Im Bann der magischen Insel

  • Tinte & Feder
  • Erschienen: September 2020
  • 1
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Monika Wenger
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Histo-Couch Rezension vonOkt 2020

Das Erbe in der Karibik

Paris, 1836: Jean de Percault erbt von seinem Bruder eine Zuckerrohrplantage auf der Insel Guadeloupe. Damit die Angelegenheiten ordentlich geregelt werden können, reist er persönlich in die Karibik. Als er nach Ablauf der festgelegten Zeit nicht wieder nach Paris zurückkehrt, buchen seine Frau, seine Tochter Julie und sein Sohn Gabriel eine Schiffspassage und reisen ihm hinterher …

Eine fremde und faszinierende Welt

Die Familie de Percault taucht bei ihrer Ankunft in eine fremde und exotische Welt ein. Auf dem Weg zur Plantage fahren sie an großen Zuckerrohrfeldern vorbei und sehen erstmals die vielen arbeitenden Sklaven. Sehr zum Erstaunen der Neuankömmlinge werden die Feldsklaven von Aufsehern mit Lederpeitschen in der Hand beaufsichtigt. Angekommen, müssen sie feststellen, dass Jean de Percault nicht mehr auf der Plantage weilt. Diese wird nun von einem grobschlächtigen Aufseher geführt, der behauptet, dass die Plantage nicht mehr der Familie de Percault gehöre; von Jean fehlt jede Spur.

Nach dem ersten Schock machen sich Jeans Tochter Julie und ihr Bruder Gabriel auf die Suche und lernen dabei die Insel und deren Eigenheiten kennen. Sie empören sich über die rohe, unmenschliche Behandlung der Sklaven und die anmaßende Haltung der Aufseher. Sie kommen in Kontakt mit der geheimen Voodoo-Religion und deren magischen Kräften und müssen so manches Abenteuer bestehen. Eine sichere Anlaufstelle wird für sie die Plantage der Familie Meunier. Doch trotz aller Bemühungen bleibt Jean de Percault unauffindbar ...

Kolonialherren und Sklaven

Nora Berger nimmt in ihrem Roman Im Bann der magischen Insel den Leser mit auf eine Reise in die Karibik in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Allein die Überfahrt von Frankreich nach Guadeloupe zu jener Zeit ist ein Abenteuer: Die Beschreibung des Schiffes, angefangen bei den engen und einfachen Kabinen bis hin zur Besatzung und deren Arbeiten, ist präzise und der Leser kann sich sehr gut vorstellen, dass die wochenlangen Schiffsreisen alles andere als ein Vergnügen waren. Endlich angekommen, erwarten die Passagiere viele fremde, ungewohnte Eindrücke: Die Vegetation ist üppig, die Temperaturen tropisch und die Einheimischen so ganz anders als zuhause.

Sehr gut beschreibt Nora Berger die politische Situation zu jener Zeit in dieser karibischen Kolonie: Schweden hat 1814 die Insel Guadeloupe an Frankreich verkauft. Die Franzosen haben einen Sklavenaufstand gewaltsam beendet und die Anführer erbarmungslos getötet.

«Und so hatten die übrig gebliebenen reichen Zuckerbarone als Sieger aus dem unerbittlichen Kampf zwischen Schwarz und Weiß hervorgehen können»

Vor diesem Hintergrund spielt die Geschichte und zeigt, dass die Herrschaft der Weißen auch nach den niedergeschlagenen Aufständen nur vordergründig sicher ist; im Untergrund schwelt ein Flächenbrand.

Sehr interessant und magisch sind die Beschreibungen der Voodoo-Religion sowie deren Herkunft und ihrer Bedeutung für die schwarze Bevölkerung. Der tiefe Glaube an Amulette, obwohl die Kolonialherren die Christianisierung auf der Insel vorantreiben, fasziniert.

«…überall in den französischen Kolonien hat sich seit vielen Jahren die christliche mit den heidnischen Religionen vermischt.»

Die Autorin hat einen facettenreichen historischen Roman geschrieben, welcher den Leser tief in die exotische und magische Welt der Karibik eintauchen lässt. Das Ende ist offen und lässt eine Fortsetzung der Geschichte erwarten.

Fazit:

Mit diesem historischen Roman ist es Nora Berger gelungen, den Leser in die Zeit der französischen Kolonialherrschaft und den Sklavenhandel eintauchen zu lassen. Leicht und flüssig geschrieben, ist es eine unterhaltsame und facettenreiche Lektüre.

Im Bann der magischen Insel

Nora Berger, Tinte & Feder

Im Bann der magischen Insel

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