El Cid - Staffel 1

Serien-Spezial von Carsten Jaehner (01.2021)/ Titelbild: © amazon

Wie aus einem Knappen ein Nationalheld wurde

Spanien, Mitte des 11. Jahrhunderts. König Ferdinand I. der Große ist König von Kastilien, Léon und Galizien und bereits alt, als sich hinter seinem Rücken Intrigen bilden, um ihn vom Thron zu stoßen. In diese Intrigen sind neben seinen Kindern auch seine Frau Sancha und Graf Flaín sowie der Bischof von Léon verwickelt, zudem der Adelige Rodrigo Alvarez. Dessen Enkel Rodrigo, oder in seiner Kurzform Ruy genannt“, arbeitet sich vom Knappen bis zum äußerst fähigen Soldaten hoch und wird bald ein anerkannter Krieger.

Natürlich haben erfolgreiche Krieger, zumal wenn sie nicht von Adel sind, ihre Neider, und so hat auch Ruy einen Feind in Orduno gefunden, der auch noch der Sohn des Grafen Flaín ist. Zwar geht der geplante Anschlag auf König Ferdinand fehl, da Ruy ihn vereiteln kann, doch damit nehmen die Fehden gegen den König erst ihren Anfang. Ruy zieht mit dem Heer von Léon in diverse Schlachten und kann sich dort an der Seite des Prinzen Sancho behaupten. Sein Mut und seine Kraft lassen ihn bald den Beinamen „El Campeador“, (dt. ungefähr: „Der Kämpfer“, eigentlich in Zweikämpfen) tragen. Im gemeinsamen Kampf mit den Arabern für Saragossa kommt mit der Bezeichnung „Mein Herr“, ein weiterer hinzu, der auf Arabisch „El Cid“ bedeutet…

Ruy feiert glanzvolle Siege und muss doch mit ansehen, wie das Königreich zerfällt. Der sterbende König Ferdinand braucht einen Plan, wie er seine drei Königreiche halten kann. Welche Rolle wird Ruy dabei spielen? Es liegt noch ein langer Weg vor einem Frieden auf der iberischen Halbinsel…

Noch lange nicht zu Ende erzählt

Die spanische Serie „El Cid“ von 2020 besteht nur aus fünf Folgen in der ersten Staffel, die bis auf die erste Folge knapp unter einer Stunde dauern, allerdings ist die Geschichte von El Cid noch lange nicht zu Ende erzählt, daher darf man noch die eine oder andere weitere Staffel erwarten. Und wer diese fünf Folgen gesehen hat, wird eine Fortsetzung kaum erwarten können.

El Cid hat wirklich gelebt, erzählt wird also der Anfang seiner Geschichte in der Zeit der Reconquista. Gerade zu Beginn muss man als „Nicht-Spanier“ gut aufpassen, damit man den Einstig in die Familienverhältnisse gut versteht. König Ferdinand ist König, da er die Infantin Sancha geheiratet hat, die als Frau nicht den Thron einnehmen durfte. Beide haben fünf Kinder, darunter die drei Söhne Sancho, Alfonso und Garcia, zudem zwei Töchter, darunter die älteste der Kinder, Urraca, die nicht verwinden kann, dass sie nicht Königin werden kann.

Es waren fünf Königskinder…

Für Konflikte ist also reichlich gesorgt, jeder König hat seine Feinde und nicht nur aus der eigenen Familie. Der aufstrebende Ruy hat seinem König die Treue geschworen, die Serie verfolgt also einen Aufstieg, der allerdings ob der komplizierten Verhältnisse recht langsam dauert.

Die Serie aus der Feder von José Valesco bietet alles, was das Herz von Freunden historischer Serien begehrt: Intrigen, Liebe, Sex, gutaussehende Frauen und Männer, tiefe Abgründe, eine spannende Handlung mit einigen Überraschungen und natürlich einige Schlachten. Denn wenn sich Königshäuser untereinander bekriegen, läuft es ja immer darauf hinaus, vor allem, wenn man sich im tiefsten Mittelalter befindet.

Hat der Kinofilm aus dem Jahr 1961 mit Charlton Heston in der Titelrolle noch 189 Minuten für El Cids gesamte Lebensgeschichte gebraucht, so lässt sich die Serie mehr Zeit und nach fünf ereignisreichen Folgen ist, wie bereits erwähnt, ein Ende noch lange nicht in Sicht. Da es sich aber um den spanischen Nationalhelden El Cid handelt, darf man sich da auch ruhig mehr Zeit lassen.

Überzeugende Darsteller

In der Titelrolle als Ruy sieht man Jaime Lorente, den versierte Serienfans bereits als „Denver“ aus der Serie „Haus des Geldes“ kennen. Lorente gibt einen drahtigen Ruy, gut gebaut, der aber noch so einiges an Taktik zu lernen hat. Doch man ahnt schon, wie er sich in weiteren Staffeln steigern wird. Sein gefährlichstes Gegenüber ist Graf Fraín, gespielt von Carlos Bardem, dem Bruder des Schauspielers Javier Bardem, dieser spielt seinen Part als Bösewicht und das überzeugend. Prinz Sancho (Francisco Ortiz) ist nicht ganz so stark, wie er eigentlich sein sollte, im Gegensatz zu seiner Schwester Urraca (glänzend aufgelegt und immer zwischen Gut und Böse: Alicia Sanz). In José Luis García Pérez hat man einen überzeugenden Darsteller für König Ferdinand gefunden, der am Ende weiß, dass er der Familie nicht trauen kann.

Die Ausstattung der Serie ist einem ordentlichen Historienspektakel mehr als angemessen und braucht den Vergleich mit Produktionen aus Hollywood nicht zu scheuen. Die Musik aus der Feder des Oscar-Preisträgers Gustavo Santaolalla tut ihren Teil zu einem stimmigen Fünfteiler, der spannend ist und bei dem man leicht in Versuchung gerät, alle fünf Folgen am Stück zu schauen.

Fazit:

„El Cid“ ist eine spannende historische Serie, die (leider) nur aus fünf Folgen in der ersten Staffel besteht und die den Beginn der Geschichte des titelgebenden spanischen Nationalhelden erzählt. Die Handlung ist gerade zu Beginn komplex, steigert sich aber über die Zeit mit wachsender Spannung und macht Hoffnung auf weitere Staffeln, die genauso gelungen sein mögen.

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Bilder: © Amazon

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