Nicolas Remin

„Das Schreiben ist ziemlich anstrengend.“

07.2011 Die Histo-Couch im Interview mit Nicolas Remin über Krimis, Commissario Tron und das Schreiben an sich.

Histo-Couch: Herr Remin, wann kam Ihnen das erste Mal der Gedanke, ein Buch zu schreiben?

Nicolas Remin: Jeder, der viel liest – ich war immer ein fleißiger Leser (Zunächst „Heran, Heran, wer lesen kann“, später viel Karl May) – hat irgendwann den Wunsch zu schreiben. Sagen wir also, um Ihre Frage zu beantworten: Sehr früh. Es hat dann allerdings ein wenig gedauert, bis aus dem Wunsch Wirklichkeit wurde.

Histo-Couch: Warum einen historischen Krimi und warum Venedig?

Nicolas Remin: Ich wollte einen Krimi schreiben, weil ich das für einfach hielt: Man hat ein Opfer, jemanden, der es getan hat und eine dritte Person, die ermittelt – keine große Sache, dachte ich, das kann man in kurzer Zeit machen und es ist ein einfacher Weg mit dem Romanschreiben zu beginnen. Natürlich stellte sich heraus, dass das eine sehr naive Idee war. Doch das war der Ausgangspunkt. Venedig – weil ich die Stadt gut kenne und historisch, weil ich das Kompetenzgerangel zwischen ziviler Verwaltung (italienisch – Tron) und Militärverwaltung (habsburgisch – Spaur) für einen geeigneten Hintergrund hielt. Daraus ergab sich das Venedig Habsburgs.

Histo-Couch: Was hat sie daran gereizt, den Commissario Begegnungen mit den Habsburgern erleben zu lassen?

Nicolas Remin: Ich erinnerte ich mich, dass Kaiserin Elisabeth (z.B. in den Sisi-Filmen) in Venedig war und hielt es für eine gute Idee, sie auftreten zu lassen.

Histo-Couch: Wann und wie nahm Commissario Tron Gestalt in Ihrem Kopf an?

Nicolas Remin: Der Protagonist musste ein typischer Venezianer sein – wie Brunetti, wenn Sie so wollen. Auch jemand, der den „Verfall“ der Stadt verkörpert – also in einem bröckelnden Palazzo wohnt und kein Geld für große Renovierungen hat. Tron war, wenn ich mich recht erinnere, relativ schnell präsent, auch in seiner Abneigung gegen die italienische Einheit.

Histo-Couch: Was fasziniert Sie am Schreiben?

Nicolas Remin: „Fasziniert“ ist ein Wort, das ich in diesem Zusammenhang nicht verwenden würde. Sagen wir, mich interessiert, wie weit ich bei einiger Anstrengung auf diesem Gebiet kommen kann. Also: Wo lande ich auf einer Skala von Edgar Wallace bis Henry James. Aber das mögen andere beurteilen.

Histo-Couch: Gibt es etwas, das Sie am Schreiben nicht mögen?

Nicolas Remin: Es kommt nie das raus, was man will. Und es ist ziemlich anstrengend

Histo-Couch: Wie lange hat es gedauert, bis Sie für Ihren ersten Roman einen Verlag gefunden hatten?

Nicolas Remin: Das ging recht flott. Ich habe mich nur an gute Agenturen gewandt – und nur an solche, von denen ich den Eindruck hatte, dass sie sich ihre Klienten genau aussuchen.

Histo-Couch: Hatten Sie auch Absagen und wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?

Nicolas Remin: Mit Absagen hatte ich gerechnet. Damit umzugehen war nun wirklich kein Problem.

Histo-Couch: Wie lange dauert es durchschnittlich von der Idee bis zum fertigen Buch?

Nicolas Remin: Sagen wir, ein Jahr. Sie müssen allerdings berücksichtigen, dass bei Serienkrimis die Konstruktion des Protagonisten nur einmal vorgenommen werden muss. Das spart dann Zeit.

Histo-Couch: Wie lange brauchen Sie normalerweise für Ihre Recherchen?

Nicolas Remin: Meine Romane erfordern im Allgemeinen keine ausgiebigen Recherchen. Da ich mit der Geschichte Europas im 19. Jahrhunderts recht vertraut bin, muss ich nur manchmal ein Detail überprüfen. Es gibt ein Buch, das ich oft zu Rate ziehe: Alvise Zorzis „Österreichs Venedig“ – ein sehr gut geschriebenes Buch über diese ziemlich lange Periode, als Venedig zum Habsburger-Reich gehörte.

Histo-Couch: Wird es noch weitere Bücher mit Commissario Tron geben?

Nicolas Remin: Neue Trons wird es vorerst nicht geben.

Histo-Couch: Das ist natürlich sehr schade, ich denke der Großteil der Leser hätte sich über weitere Bücher mit Alvise Tron gefreut. Gibt es schon konkrete Pläne für Ihr nächstes Buch und wenn ja, können Sie uns schon etwas darüber verraten?

Nicolas Remin: Ja, es gibt schon Ideen für ein weiteres Projekt. Dazu kann ich Ihnen nur so viel sagen, dass es ein paar Leichen gibt, aber daraus folgt nicht automatisch, dass es sich um einen Krimi handelt.

Histo-Couch: Das hört sich auf jeden Fall schon einmal sehr interessant an! Was machen Sie eigentlich, wenn Sie nicht gerade schreiben? Wie sieht ihre Freizeitgestaltung aus?

Nicolas Remin: Ich beschäftige mich sehr gerne mit unserem Garten, konkret heißt das ich sitze bei gutem Wetter gerne im Liegestuhl betrachte die Sträucher und lese. Ich führe – das kann ich auch im Winter machen – ebenso gerne meinen Dackel („Erdmann“) spazieren. Im Winter lese ich auf der Couch.

Histo-Couch: Herr Remin, vielen Dank für das Interview!

Das Interview führt Birgit Borloni.

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