Assassin's Creed
Valhalla

Spiel-Kritik von Lennard C. Schmechta (01.2021)
Titelbild: © Ubisoft

Lebendige und stimmungsvolle Spielwelt, aber durchwachsene Story und schwache Charaktere

In dem nächsten Serienteil von Ubisofts Erfolgsreihe „Assassin's Creed“ verschlägt es den Spieler diesmal in den Norden des 8. Jahrhunderts, wo er als Eivor entweder als Krieger oder Kriegerin an der Seite der Wikinger Englands Küsten überfällt

Die Story

Assassin's Creed Valhalla beginnt mit der Vorstellung des Hauptcharakters als Kind, das zusammen mit seiner Familie auf einem der Festgelage feiert. Doch dieses friedliche Umfeld hält nicht lange, schon bald stürmen feindliche Krieger die Stadt und machen den Feierlichkeiten ein jähes Ende – wie auch der Kindheit Eivors. Dieser schafft es nämlich  nur knapp zu fliehen und gerettet zu werden.

Von da an schwört sich der Junge Rache an den Angreifern und macht Jagd auf seine Feinde, ganz nach dem Ehrenkodex seines Volkes. Doch neben seinen eigenen Plänen muss er sich auch um die Ziele seiner Landsleute und auch seines Fürsten kümmern. Diese gehen nämlich immer weniger Hand in Hand und Eivor sieht sich zusammen mit seinem „Bruder“ Sigurd, den Erben des Fürsten, vor die Wahl gestellt: Dem festgefahrenen und übervorsichtigen Jarl zu folgen oder aber ihre Heimat zu neuen Ufern zu verlassen, was die Brüder schließlich auch nach England führt.

Mit an Bord ihrer Mannschaft sind jedoch nicht nur Wikinger sondern auch zwei mysteriöse Ordensbrüder von einem fernen Kontinent, die neben versteckten Messern auch das ein oder andere Geheimnis verbergen und den nordischen Kriegern auch aus eigenen Gründen folgen. Während sein älterer Bruder die Führung übernimmt, wird Eivor mehr und mehr von diesem Orden und seinen Anhängern angezogen, bis er schließlich seinen ganz eigenen Weg zu beschreiten beginnt…

Die Geschichte in AC Valhalla ist kurz gesagt weder wirklich gut noch wirklich schlecht. Wer sich für das Setting und seine Historie interessiert wird viele Hints und Fakten entdecken, weshalb man den Entwicklern keinesfalls mangelnde Recherche vorwerfen kann. Jedoch kommen diese Aspekte nur am Rande zur Geltung, sie spielen in der Handlung letzten Endes keine so entscheidende Rolle. Wer die Serie „Vikings“ geguckt hat wird zwar den ein oder anderen Namen wiedererkennen, jedoch nicht das Niveau der Serie.

Gerade die Charaktere bleiben oft viel zu flach, beginnend mit dem Hauptcharakter Eivor. Sein Werdegang ist eine weitere typische Rachegeschichte, was nicht direkt schlecht ist, jedoch von Ubisoft schon deutlich besser verpackt wurde wie in AC Origins wo nicht der Sohn den Vater, sondernd der Vater den Sohn rächt.

Natürlich spielt man Assassins Creed nicht nur wegen seiner Geschichte, doch besonders Valhalla fällt neben seinen Vorgängern leider eher negativ auf wenn es zur Handlung und seinen Protagonisten kommt.

Das Gameplay

Hier hat Ubisoft tatsächlich vieles geändert, beginnend mit dem Kampfsystem. Bereits seit Origins ist das Kampfsystem von Assassins Creed deutlich rollenspiellastiger und komplexer geworden. Gerade Odyssey schlug laut vielen Kritikern dabei sogar etwas zu sehr über die Stränge und verlor sich in blitzenden und blinkenden Schadensanzeigen.

Diese Kritik scheinen sich die Entwickler zu Herzen genommen zu haben und führen in Valhalla wieder deutlich mehr Authentik ein ohne aber die Komplexität und den Anspruch der beiden Vorgänger zu verlieren. Gerade in diesem Teil sind die Kämpfe um einiges herausfordernder, gerade spezielle Gegner und Bosskämpfe verlangen schon auf mittlerem Schwierigkeitsgrad einiges an Geschick ab. Dennoch muss man sich keine Sorgen machen jeden Kampf zu 100% durchplanen zu müssen, durch die vielen Fertigkeiten, Waffen und Spezialangriffe usw. die Eivor erwerben kann, findet man eigentlich immer einen Weg zum Sieg. Gerade dieser sieht besonders in AC Valhalla blutiger denn je aus: Gliedmaßen und Köpfe können abgetrennt werden und die Finisher passen sich je nach Situation und Waffe an. Diese Zunahme an Brutalität passt zwar durchaus zum Setting und dem rauen Wikinger-Kampfstil, jedoch rechtfertigt es ebenso die erste USK 18 Freigabe der Reihe.

