Uwe Klausner
„Ohne Fantasie und Kreativität und Herzblut ist man aufgeschmissen“
07.2013 Die Histo-Couch im Interview mit Uwe Klausner über das Schreiben, seine verschiedenen Reihen und die Stadt Trier.
Histo-Couch: Herr Klausner, Sie haben bereits einige historische Kriminalromane veröffentlicht. Genauer gesagt zwei Reihen, die eine um Bruder Hilpert, die Anfang des 15. Jahrhunderts spielt und eine um Tom Sydow, die zur Zeit des Zweiten Weltkrieges beginnt und bis in die sechziger Jahre hinein spielt. Was hat Sie gereizt, diesmal in die Antike zu reisen?
Uwe Klausner: Ganz einfach: Nach insgesamt sieben Mittelalterromanen bzw. zeitgenössischen Krimis – die noch nicht Erschienenen mitgerechnet – tut ein wenig Abwechslung recht gut. Ehrlich gesagt kam die Idee spontan, und da ich mich während des Studiums primär mit der Geschichte der Antike beschäftigt hatte, fand ich ziemlich schnell Gefallen daran.
Histo-Couch: Wird auch „Die Stunde der Gladiatoren“ ein Auftakt zu einer Serie sein?
Uwe Klausner: Wenn es nach mir geht – ja! Natürlich spielt es auch eine große Rolle, ob der Roman ankommt. Hoffen wir das Beste!
Histo-Couch: Die Antike bietet eine Fülle an Geschichten. Warum haben Sie sich für das Thema Gladiatoren entschieden?
Uwe Klausner: Auch das war eine mehr oder weniger spontane Idee, die mir während einer Führung durch Trier und dem Besuch des dortigen Amphitheaters gekommen ist. Arenen gab es ja überall im Römischen Reich, habe ich mir gesagt, was spricht dagegen, die Story in Trier anzusiedeln? Antwort: nichts.
Histo-Couch: „Die Stunde der Gladiatoren“ umfasst einen Zeitraum von nicht einmal 48 Stunden. Ist es eine Herausforderung, einen Kriminalfall in so einem engen Zeitfenster zu schreiben?
Uwe Klausner: Da Spannung nicht nur bei mir einen hohen – beziehungsweise den obersten -Stellenwert hat, habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, nach einem denkbar einfachen Prinzip zu arbeiten: möglichst viel ´Action´ auf möglichst engem Raum innerhalb möglich kurzer Zeit. Das erfordert natürliche eine Menge Erfindungsgabe bzw. häufige Orts- und Personenwechsel, keine Frage. Da die Resonanz auf dieses Raster zumeist positiv war, habe ich es bei „Die Stunde der Gladiatoren“ genauso so gehalten.
Histo-Couch: Wie bereits eingangs erwähnt, haben Sie auch schon in anderen Epochen geschrieben. Hat Ihnen eine davon besonders gut gefallen? Haben Sie sozusagen eine Lieblingsepoche?
Uwe Klausner: Dass mir die Nazi-Zeit gut gefällt, kann ich nun wirklich nicht behaupten. Trotzdem war die Arbeit an „Walhalla-Code“ am interessantesten, weil Sie mir eine Menge abverlangt und ein Höchstmaß an Kreativität erforderlich gemacht hat. Hinterher war ich zwar ziemlich fertig, aber ich denke, die Mühe hat sich gelohnt.
Histo-Couch: Gibt es noch eine andere Epoche bzw. andere Epochen, mit der bzw. denen Sie sich gerne näher beschäftigen und über die Sie gerne schreiben würden?
Uwe Klausner: Ehrlich gesagt: Da ich mittlerweile auf drei Hochzeiten tanze, fühle ich mich wirklich ausgelastet. Am liebsten wäre mir, noch ein paar Römer-Krimis ´drauflegen´ zu können, weil ich aus dem Studium der Alten Geschichte noch recht viel präsent habe. Außerdem bildet – oder bildete – Trier ein höchst anregendes Ambiente, weshalb ich mir gut vorstellen könnte, dort noch ein paar Leichen zu vergraben.
Histo-Couch: Wie sind Sie bei der Recherche vorgegangen? Haben Sie auch Originalschauplätze besucht?
Uwe Klausner: Natürlich, um ein Gefühl für den Schauplatz und Ideen zu bekommen, ist das unabdingbar. Mittlerweile war ich bereits mehrfach in Trier – Steigerung nach oben nicht ausgeschlossen. Dort gibt es so viel zu sehen, dass man bei jedem Besuch etwas Neues entdeckt – und beileibe nicht nur in puncto Antike.
