Richard Dübell

„Ein Unterhaltungsroman ist immer eine Gratwanderung“

04.2011 Nach dem Gewinnspiel-Event in Landshut stellte sich ein gut gelaunter Richard Dübell in der Burgschenke der Burg Trausnitz den Fragen der Histo-Couch.

Histo-Couch: Herr Dübell, vielen Dank, dass Sie sich zu diesem Interview bereit erklärt haben. Gerade eben ist ihr neuer Roman „Die Pforten der Ewigkeit“ erschienen. Wie sind Sie auf die Geschichte Ihres Buches gekommen?

Richard Dübell: Ich dachte mir: Es gibt einen tollen historischen Roman über mittelalterliche Architektur von einem Engländer, es gibt einen von einem Spanier. Und wir haben hier im deutschsprachigen Raum so viele schöne alte Bauten, aber es gibt keinen Roman von einem deutschen Autor, der sich damit als grundlegendes Thema einer Geschichte befasst. Und da dachte ich mir weiter: Das könnte doch ich sein! Natürlich stimmt man so einen Einfall dann zunächst mit dem Verlag ab, der ja ein in sich stimmiges Programm gestalten will. Und wenn dann von dieser Seite grünes Licht kommt, legt man los.

Histo-Couch: Wie lange haben Sie daran geschrieben? Es sind ja immerhin 850 Seiten.

Richtad Dübell: Ich habe mit Recherche gute sechs Monate daran gearbeitet. Die reine Schreibzeit würde ich auf vier Monate veranschlagen.

Histo-Couch: Der Großteil der Handlung spielt in Wizinsten, Weißenstein. Ich habe danach gesucht, es aber nicht gefunden.

Richard Dübell: Nein, der Ort ist erfunden. Es gibt allerdings eine reale Vorlage dafür, eine Stadt namens Prichsenstadt am Südrand des Steigerwaldes, die ich auf einer meiner Recherchereisen durch die Gegend eher zufällig entdeckt habe. Wenn man sich die Planzeichnung Wizinstens im Buch ansieht, merkt man sofort, wie stark ich mich an die Topografie Prichsenstadts angelehnt habe. Selbst der große Fischteich vor dem Westtor Wizinstens existiert im realen Prichsenstadt an genau dieser Stelle. Mein Wizinsten liegt jedoch mitten im Steigerwald, nicht an dessen Rand.

Histo-Couch: Besuchen Sie immer alle Orte, über die Sie schreiben? Ist das wichtig fürs Schreiben?

Richard Dübell: Für mich schon, da ich der Meinung bin, dass der Ort eine genauso wichtige Rolle spielt wie die Figuren – eigentlich ist er eine weitere Hauptperson. Er muss zum Thema und zur Story passen. Daher muss man die Schauplätze der Handlung auch besucht haben – und nicht nur mit GoogleEarth vom Schreibtisch aus recherchieren. Ich reise immer überall hin und war auch an allen wichtigen Schauplätzen der „Pforten der Ewigkeit“ – mit Ausnahme des „namenlosen Kaffs in Terra Sancta“.

Histo-Couch: Gibt es eine Figur, mit der sie sich selbst besonders identifizieren? Gibt es eine Figur, die sehr viel von Ihnen selbst hat? Wieviel Richard Dübell steckt in den Figuren drin?

Richard Dübell: Na ja, es bleibt nicht aus, dass immer in allen Figuren irgend etwas vom Autor steckt. Ich vermeide aber nach Kräften, meine Figuren autobiografisch zu gestalten, sondern gestalte immer wieder neue Charaktere. Wer in „Die Pforten der Ewigkeit“ noch am meisten von mir hat, wäre Ramons Trencavel, der Vater des Helden Rogers. Aber das gilt auch nur für bestimmte Reaktionen auf Dinge, die im dieser Figur im Lauf des Romans zustoßen, und keinesfalls für den Charakter Ramons Trencavel an sich.

