der Fokus auf die Gefühlswelt der Königin gerichtet. Die erste Ehefrau von Henry VIII., der noch fünf weitere folgen sollten, wird zum sympathischen Charakter. Die beiden waren 24 Jahre verheiratet, wovon die letzten sechs Jahre nicht nur den Bruch mit Rom herbeiführten, sondern auch der katholische Glaube durch den anglikanischen ersetzt wurde. Man erlebt Henry als immer wütender werdenden Mann, der verzweifelt einen legitimen Erben zeugen möchte. Man kann auf der anderen Seite auch Katharina verstehen, die im Glauben Trost findet und durch ihr Selbstverständnis als untertänige Ehefrau ihrem König dient. Sie erduldet immense Qualen und wird im Laufe der Zeit ihren Vertrauten beraubt. Das Ehegelübde kann und will sie nicht einfach brechen und sich in ein Kloster zurückziehen.

Treffende Beschreibung des Gefühlslebens

Die britische Historikerin wählt für die aufwühlende Handlung einen leicht lesbaren Schreibstil. Sie hat die Sprache angepasst, ohne dabei an Glaubhaftigkeit zu verlieren. Den Charakteren wurden ihre besonderen Merkmale herausgearbeitet, sodass man schnell Feind vom Freund unterscheiden kann. Gerade die letzten neun Jahre im Leben von Katharina von Aragón sind so turbulent, dass man sie sich auch nicht besser hätte ausdenken können. Weir schafft es, dass der Leser nicht mehr weiß als die Königin selbst. Sie wird von Informationen ferngehalten und muss sich trotz des Aufbegehrens dem Wunsch ihres Mannes fügen. Man muss Mitleid mit der Königin haben, die ohnmächtig den Zerfall ihrer Werte mitansehen muss.

Fazit:

Katharina von Aragón war zweifelsfrei eine starke Persönlichkeit im Ränkespiel um Englands Erben. Alison Weir zeichnet ihren Lebensweg nach und lässt die Leser dabei die Beweggründe beider Seiten verstehen. Die Heirat zwischen Königskindern war nicht nur um der Partnerschaft willen, sondern vielmehr die Allianz zwischen zwei Ländern. Ein König musste Stärke demonstrieren, weswegen sich Henry VIII. dringend einen Sohn wünschte. Die stolze Spanierin weckt Empathie und zündet, im übertragenen Sinn, am Vorabend des Bruchs mit Rom ein romantisches Kerzenlicht an. Die Romanbiografie zeigt nicht nur die bekannte Historie, sondern beschreibt die Gefühlswelt einer Betroffenen.

Katharina von Aragón - Bd. 1: Die wahre Königin

Alison Weir, Ullstein

Katharina von Aragón - Bd. 1: Die wahre Königin

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