Die Falken Gottes
- Aufbau
- Erschienen: Januar 2007
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- Aufbau, 2007, Titel: 'Die Falken Gottes', Originalausgabe
Mord im Zeichen des Dreißigjährigen Krieges
Die Verhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges zogen sich seinerzeit sehr in die Länge. Doch nicht alle wollten Frieden, es gab viele Geschäftsmänner, die durch den Krieg mehr Geld verdienten als in Friedenszeiten. Von einem Mordfall zu dieser brisanten Zeit erzählt Michael Wilckes Roman "Die Falken Gottes."
Ein ungleiches Paar ermittelt in einem Mordfall
Im Jahr 1647, ein Jahr vor Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, sind die Verhandlungen festgefahren. Boten sind zwischen den Verhandlungsstädten Münster und Osnabrück und auch Süddeutschland unterwegs, um die Ergebnisse der Verhandlungen weiterzutragen. Durch Zufall wird die Magd Anneke aus Lengerich, einem kleinen Ort zwischen Münster und Osnabrück, Zeugin eines Mordes. Das Opfer kann ihr nur noch einen Namen zuflüstern, ehe es stirbt.
Anneke erfährt, dass dieser Magnus Ohlin, den sie sucht, Schwede und in Osnabrück zu finden ist. Als Magd kommt sie nicht so schnell nach Osnabrück, schafft es aber, am Markttag mit ihrem mürrischen Herrn mit dorthin zu fahren und Zeit zu finden, nach Ohlin zu suchen. Dieser steckt in dringenden Terminlichkeiten und hat für eine dahergelaufene Magd kein Ohr und keinen Sinn und weist sie ab. Auch seine Ehefrau ist nicht gut auf sie zu sprechen. Bei einer Ratsbesprechung bekommt Ohlin allerdings den Auftrag, der Sache nachzugehen, und so reitet er nach Lengerich, um Anneke zu suchen und sich den Toten zeigen zu lassen.
Beide reiten nach Münster, wo sie einer Verschwörung der Gruppierung der "Falken Gottes" auf die Spur kommen. Dabei entgeht Ohlin nur knapp einem Mordanschlag, der ihn auf dem Hof von Annekes Herren ausruhen lässt. Eine verworrene Suche nach den Verschwörern beginnt, und je näher die beiden der Lösung kommen, desto näher kommen sie auch sich selber. Ohlin jedoch ist ein verheirateter, treuer Ehemann, und das ist nicht das einzige Problem, das ihn zu Hause erwartet...
Lokalkolorit bringt die Würze des Romans
Mit "Die Falken Gottes" hat Michael Wilcke einen spannenden und gut recherchierten Roman verfasst, der den Leser schnell für sich einnimmt. Wilcke schafft es mühelos, den Leser in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zu entführen und kann auch die politischen Wirrnisse erklären, ohne den Leser damit zu überfordern oder zu langweilen. Dabei entwickelt er einen spannenden Roman, der zum Ende hin immer spannender wird und tatsächlich mit einer Überraschung aufwartet.
Wilcke versteht es sehr gut, die Standesunterschiede zu beschreiben und aufleben zu lassen, mit denen die Protagonisten umgehen müssen. Behilflich ist ihm dabei sicherlich eine gehörige Portion westfälischer Lokalkolorit, denn in Westfalen sind die Menschen wohl immer etwas misstrauischer als anderswo. Gerne hätte es davon noch mehr sein können. Diese kleinen Wortgefechte bekommen dem Buch und der Handlung sehr gut, und so wird das Lesen zu einem echten Vergnügen. Wilcke schafft es beinah mühelos, das 17. Jahrhundert auferstehen zu lassen. Beschreibungen von Örtlichkeiten oder Marktsituationen sind gut beobachtet und bieten ein gutes Fundament für eine klug ausgedachte Geschichte.
Feine Beobachtungen
Aber auch die Menschen zu beobachten, ist ein großes Vergnügen. Gerade das Ehepaar Monsbach, bei dem Anneke eigentlich als Magd dient, ist herrlich getroffen. Aber auch andere Figuren neben Anneke und Magnus Ohlin, wie die andere Magd im Hause oder Ohlins Ratskollegen sind mit viel Liebe gezeichnet und wecken so beim Leser eine gewisse Vertrautheit. Es ist schön, wenn der Autor dem Leser das Gefühl geben kann, sich wie zu Hause zu fühlen.
Ohne viel Vorgeplänkel kommt Wilcke in seinem 316 Seiten starken Buch zur Sache. Zu Beginn lässt er sich die nötige Zeit, die Personen einzuführen, ohne dabei langweilig zu werden. Schnell ist der Mord passiert, und so nimmt die Geschichte um Anneke, die nicht auf den Mund gefallen ist, und Magnus Ohlin, den verheirateten Frauenheld, ihren Lauf. Gegen Ende nimmt die Geschichte noch mehr Fahrt auf, und schließlich wünscht man sich, zu erfahren, wie es mit den Helden nach der letzten Seite weitergeht.
Insgesamt hat Michael Wilcke einen Roman verfasst, der das Leben in Westfalen zum Ende des Dreißigjährigen Krieges gut beobachtet und wiederspiegelt. Zudem hat eine spannende Geschichte geschrieben, die keine Lücken hat und in sich stimmig und logisch ist. Für Freunde dieser Zeit ist dieses Buch genau das richtige, für alle anderen ein wunderbarer Einblick in eine verworrene Zeit des europäischen Umbruchs. Dieses Buch ist einfach eine Freude.
Michael Wilcke, Aufbau
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