Histo-Couch: Wie ist das mit der Mischung zwischen fiktiven und realen Figuren? Ist das schwierig, und kriegt man auch irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil man den realen Figuren vielleicht etwas antut, was nicht gewesen sein konnte?

Richard Dübell: Natürlich erleiden historische Gestalten, die in einen Roman eingebaut werden, Dinge, die ihnen in Wirklichkeit nicht zugestoßen sind (abgesehen davon können das ja schöne Dinge sein). Wichtig ist meiner Meinung nach, dass sie dann darauf möglichst so reagieren, wie die echte Person es in diesem Fall getan hätte. Das kann man sich mit gewisser Mühe aus den historischen Dokumenten erarbeiten. Alles andere hätte ja auch keinen Sinn – warum sollte ich einen historischen Charakter in meiner Geschichte vorkommen lassen, wenn ich dann alles frei erfinde, was mit der Figur zu tun hat? Die Mischung zwischen echten und erfundenen Figuren ergibt sich aus der Story. Ich lege es nicht zwangsweise darauf an, mein Personal aus möglichst vielen Menschen zusammenzustellen, die wir aus den Geschichtsbüchern kennen, aber wenn es geschieht, dann gebe ich mir große Mühe mit ihnen.

Histo-Couch: Ist es dann schwer, das so zu gestalten, bis es sich alles ineinander fügt, oder muss man da auch mal ein bisschen herumbiegen?

Richard Dübell: Ein bisschen gebogen wird immer, letztendlich haben wir ja kein Geschichtswerk vor uns, sondern einen Unterhaltungsroman. Wenn man die Waagschale halten muss zwischen geschichtlicher Wahrheit und Dramaturgie, dann entschiedet man sich als Romanautor schon mal für die Dramaturgie. Ich halte es aber so, dass ich lieber etwas weglasse oder eine Szene umstelle, bevor ich die geschichtlichen Fakten allzu sehr verändere. Man sollte sich da schon Grenzen setzen und überlegen, ob es nicht eine bessere Lösung gibt, als die platte Unwahrheit zu erzählen. Eine Gratwanderung ist und bleibt es.

Histo-Couch: Sind Ihnen die „Guten“ lieber oder die „Bösen“?

Richard Dübell: Ich bin immer fasziniert von den Bösen. Das wird Ihnen aber wahrscheinlich jeder Romanautor, jeder Regisseur und jeder Schauspieler für seine Person genauso sagen. Interessant sind an den Schurken vor allem deren Schwächen, die sie menschlich und vielleicht sogar wider Willen sympathisch machen. In meinen Romanen gibt es wenige wirklich totale Bösewichter, und selbst die habe ich so angelegt, dass irgend an ihnen ist, was einen faszinieren kann. Ich mag es auch gerne, wenn man bis zum Schluss das Gefühl hat, dass der Böse sich noch zum Guten wenden könnte. Manche meiner Bösewichter tun das schließlich auch, manche tun es nicht. Diese Ambivalenz möchte ich gern aufrecht erhalten.

Histo-Couch: Können Sie sich vorstellen, dass es zu den „Pforten der Ewigkeit“ noch eine Fortsetzung gibt? Gerade Rudolf von Habichsburg hat ja noch einiges vor sich …

Richard Dübell: Stimmt, dessen Karriere fängt am Ende des Romans erst an. Fortsetzungen funktionieren zwar manchmal, aber man muss nicht unbedingt ein Thema ganz breit treten. Besser ist es, aufzuhören, wenn’s am schönsten ist. Ich habe zweimal Fortsetzungen geschrieben: die fünfteilige Peter Bernward-Serie und die Teufelsbibel-Trilogie. Die Peter Bernward-Romane sind, was ihre Handlung angeht, stets in sich abgeschlossen; die Teufelsbibel-Trilogie ist aus einem Stück, und es macht Sinn, sie auch hintereinander weg zu lesen. Was die „Pforten der Ewigkeit“ betrifft, wird es keine Fortsetzung geben. Die Geschichte endet genau da, wo sie soll; noch etwas dranzuhängen, wäre Verrat an der Story.

