Kipling wurde zunächst von einer portugiesischen Nanny und einem Hindi Meeta aufgezogen, wurde mit fünf Jahren zusammen mit seiner jüngeren Schwester aber nach England gebracht, wo er, wie viele anglo-indische Kinder, bei Pflegeeltern weiter seine Kindheit verbrachte. Englisch empfand er zunächst als Fremdsprache. Kiplings Pflegeeltern waren sehr streng, doch an den Weihnachtstagen konnte er Verwandte in Fulham besuchen, was ihn ein wenig versöhnte.
1877 kehrte die Mutter aus Indien zurück und die Kinder wurden von den Pflegeeltern heimgeholt. Ein Jahr später wurde Kipling zum United Services College, einer Militärschule, zugelassen. Da sie sich eine akademische Ausbildung nicht leisten konnten, ging er 1882 zurück nach Lahore, wo er bei der Civil & Military Gazette anfing und froh war, aus dem verhassten England entkommen zu sein. Neben seinen Tätigkeiten für die Zeitung begann er auch, Lyrik und Erzählungen zu schreiben.
Ab Mitte der 1880er Jahre bereiste er den indischen Subkontinent und schrieb Berichte für den The Pioneer, der in Allahabad erschien. Gleichzeitig wurden seine Bücher erfolgreich, und bis 1888 hatte er sechs Bände mit Kurzgeschichten veröffentlicht. 1889 ging er zurück nach England, wo er in London in viele Clubs aufgenommen wurde und er schnell zu einer Berühmtheit wurde. Besonders seine Erzählungen und Gedichte, die die Umgangssprache und den Slang mit integrierten, kamen bei den Lesern gut an und seine Lyrik hatte auch grossen Einfluss auf Bertolt Brecht.
1891 erschien sein Roman The Light that Failed, der erste von insgesamt nur vier Romanen. Ein Jahr später heiratete er Caroline Balastier, deren Bruder ein Freund von Kipling war. Sie lebten zunächst in den USA, und in dieser Zeit begann Kipling mit dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern, darunter auch die heute wohl berühmtesten Werke Kiplings, die beiden Dschungelbücher (The Jungle Books, 1894 und 1895), deren Verfilmung von Walt Disney sie unsterblich machten.
1897 kehrte die Familie nach England zurück und Kipling schrieb ein Gedicht für das 60. Thronjubiläum von Königin Victoria. Im folgenden Jahr reiste Kipling nach Afrika, wo er weitere Kindergeschichten schrieb, die die ständigen Warum-Fragen von Kindern beantworten sollten. 1899 wurde Kipling in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.
1901 erschien der Roman Kim, der bis heute vor allem wegen seiner Darstellungen Indiens in der Kolonialzeit als eines seiner bedeutendsten Werke gilt. 1950 wurde er mit Errol Flynn unter dem Titel Kim - Geheimdienst in Indien verfilmt, 1984 ein zweites Mal. 1907 erhielt er als erster englischer Schriftsteller den Literaturnobelpreis. Weitere Ehrungen wie die britische Poet Laureateship oder den Ruf in den Adelsstand lehnte er allerdings ab.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war Kipling stark antideutsch eingestellt und ein Befürworter des Krieges, bis sein ältester Sohn 1915 im Alter von 18 Jahren fiel. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete Kipling bei der Commonwealth War Graves Commission mit, und der Optimismus früherer Jahre wich einer mehr düsteren Haltung, die auch in seinen Werken zu erkennen ist. Dadurch ging auch seine literarische Popularität zurück und sein Erfolg blieb immer mehr aus. Immerhin durfte er 1932 noch den Text für die erste königliche Weihnachtsansprache verfassen.
Rudyard Kipling galt als wesentlicher Vertreter der Kurzgeschichte und starb am 18. Januar 1936 in London an einer Hirnblutung und wurde in der Poets Corner der Westminster Abbey begraben. Seine Frau starb 1939, und ihr Haus Batemans in East Sussex wurde dem National Trust vermacht und in ein öffentliches Museum umgewandelt.
Historische Romane von Rudyard Kipling:
Weitere Romane von Rudyard Kipling:
- (1891) The Light that Failed
- (1892) The Naulahka: A Story of East and West (mit Wolcott Balestie)
- (1896) Die mutigen Kapitäne, Brave Seeleute, Über Bord
Captains Courageous: A Story of the Grand Banks
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