Histo-Couch: Wie lange haben Sie insgesamt an dem Roman gearbeitet?
Uwe Klausner: Etwa ein Dreivierteljahr – und ziemlich intensiv!
Histo-Couch: Wann und wie ist in Ihnen der Wunsch erwacht zu schreiben?
Uwe Klausner: Texte geschrieben habe ich bereits relativ früh – für eine Band, in die ich mit 16 eingetreten bin. Später habe ich dann Theaterstücke für meine Schüler geschrieben – so kann’s gehen!
Histo-Couch: Haben Sie dieses Handwerk gelernt? Haben Sie Schreibratgeber gelesen oder Kurse besucht? Oder haben Sie intuitiv geschrieben?
Uwe Klausner: Ich bin der festen Überzeugung, dass man Schreiben nicht ´lernen´, sondern sich beim Schreiben – sukzessive verbessern und in ein bestimmtes Genre vertiefen kann. Intuition spielt in diesem Zusammenhang eine große, wenn nicht gar die größte Rolle. Ohne Fantasie und Kreativität und Herzblut ist man aufgeschmissen, wem sage ich das!
Histo-Couch: Sind Sie jemand, der vor Beginn des eigentlichen Schreibens die Geschichte streng durchplottet oder entwerfen Sie nur einen Rahmen und entwickeln den Rest während des Schreibens?
Uwe Klausner: Nicht gelogen: Meine Romane sind bis jetzt noch nie so ausgegangen, wie ich sie konzipiert hatte. Will heißen: Thema, Handlung und Rahmenbedingungen werden grob umrissen (und nicht schriftlich fixiert!). Was mich betrifft, kommen die Ideen beim Schreiben bzw. nach vorausgegangener und möglichst gründlicher Recherchearbeit. Wenn mich der Schauplatz ´anturnt´, ist das meist die halbe Miete. Der Rest erledigt sich dann (beinahe) von selbst.
Histo-Couch: Gibt es etwas im Prozess des Schreibens, das Ihnen nicht gefällt oder das Ihnen bei jedem neuen Buch wieder schwer fällt?
Uwe Klausner: Man muss sich schon einen Ruck geben, um nach einem 346-Seiten-Epos wie den ´Gladiatoren´ wieder in die Gänge zu kommen, das stimmt. Bis jetzt ist mir das jedoch jedes Mal gelungen, wobei ich hoffe, dass mir die Einfälle eines Tages nicht ausgehen.
Histo-Couch: Wie organisieren Sie Ihren Schreiballtag? Wie viele Stunden schreiben Sie pro Tag durchschnittlich? Haben Sie bestimmte Rituale?
Uwe Klausner: Geschrieben wird immer dann, wenn ich einigermaßen Lust dazu habe. Sonst käme nichts dabei heraus, und ich wäre gezwungen, am nächsten Tag wieder von vorn anzufangen. Um einen Roman innerhalb eines Dreivierteljahres fertigzustellen, versuche ich, in etwa zwei Seiten täglich zu Papier zu bringen. Das klappt natürlich nicht immer, aber wenn man sich Mühe gibt, kriegt man es schon auf die Reihe. Disziplin ist in diesem Zusammenhang nicht zu verachten, sonst kommt man nicht vom Fleck.
Histo-Couch: Wenn Sie privat Bücher lesen, können Sie das Buch dann „nur“ als Leser genießen oder bewerten Sie die Geschichte automatisch als Autor? Überlegen Sie, wie Sie die Dinge gelöst hätten?
Uwe Klausner: Nein, bei den Werken der Kollegen, deren Werke ich konsumiere, kann ich komplett abschalten. Das heißt, ich lese sie um ihrer selbst willen, und nicht, um den Schulmeister zu geben. Wenn man will, kann man überall etwas finden, aber das ist doch wohl nicht der Sinn der Sache, oder?
Histo-Couch: Finden Sie auch einmal Anregungen bei Kollegen, die für Ihre Projekte interessant sind? Sei es inhaltlich, stilistisch oder z.B. in der Figurenzeichnung?
Uwe Klausner: Natürlich habe ich meine Favoriten, vor allem aus dem deutschen bzw. angelsächsischen Raum. Bewusst kopieren, nachahmen oder imitieren wäre jedoch fatal. Wenn möglich, sollte man seinen eigenen Stil finden, so schwer dies mitunter auch sein mag.
Histo-Couch: Eine letzte Frage: Können Sie uns schon etwas über ihr nächstes Projekt verraten?
Uwe Klausner: Römerzeit – Klappe, die Zweite! Und wieder in Trier. Das würde mir am besten "runterlaufen".
Das Interview führte Birgit Borloni.
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