Histo-Couch: Sie pflegen in ihren Büchern auch eine bestimmte Art von Humor. Machen Sie das bewusst oder passiert Ihnen das?

Richard Dübell: Ich mache das schon bewusst und bin auch froh, dass es mir leicht von der Hand geht. Ich möchte bewusst gegen die üblichen düsteren, tragischen, melancholischen Historienromane anschreiben. Darum bringe ich so viel Humor wie möglich in der Story unter, ob es nun Ironie ist oder Slapstick-Humor, je nachdem, was gerade zur Szene passt.

Histo-Couch: „Die Pforten der Ewigkeit“ ist ihr vierzehnter Roman. Wie groß ist da die Gefahr, dass man sich wiederholt? Woher nehmen Sie Ihre Ideen?

Richard Dübell: Man fürchtet selbstverständlich, dass man sich wiederholt, und man ertappt sich schon auch mal dabei, dass einem gewisse Sequenzen beim Durchlesen auf einmal furchtbar bekannt vorkommen. Dann stellt man fest, oh, das habe ich schon mal fünf Romane vorher so ähnlich geschrieben. Dann fliegt das raus, oder man ändert es ab. Gottseidank habe ich aber meine Romane ziemlich im Kopf. Ich könnte von jedem noch die Handlung herbeten, insofern bin ich mein eigener bester Aufpasser, dass Wiederholungen nicht vorkommen. Dafür habe ich jetzt den zweiten Teil der Frage vergessen.

Histo-Couch: Ehm …Woher nehmen Sie Ihre Ideen?

Richard Dübell: Ah, genau! (lacht) Das wollte ich nämlich nicht verraten. Nein, die ergeben sich eigentlich von selbst. Man befasst sich mit dem Thema, um das sich die Geschichte eigentlich drehen soll, sucht nach der Epoche, in die man dieses Thema ganz natürlich hineinsetzen kann, denkt sich die Charaktere aus, die am besten dafür geeignet sind, dem Thema einen interessanten Dreh zu geben, und dabei entwickelt sich die Handlung fast völlig von allein. Man schraubt nur noch hier und dort ein bisschen, damit das Ganze in sich stimmig ist.

Histo-Couch: Ein Roman, den Sie besonders gerne empfehlen, ist „Die Braut des Florentiners“, und auf den sollen Sie auch besonders stolz sein. Warum ist das so?

Richard Dübell: „Die Braut des Florentiners“ hat meines Erachtens – von den „Pforten der Ewigkeit“ einmal abgesehen (lacht) – die schönste Liebesgeschichte, die ich je geschrieben habe. Und das in einem scheinbar völlig unpassenden Umfeld, nämlich der Welt der Söldnerheere am Anfang des 16. Jahrhunderts. Der Roman ist ein Art „Roadmovie“. Ich mag Roadmovies sehr gerne und bewege in meinen Geschichten meine Figuren sehr oft von A nach B. Grundsätzlich geht es um eine sehr actionreiche Geschichte über eine Gruppe von Banditen, die eine junge Braut aus reichem Haus gekidnappt haben und die nun von verschiedenen Leuten gejagt werden. Es ist eine Story, bei der sich ständig die Blickwinkel verschieben, in deren Verlauf die Helden fiese Dinge tun müssen und die Bösewichter plötzlich gezwungen sind, sich wie Helden zu verhalten. Im Zentrum der Handlung befindet sich ein Dreieck von Menschen: Magdalena, die die Gabe hat, die versteckten Emotionen ihrer Gesprächspartner spüren zu können, Lorenzo, der sich immer noch nicht verziehen hat, was er früher einmal gewesen ist, und Corto, der sich nach dem Leben auf dem Fluss sehnt und weiß, dass er niemals an einem der beiden Ufer heimisch werden wird.
Der Roman ist einfach gut gelungen, auch wenn ich das selbst sage. Natürlich behaupte ich das von all meinen Romanen. (lacht) Vielleicht liegt meine besondere Zuneigung zur „Braut des Florentiners“ auch daran, dass der Roman ein Stiefkind ist. Er ist als Original-Taschenbuch irgendwann mal unterm Jahr erschienen, hatte kein Promotion-Budget und ist so der Aufmerksamkeit des Marktes ein wenig entgangen. Und vernachlässigte Kinder liebt man ja am allermeisten.

