Musical in Fulda: Robin Hood

Reportage von Carsten Jaehner (08.2022)
Titelbild: © spotlight musicals GmbH
Fotograf: Christian Tech

Mancher Fan von historischen Romanen hat vielleicht in Fulda die Musical-Adaptionen der Romane „Die Päpstin“ oder „Der Medicus“ gesehen. Nun haben die Macher von Spotlight Musicals wieder zugeschlagen und mit „Robin Hood“ eine weitere historische Geschichte als Musical auf die Bühne gebracht. Ob die Figur des Robin Hood tatsächlich historisch ist, daran scheiden sich die Geister, der Rahmen aber um König John und seinen Bruder Richard stimmt, und so kann man sich getrost auf einen bunten, schillernden Abend mit schöner mitreißender Musik gefasst machen.

Bereits 2017 begann die Zusammenarbeit zwischen Spotlight Musicals und dem weltbekannten irischen Komponisten Chris de Burgh, der gemeinsam mit Dennis Martin das Musical geschrieben hat. Ursprünglich sollte es bereits 2020 Premiere haben, doch pandemiebedingt musste es immer wieder verschoben werden, doch im Juni 2022 war es endlich so weit, und die Uraufführung im Schloßtheater Fulda konnte über die Bühne gehen. Wie in Fulda üblich, kommt dabei (platzbedingt) die Musik vom Band, wurde aber von einem echten Orchester eingespielt.

Das Bühnenbild ist schlicht, aber effektiv und bietet neben seinen praktischen und schnellen Umbaumöglichkeiten viel Platz für Fantasie. Die Requisiten tun ihr Übriges, viele Emotionen werden durch das Licht gesteuert. Da viel in der Natur und im Wald geschieht, ist immer irgendwie ein grüner Grundton vorhanden, der aber nicht aufdringlich ist. Generell ist die Bühne sehr angenehm und wirkungsvoll gestaltet.

Die Kostüme (Conny Lüders) sind der Zeit des 12. Jahrhunderts angepasst und stimmig, wenn auch mit modernem Touch und einer gewissen für die Bühne notwendigen Bewegungsfreiheit. Rüstungen, Kettenhemden, Schilde, Schwerter, natürlich Pfeile und Bögen, elegante Kleider und Volksklamotten, royale Gewänder und Stoffe des Waldes ergeben den optischen Rahmen für eine temporeiche Aufführung.

Die Geschichte von Robin Hood dürfte in groben Zügen hinlänglich bekannt sein, doch gibt es nicht die eine, die richtige Version der Geschichte. Die historischen Quellen weisen gar keinen Robin Hood auf, bis sich mit der Zeit eine Legende entsponnen hat, die dann eine gewisse Grundhandlung hatte, aber auch mehrere Varianten. Eine dieser Varianten ist nun die Musical-Fassung aus Fulda.

Als Kind wächst Robin mit Guy von Gisbourne auf, dem Sohn des Kastellans seines Vaters, wodurch sich bereits eine gewisse Konkurrenz zwischen den beiden entwickelte. Zehn Jahre später wird Robin mit Marian, der Tochter des Sheriffs von Nottingham, zwangsverheiratet, da Robins Vater sich dadurch größere Nähe zur königlichen Linie erhofft. Robin ist nicht an einer Heirat interessiert, und als Guy von Gisbourne in die Hochzeitsfeier platzt, um mit Richard Löwenherz in den Dritten Kreuzzug zu ziehen, leistet Robin einen Eid und reist mit.

Nach einigen Jahren kehrt Gisbourne allein zurück und berichtet, Robin sei tot. Doch Robin ist nicht tot, sondern kehrt später wieder und findet England und den Hof seines Vaters in erbärmlichem Zustand wieder. König John hat die Steuern ins Unermessliche erhöht und bereichert sich selbst an den Einnahmen. Robin erkennt in Gisbourne den Feind, zumal dieser sich für Marian interessiert. Robin taucht enttäuscht im Wald unter findet dort einen Trupp Geächteter, die gegen den König kämpfen…

Dies sind nur einige der Varianten, die sich durch das Musical ziehen, doch am Ende ist es eine schlüssige Geschichte, auch wenn dem geneigten Zuschauer einige Elemente neu oder fremd vorkommen. Eine wichtige Rolle spielt hier Robins Vater, nicht unbedingt als Sympathieträger, und auch die Äbtissin aus dem Kloster, in dem Marian aufgewachsen ist, hat eine tragendere Rolle als bekannt. So bleibt auch für den eingefleischten Robin Hood-Fan neues zu entdeckten.

Die Solisten stellen ihre Figuren allesamt mit Bravour dar, man sieht ihnen an, wieviel Spaß sie auf der Bühne haben. Da die Rollen oft mehrfach besetzt sind, ist es schwierig, sich auf einzelne Darsteller festzulegen. Ich sah Sascha Kurth als Robin Hood, dem man seine Entwicklung vom geläuterten Krieger zum erzürnten Kämpfer abnimmt. Marle Martens als Marian ist eine starke Frauenrolle mit beeindruckender schauspielerischer und gesanglicher Leistung. Thomas Höhler als Guy von Gisbourne ist herrlich böse, wird jedoch von Christian Schöne als König John in seiner Boshaftigkeit noch überflügelt. Schöne scheint hier seine Lieblingsrolle gefunden zu haben: Böse, dekadent, authentisch. Es ist eine Freude, ihm zuzusehen. Unter den kleineren Rollen wie Will Scarlett, Earl von Huntington (Robins Vater), John Little (viel zu wenig Szenen mit ihm), und dem Sheriff sticht vor allem André Haedicke als Bruder Tuck hervor, eine Rolle, die immer für Amüsement sorgt.

Alles in allem ist „Robin Hood – Das Musical“ ein tolles Erlebnis und man hat über fast drei Stunden einen schwungvollen, tollen Abend, dessen Besuch sich wirklich lohnt. Auch wenn man das Gefühl hat, die eine oder andere Choreographie in Fulda schon einmal gesehen zu haben, bieten das Sujet und der Umgang mit Pfeil und Bogen doch reichlich Variationsmöglichkeiten. Im Übrigen ist es sehr geschickt, wie sie das mit dem Schießen auf der Bühne machen – unfallfrei und risikolos und doch effektiv. Tolle Ideen!

Das Musical läuft in Fulda noch bis Oktober 2022 und wird 2023 wieder aufgenommen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall!

Fotos:  © Spotlight Musicals GmbH

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