Neben dem offenen Kampf kommt auch die ikonische verstecke Klinge zurück. Wie auch in den Vorgängern kann man auch als Eivor wieder entweder versteckt oder offen seine Gegner ausschalten. Ersteres wird in AC Valhalla wieder deutlich leichter, da Angriffe aus dem Verborgenen wieder immer tödlich sind – selbst besonders starke Gegner sind so auszuschalten, vorausgesetzt man schafft ein zugehöriges Quicktime-Event. Keiner der beiden Wege ist jedoch besser als der Andere, hier ist die Balance durchaus gut gehalten und jeder kann frei nach seinem Stil spielen.

Neben dem Schiffskampf und Reiten, die größtenteils gleich geblieben sind, wird auch das Klettersystem überarbeitet. Laut Angabe der Entwickler soll Eivor aufgrund seiner eher „bodenständigen“ Ausbildung als Wikinger recht wenig akrobatisch sein. Das Klettern soll daher nicht wie in vorigen Teilen an jeder Fassade möglich sein, sondern sich viel mehr fließend ins Spielgeschehen einbauen und so deutlich passender und realistischer wirken.
Zwar kann man die Ansätze davon durchaus sehen, etwa sind in Städten nicht mehr alle Kisten perfekt gestapelt oder nicht überall steht ein Haufen Heu, dennoch bleibt das Klettern AC-typisch und macht daher auch weiterhin wie gewohnt Spaß.

Abschließend kann man die Gameplay-Änderungen in Assassins-Creed Valhalla fast ausschließlich begrüßen. Sie passen zum Setting und fügen sich wie auch in den Vorgängern gut in die Spielwelt ein. Gravierende Gameplayänderungen oder ein komplettes Umdenken der Reihe wird man hier jedoch nicht finden. Vielmehr probiert Valhalla an vielen Stellen etwas Neues ohne aber die Basis dabei weitreichend zu verändern.

Die Spielwelt

Jetzt kommen wir zur klaren Stärke von AC Valhalla, denn hier sind die Verbesserung am deutlichsten zu spüren. Beginnend mit der Größe der Welt: Diese fällt insgesamt nicht viel kleiner aus als die von Origins, jedoch werden die Gebiete in mehrere kleinere „Open-Worlds“ aufgeteilt. Diese Änderung ist sehr gut, denn anstatt das damit ein gewisser Reiz verloren geht, stoppt es eine „Reizüberflutung“ wie in AC Odyssey wo alle paar Meter ein neues Fragezeichen gewartet hat.

Vielmehr sind Nebenquests und Weltereignisse deutlich subtiler in die Welt eingebaut und fördern hervorragend den Spielfluss. Es kann nun mal einen großen Unterschied machen ob man eine Höhle und ein Lager nach dem anderen leerräumt oder ob man bei einem eigentlich entspannten Ritt durch die Wälder von einer Gruppe Krieger angegriffen wird, die man schließlich zu ihrem Lager verfolgen kann.

Auch die NPCs machen einen realistischen Eindruck, gehen ihren Tagesgeschäften nach und reagieren auf ihre Umwelt und den Spieler. Auch die Gestaltung der Spielwelt ist sehr gut gelungen, gerade das mittelalterliche England bietet eine wunderbare Atmosphäre aus abwechslungsreichen Gebieten: Von bergigem Hochland bis hin zu schroffen Küsten und weitläufigen Feldern kann man unglaublich viel entdecken. Nebenquests und Weltereignisse fallen weder positiv noch negativ auf, ab und an gibt es eine coole Geschichte oder eine kreative Idee, im Großen und Ganzen bleibt es jedoch beim Standard der Vorgängerteile.

Alles in Allem ist die Spielwelt von Assassin's Creed Valhalla sehr lebendig und vielfältig geworden und beeindruckt durch eine eindrucksvolle mittelalterliche Kulisse. Die Nebenquests und Weltereignisse fallen dazwischen jedoch kaum auf, hier bedient sich Ubisoft seiner typischen Formeln.

Fazit:

Am Ende ist Assassin's Creed Valhalla ein durchwachsenes Spielerlebnis. Denn auf der einen Seite macht es durchaus Spaß und ist ein würdiger Nachfolger der vorherigen Teile. Gerade die Open-World und die Atmosphäre geben dem Spiel einen deutlichen Wiedererkennungswert. Das Spiel schwächelt jedoch gerade bei der so vielversprechenden Story und dem Setting. Hier wird das Potenzial eines unverbrauchten historischen Zeitraums und seiner Möglichkeiten kaum ausgenutzt, Charaktere bleiben flach und die Wikinger sind eher Background als relevanter Aspekt im Spiel. An vielen Punkten merkt man wirklich coole und interessante Ansätze die sich dann jedoch schnell im Sande verlaufen.

Als persönlich großer Fan der Reihe hat mich dieser Teil am wenigsten fesseln können und auch nur in seinen besten Momenten wirklich unterhalten können. Viel zu oft schwankte das Spiel zwischen seinen Neuerungen und dem Comeback alter Features. Das verwirrt und enttäuscht zunehmend, auch die wirklich schöne Spielwelt kann das nicht beheben. Einsteiger der Serie sollten daher lieber die älteren Spiele ausprobieren. Wer genauso wie ich ein alter Fan ist, der sollte überlegen wie viel Wert er auf Story und Setting setzt.

Wertung: 75

Gameplay: 80  |  Geschichte: 65  |  Spielwelt: 85

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Screenshots: © Ubisoft

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