Histo-Couch: Es gibt in Landshut das Romantik-Hotel Fürstenhof, in dem es ein Tuchhändler-Zimmer gibt, in dem man auch übernachten kann, und sie waren auch in einem Schreiburlaub an der türkischen Riviera. Werden diese Aktionen gut angenommen, und was ist der Reiz daran?

Richard Dübell: Das Tuchhändler-Zimmer im Fürstenhof wird sehr gut angenommen. Wenn man da übernachten will, muss man sich ein halbes Jahr vorher anmelden.

Histo-Couch: Und das hat tatsächlich etwas mit Ihrem Buch zu tun?

Richard Dübell: Ja, ich habe geholfen, es einzurichten – mit Hilfe eines Innenarchitekten und eines Schreiners, aber die ganze Konzeption stammt von mir. Ich habe das Konzept natürlich den Erfordernissen eines modernen Hotelzimmers angepasst, in diesem Rahmen aber versucht, ein Schlafzimmer aus dem 15. Jahrhundert darzustellen. Da ist ein nach alten Vorbildern geschreinertes Bett drin mit einem Baldachin; im Bad finden sich Textauszüge aus dem Roman als Fresko an die Wand gemalt. Es ist wunderschön geworden. Ich habe allerdings selber noch nie drin übernachtet, weil es immer belegt ist.
Der Schreiburlaub in der Türkei ist, was die zwei Lesungen und das Kamingespräch betraf, super angenommen worden. Das Konzept für den Schreibworkshop ist noch verbesserungsfähig. TUI und ich werden es überarbeiten und auf jeden Fall weiterhin anbieten.

Histo-Couch: Sie haben auch schon Artikel für P.M.-History geschrieben. Schreiben Sie öfters für Magazine oder war das eine einmalige Sache?

Richard Dübell: Mit P.M.-History verbindet mich mittlerweile eine mehrjährige, regelmäßige Zusammenarbeit. Das klappt phänomenal – wir entwickeln zuweilen sogar gemeinsam Themen. Die großen Sonderthemen zum Dreißigjährigen Krieg, zur Artus-Legende und zum Turiner Grabtuch sind in Projektbesprechungen mit der Redaktion entstanden, in die ich von Anfang an mit eingebunden war. Für mich ist das eine schöne Gelegenheit, all das Faktenwissen, das sich bei mir immer ansammelt und das sich nur unvollständig in einem Unterhaltungsroman wiederfinden kann, vorzustellen. Wahrscheinlich hat jeder historische Autor eine Art pädagogischer Ader. Ich kann ihr mit meinen PM-History-Artikeln frönen.

Histo-Couch: Auf Ihrer alten Homepage waren Fotos von Schauspielern, die Sie sich als Darsteller für Ihre Charaktere vorstellen könnten. Das ist auf Ihrer neuen Homepage nicht mehr. Warum ist das so?

Richard Dübell: Ich habe das runtergenommen, weil ich festgestellt habe, dass es die Leser irritiert.

Histo-Couch: Weil sie vielleicht festgelegt werden?

Richard Dübell: Weil sie für die Romancharaktere oft ganz andere Personen im Kopf haben. Ich nutze jetzt stattdessen das Lübbe-Forum, in dem ich mich mit meinen Lesern wunderbar austauschen kann – wenn dort die Anfrage gestellt wird, wie ich mir denn selbst meine Heldinnen und Helden vorstellen würde, poste ich schon mal das eine oder andere Bild. Meistens ergibt sich daraus dann eine hochinteressante Diskussion.

