TV-Serie:
Doctor Thorne

Serien-Spezial von Carsten Jaehner (03.2019)/ Titelbild: © Capelight Pictures

Irrungen, Wirrungen im fiktiven Barsetshire

England, Barsetshire, in den 1850ern. Doctor Thorne lebt mit einer hübschen Nichte Mary im kleinen Dorf Greshamsbury, und alles spricht dafür, dass Mary einmal eine gute Partie sein würde, doch leider ist sie nicht von Adel und auch nicht reich. Mary ist mit Frank Gresham aufgewachsen, und die beiden geben ein wundervolles Paar ab, doch Frank ist von Adel und für seine Mutter, Lady Arabella, kommt eine Heirat nicht infrage, aus beiden vorgenannten Gründen, denn ihr Mann Frank Gresham Senior hat alles Geld durchgebracht und das Gut und das Haus müssen verkauft werden, wenn Frank nicht reich heiratet.

Sir Roger Scatcherd ist ein alter Freund und Rivale von Doctor Thorne. Einst tötete Scatcherd Thornes Bruder, weil er Scatcherds Schwester heiratete und daraus eine Tochter entsprang, die angeblich mit der Mutter nach Australien gezogen sei. Scatchered ist ein alter versoffener Politiker, der vom Leben nicht mehr viel zu erwarten hat, hat aber einen Sohn, der sich nicht für ihn interessiert und einmal Erbe des großen Scatcherd-Vermögens werden wird. Kurz bevor Scatcherd seinem Leiden erliegt, eröffnet Doctor Thorne ihm, dass seine Nichte Mary Scatcherds vermisste Nichte sei und im Falle, dass sein Sohn das Erbe nicht anträte, Mary alles erben würde. Erleichtert hierüber stirbt Scatcherd und sein Sohn Louis freut sich, in wenigen Wochen 21 Jahre alt zu werden und Geld und Ländereien zu erben. Zudem hat er ein Auge auf Mary geworfen…

Drehbuch: Julian Fellowes

Es ist schon eine Mischung aus Jane Austen und Charles Dickens, die man in der Literaturverfilmung „Doctor Thorne“ findet. Die literarische Vorlage stammt von Anthony Trollope, der, wie Drehbuchautor Julian Fellowes betont, sich hinter den erwähnten beiden Schriftstellern nicht zu verstecken braucht. Trollope hat die fiktive Grafschaft Barsetshire erfunden und in ihr sechs Romane spielen lassen, von denen „Doctor Thorne“ der dritte Teil ist, der 1858 erschien.

Julian Fellowes schrieb das Drehbuch zur eigentlich dreiteiligen Serie, die für den amerikanischen Markt in einen Vierteiler umgeschnitten wurde, in dieser Version liegt auch die deutsche Ausgabe vor. Fellowes ist vor allem berühmt durch die von ihm erfundenen preisgekrönte Serie „Downton Abbey“, die das Genre der historischen Serien ordentlich aufgemischt hat. Auf der DVD gibt er zu jeder der vier Episoden eine kleinen Einleitung und gibt ein Nachwort, jeweils nicht zu lang und amüsant und eher eine Verbeugung Fellowes‘ vor Anthony Trollope, und es würde nicht wundern, wenn Fellowes künftig weitere Romane aus dessen Feder für da Fernsehen adaptieren würde.

Gelungene Adaption

Bestechend für die kurzweilige Verfilmung sind vor allem die Landschaftsaufnahmen, die das Herz eines jeden Fans von „Land and Landscape“ erfreuen dürften. Gekonnt werden Landsitze und Dörfer in Szene gesetzt und bilden das passende Ambiente für die verschwurbelte, wenn auch ab einem gewissen Punkt vorhersehbare Handlung. Natürlich wird es ein Happy End geben, wir Frage ist nur, wie werden die Steine, die im Weg liegen, aus dem Weg geräumt? Das soll hier natürlich nicht verraten werden.

Unter den Schauspielern überzeugt in erster Linie Tom Hollander als Doctor Thorne und seine Nicht, Mary, dargestellt von Stefanie Martini. Sie muss schon ein bißchen mehr tun als hübsch aussehen, was ihr aber tadellos gelingt. Ihr würden noch mehr Männer zu Füßen liegen, wenn sie eine bessere Partie wäre, und so obliegt es ihrem Jugendfreund Frank (Harry Richardson), diesen Part einzunehmen.

Überzeugende Schauspieler

Der zunächst angenommene Rivale Sir Roger Scatcherd wird gespielt von Ian McShane, einem schauspielerischen Urgestein und bekannt aus Serien wie „Deadwood“ oder aus dem vierten „Fluch der Karibik“-Teil. McShanes Präsenz und Erfahrung ist eine Bereicherung für die Verfilmung, gibt er ihr doch den Schmiss, der die ein wenig angestaubte Vorlage mit Humor würzt. Auch hinter den Kulissen war er wohl für die gute Unterhaltung zuständig, wie den ausführlichen Making-Ofs zu entnehmen ist. Rebeca Front als Lady Arabella gibt eine herrlich verzweifelnde Mutter, die nur das Beste für die Familie will.

Weitere wichtige Rollen werden von Edward Franklin (jung und stets betrunken als Sohn von Scatcherd, Louis) und Alison Brie verkörpert, letztere in der Rolle der Amerikanerin Miss Dunstable, die Arabella Gresham für ihren Sohn als künftige Braut ausersehen hat. Sie sieht gut aus, ist reich und ist es zudem gewohnt, nur wegen ihres Geldes Anträge zu bekommen. Sie sorgt mit ihrer frischen Art für Humor und hätte gerne mehr Szenen bekommen dürfen.

Fazit:

Alles in allem bietet „Doctor Thorne“ für Fans von „Downton Abbey“ und Verfilmungen von Jane Austen 165 Minuten seriöse Unterhaltung, die nicht weh tut und die man gut und gerne geniessen kann. Die Aufnahmen sind großzügig und holen den Zuschauer in das viktorianische England und geben Einblick in die Art und Weise, wie an damals lebte und versuchte, seinen gesellschaftlichen Status zu halten. Die schauspielerische Leistung ist angenehm und verspricht eine gelungene Teamleistung. Jede der beiden DVDs ist mit Making-Ofs gespickt, die man sich unbedingt ansehen sollte. Wer sich „Doctor Thorne“ anschaut, wird eine angenehme Zeit verbringen. Nicht mehr und nicht weniger.

Wertung: 80

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