Mit der Flut kommt der Tod
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2004
- 3
- Droemer-Knaur, 2004, Titel: 'Mit der Flut kommt der Tod', Originalausgabe
Mord auf der Hallig...
Die Hallig Nordmarsch-Langeneß liegt südlich der Insel Föhr und wird bewohnt von zwei Gruppen: den Menschen des Teiles Nordmarsch und denen des Teiles Langeneß. Im Jahr 1894 verschlägt es den Wasserbauinspektor Sönke Hansen dorthin, um einen schon lange zu entscheidenden Disput mit dem Festland voranzutreiben, bei dem es um einen zu errichtenden Leuchtturm geht. Hansen schifft sich auf die Hallig ein und trifft auf die Bewohner der beiden Inselteile, die sich gegenseitig nicht unbedingt mögen.
Vor allem die Bewohner von Nordmarsch, wo der Leuchtturm schließlich stehen soll, sind auf Hansen nicht gut zu sprechen. Vor allem Tete Friedrichsen, der Ratmann von Nordmarsch, ist gegen ihn und seine Vorschläge. Nach ein paar Tagen auf der Hallig wird am Strand plötzlich eine Leiche gefunden, die Hansen zum Verwechseln ähnlich sieht. Sofort wird vermutet, jemand hätte ihn verwechselt und Hansen sei das eigentliche Ziel der Tat gewesen. Hansen wird um die Aufklärung des Falles gebeten, aber er muss auch zurück nach Husum, um von seinen Fortschritten zu berichten. Ohne erkennbare Ergebnisse vorweisen zu können, muss er zurück aufs Festland, kehrt aber bald auf die Hallig zurück und deckt nach und nach einen Skandal auf, der bis nach Flensburg und noch weiter reicht.
Neben seinem Vorgesetzten und den unangenehmen Nordmarschern hat es Hansen mit einigen skurrilen Zeitgenossen zu tun, die ihm auch auf dem Festland mit Misstrauen begegnen. Dabei lernt er allerdings auf Langeneß auch die burschikose Jorke Payens kennen, die ihm gleich sympathisch ist. Allerdings will er auch seiner Verlobten Gerda Rasmussen treu bleiben. Die jedoch wird seit einiger Zeit vermisst...
Gelungene Beschreibung der Lebensart an der Küste
Mit ihrem spannenden historischen Kriminalroman "Mit der Flut kommt der Tod" beginnt Kari Köster-Lösche eine neue Reihe um den Wasserbauinspektor Sönke Hansen, der bislang zwei Nachfolgeromane bekommen hat. Von Beginn an versteht es die Autorin, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Ihre Beschreibungen der Lebensart an der Küste zum Ende des 19. Jahrhundert sind bisweilen köstlich zu lesen und malen das Bild einer Gegend, die Neuerungen generell skeptisch und ablehnend gegenübersteht. Kari Köster-Lösche beschreibt die Hallig und auch alle anderen Orte, als wäre sie dort selbst zu Hause (was sie auch ist) und so spürt man auf jeder Seite die Nähe und Identifikation der Autorin mit ihren Helden.
Dabei treffen ihre Beschreibungen nicht nur auf der Hallig genau die Zeit, die selbst auf dort ein wenig stehen zu bleiben scheint. Auch die Bürokraten im Husumer Amt oder die skurrilen Typen in manchen Hafenkneipen werden mit ihren Ecken und Kanten dargestellt, dass man sich tatsächlich vor Ort wähnt und gerne ein Schnäpschen mit herunterkippen würde. Kari Köster-Lösche erweist sich rundum als feine und genaue Beobachterin, der gerade die kleinen lieblichen Details am Herzen liegen. Dabei schafft sie es, keine unnötigen Beschreibungen zu zelebrieren, sondern sie trifft mit wenigen Worten genau die markanten Stellen und rundet so das Bild des Jahres 1894 an der Küste sympathisch ab. Große Handlungen wechseln sich mit kleineren wie Muscheln sammeln oder Badefreuden ab und schaffen so eine gelungene Mischung aus Aktion und Ruhepolen. Wie richtiges Inselleben eben.
Sönke Hansen wird nach und nach in einen Fall verwickelt, an dem er auch wächst. Aus einem von vornherein nicht einfachen Auftrag wird schnell ein eigentlich unübersichtlicher Fall mit vielen Fronten, zumal seine Vorgesetzten nicht nur für ihr Amt handeln, sondern auch den preußisch-dänischen Konflikt im Hinterkopf haben. Diese politische Dimension, die über dem Fall und dem kleinen Wasserbauinspektor schwebt, bringt dem Geschehen eine zusätzliche Würze, die die Geschichte noch runder macht.
Typische norddeutsche Traditionen und Bräuche
Neben Hansen bekommen vor allem die Halligbewohner ein typisch friesisches Profil und man findet alle irgendwie sympathisch, auch wenn es vielleicht eigentlich Brummbären und ungehobelte und unfreundliche Stoffel sind. Hierin liegt auch ein großer Verdienst der Autorin. Kenntnisreich werden nicht nur die Hallig, sondern auch die Zeit an sich und deren Traditionen und Bräuche geschildert, was zeigt, dass die Autorin ihre Hausaufgaben gut gemacht und auch umgesetzt hat.
Der Fall selbst ist spannend und hält einige Wendungen parat. Hansens Kampf gegen friesische Windmühlen wird durch manchen Zufall in die richtigen Bahnen gelenkt, vielleicht auch den einen oder anderen Zufall zu viel, aber manchmal muss man eben auch einfach Glück haben. Die Machenschaften in Hansens Husumer Büro mögen manchem aus dem eigenen Büro bekannt vorkommen, manches ändert sich halt nie.
Insgesamt legt Kari Köster-Lösche einen rundum gelungenen Roman vor, dessen Nachfolger man bestimmt auch gerne lesen wird. Mögen Sönke Hansen noch viele weitere Fälle in Norddeutschland beschieden sein. Mit der Ausgangslage dieses Romans ist viel Potenzial für weitere erfolgreiche und interessante Fälle gelegt, ohne den Leser zu langweilen. Zwei Karten, ein Personenverzeichnis und ein Glossar für Nicht-Friesen runden einen schönen Roman ab, den man nicht nur im Sommerurlaub an der Nordsee genießen kann. Mehr davon!
Kari Köster-Lösche, Droemer-Knaur
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