Histo-Couch: Haben Sie da für „Die Pforten der Ewigkeit“ auch irgendwelche Vorstellungen?

Richard Dübell: Ja.

Histo-Couch: Geben Sie die preis?

Richard Dübell: Klar. Ich habe schon in der momentan laufenden Leserunde für „Die Pforten der Ewigkeit“ eines der Bilder gepostet. Ich denke, ich werde die restlichen Bilder auch noch reinstellen, weil das Interesse der Teilnehmer groß ist. Aber man merkt auch schon an den ersten Rückantworten, dass sie sich zum Teil was anderes vorgestellt haben. Ich habe Schwester Elsbeth vorgestellt, die für mich, das kann ich ja mal verraten, aussieht wie Audrey Tautou (Anm. d. Red.: bekannt aus „Die fabelhafte Welt der Amélie“) – zierlich, dunkelhaarig, hübsch und von einer gewissen Zähigkeit. Schon gab es die ersten Rückmeldungen: „Elsbeth ist doch blond!“
Ich beschreibe meine Figuren übrigens äußerst selten in meinen Texten. Letztlich ist es nur dann wichtig, dass alle dieselbe Vorstellung von einer Person haben, wenn ein bestimmtes optischen Merkmal zur Charakterisierung der Figur dient. Deswegen fand ich das hochinteressant, dass Elsbeth als blond empfunden wurde, denn ich habe ihre Haarfarbe nie erwähnt.

Histo-Couch: „Der Tuchhändler“ sollte auch mal verfilmt werden. Gibt es da Neuigkeiten?

Richard Dübell: Nach einem vielversprechenden Anfang mit zwei Drehbuchentwürfen und etlichen Besprechungen Anfang des neuen Jahrtausends war erst mal lange Zeit Funkstille. Leider hat der Produzent, der sich damals dafür interessierte, die Filmrechte noch viele Jahre lang blockiert und sie erst vor kurzem wieder freigegeben. Nun bin ich im Gespräch mit Konrad Hollenstein, einem erfahrenen Executive Producer und guten Freund, und anderen Interessenten, darunter auch Michael Waldleitner, dem Produzenten von Bully Herbig. Aber von diesen ersten Kontakten bis zur tatsächlichen Realisierung des Films fließt noch viel Wasser die Isar runter.

Histo-Couch: Könnten Sie sich auch noch Verfilmungen von weiteren Ihrer Romane vorstellen, vielleicht auch als Mehrteiler, wie kürzlich „Die Wanderhure“ oder „Die Säulen der Erde“?

Richard Dübell: Also, nur von allen vierzehn. (lacht)

Histo-Couch: Ja, direkt das Gesamtwerk!

Richard Dübell: Natürlich kann man sich das vorstellen. Und es wäre toll, richtig toll, wenn ein Roman verfilmt würde, weil man dann mit der Geschichte, die man erzählen will, soviel mehr Menschen erreicht. Ich weiß aber auch, dass viele Autoren nicht immer glücklich mit der filmischen Umsetzung ihrer Stoffe sind, weil halt der Produzent, der Regisseur und die Schauspieler oft eigene Vorstellungen haben. Auf der anderen Seite ist das ja wieder das Interessante daran – zu sehen, wie diese kreativen Leute sich mit der Story auseinandersetzen. Also, was ich mit vielen Worten sagen will, ist: Wann ruft mich Steven Spielberg endlich an?
Übrigens erlebt man diese Spannung auch bei der Umsetzung der eigenen Bücher in audiobooks. Zwei der drei Teufelsbibel-Romane gibt es als Hörbücher bei Lübbe Audio, eingelesen von Klaus-Dieter Klebsch, der deutschen Synchronstimme von Dr. House. Ich liebe seine ironische, ständig etwas rotzig-freche Stimmlage, und sie passt hervorragend zu den beiden Romanen. Und doch war es überraschend, welche Charakterzüge er in manche der Figuren hineinbetont hat. Da hatte ich manches ganz anders gesehen. Ich finde das spannend.

Histo-Couch: Können Sie sich denn vorstellen, selber Ihre eigenen Bücher einzulesen?

Richard Dübell: Ich kann mir das jederzeit vorstellen, aber es ist ziemlich uninteressant für den Markt, weil ein Hörbuch auch davon lebt, dass es von den Fans der Sprecher gekauft wird, denen die Romanhandlung eher egal ist. Zusammen mit den Fans des Autors ergibt das eine Vereinigungsmenge, die nicht zustande käme, wenn als Zugpferd nur der Autor selbst stünde.

Histo-Couch: Aber ist es nicht auch interessant, das vom Autor selber gelesen zu haben? Sie machen ja auch Lesungen.

Richard Dübell: Na ja, sicher ist das interessant. Meine Lesungen sind auch immer sehr gut besucht und oft ausverkauft. Aber mir ist klar, dass man meinen bayerischen Akzent immer raushört, wenn ich Hochdeutsch rede, und die Frage ist, ob man das auf einer Audio-CD hören will.

Histo-Couch: Können Sie sich vorstellen, in einer Verfilmung selber mitzuspielen? Und wen würden Sie selber gerne spielen aus Ihren Büchern?

Richard Dübell: Natürlich würde ich rasend gern mitspielen, das ist klar. Ich würde eine Nebenrolle spielen, vielleicht zwei Sätze sagen. Ich würde keine wiederkehrende Rolle haben wollen.

Histo-Couch: Also auch keine Hauptrolle?

Richard Dübell: Also, sagen wir mal so, ich würde sie gerne haben wollen, aber ich kenne meine Grenzen und überlasse das lieber den Profis. Nein, keine Hauptrolle. Ich würde eher irgendwo mal auftauchen, so Hitchcock-mäßig.

Histo-Couch: So wie Ken Follett das in den „Säulen der Erde“ gemacht hat, der durfte ja auch einmal durchs Bild laufen.

Richard Dübell: Einen Satz oder zwei würde ich schon sagen wollen. So etwas in der Art von „Majestät, die Angreifer haben den Wall überwunden!“ oder „Almosen, Almosen für die Armen!“.

Histo-Couch: Die letzte Frage: Können Sie uns irgend etwas über Ihre weiteren Pläne verraten?

Richard Dübell: Ich habe ein neues Buch in Arbeit, es soll im Frühjahr 2012 bei Lübbe erscheinen. Es ist eine Geschichte über den berühmtesten und berüchtigsten Edelstein des Mittelalters, den sogenannten „Waisen“, der Bestandteil der Reichskrone war und um den sich einige Legenden ranken. In die Geschichte um den „Waisen“ habe ich als Hauptperson Walther von der Vogelweide eingeflochten, den berühmten Minnesänger, der im Lauf der Handlung erkennen muss, dass er vergessen hat, das zu tun, was ein Sänger oder ein Künstler tun sollte, nämlich seinen Träumen hinterher zu jagen. Natürlich ist eine Liebesgeschichte dabei, natürlich gibt es Mystery, viel Action, es wird auch wieder Kaiser Friedrich II. vorkommen, diesmal in seinen jungen Jahren. Es ist eine temporeiche, romantische, tragikomische Geschichte mit einer faszinierenden familiären Verwicklung, die ich hier aber nicht verraten kann. Ich freu mich schon sehr, weiter zu schreiben und freu mich auch, wenn es endlich auf dem Markt ist. 

Histo-Couch: Vielen Dank für das kurzweilige Interview! 

Die Fragen stammen von Daniela Loisl und Carsten Jaehner, das Interview führte Carsten Jaehner.

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