Die Druidin

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Januar 2008
  • 16
  • Droemer-Knaur, 2008, Titel: 'Die Druidin', Originalausgabe
Die Druidin
Die Druidin
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Volker Faßnacht
861001

Histo-Couch Rezension vonFeb 2008

Von Kelten und Germanen zur Zeit der Völkerwanderung

Kurzgefasst:

Talia kann Seelen sehen - eine besondere Gabe, die andere Druiden nur zu gerne nutzen würden. Im Haus des Stammesfürsten Caran sucht die junge Frau Zuflucht. Unerkannt - denn sie ist die Tochter, die er einst zu töten befahl ...

Für ihren Vater empfindet Talia tiefen Hass - und trotzdem nimmt sie eine Anstellung bei ihm an. Schnell findet sie sich in seinem geschäftigen Haushalt in Alte-Stadt zurecht und wird von allen geschätzt, auch von Caran. Doch obwohl Talia es bald genießt, zu seiner wohlhabenden Sippe zu gehören, ist der germanische Söldner Atharic der Einzige, für den sie mehr empfindet. Lange weiß nur er um ihre besonderen Fähigkeiten. Bis die junge Druidin begreift, dass ihr Vater in Lebensgefahr schwebt. Talia muss sich entscheiden: Will sie ihre Rache - oder nutzt sie ihre Gabe, um ihn zu retten?

 

Birgit Jaeckel versetzt die Leserschaft mit ihrem Erstlingswerk ";Die Druidin" in die Anfangszeit der europäischen Völkerwanderung um das Jahr 120 v. Chr. Die Kimbern und Teutonen der heutigen Küstenregion Dänemarks wussten von ihren Handelspartnern, die aus dem Süden und Osten Europas kamen, von den für ihre Verhältnisse unbeschreiblich fruchtbaren Ländern. Dies mag wohl der Hauptgrund für einen unvorstellbar großen Siedlerzug gewesen sein. Hinzu kamen aber auch die Klimaverschlechterung und der enorme Bevölkerungszuwachs zu der damaligen Zeit. Vor allem die jungen Kimbern und Teutonen wollten ein besseres Leben haben und nahmen die Wagnisse der Wanderschaft auf sich. Die lange Zeit aufrecht erhaltene These, dass eine einzelne Flutkatastrophe für die Landflucht verantwortlich gewesen sein soll, gilt heute als eher unwahrscheinlich.

Von Druiden, Keltenmythologie und Seelenwanderschaft

Die Autorin wählt einen Prolog im Stile einer Kurzgeschichte, der die Leser sofort in die Handlung hineinzieht. Man erfährt, dass Talia, die Hauptfigur des Romans, zufällig auf ihre Fähigkeit, Seelen sehen zu können, aufmerksam wird. Von den Druiden, den spirituellen Führern der Kelten, wird sie daraufhin als Außenseiterin behandelt. Sie sehen diese Gabe als einen Fluch, da nicht einmal sie diese Gabe haben. Auch wird ihr verboten weiterhin bei den Druiden zu lernen und selbst ihre Fähigkeiten weiter zu erforschen. Dass die Beweggründe der Druiden, im Besonderen ihres Führer Ientus, ganz anderer Natur sind, erfährt Talia zufällig und so muss sie nach Alte-Stadt fliehen...


Dort muss sie als Sippenlose im Haushalt des vindelikischen Oberhauptes, ihres verhassten Vaters, der sie nach ihrer Geburt hatte töten lassen wollen, eine Anstellung annehmen und so lernt sie unerkannt ihre eigentliche Familie kennen. Aber sie erhält auch Einblicke in die gefährliche Welt des Sippenführers - Gewalt und Intrigen, Neid und Missgunst. Als sie begreift, welche hinterhältigen Pläne gegen ihren Vater und ihre eigene Familie erdacht wurden, steht sie vor der Entscheidung, ihrer Rache freien Lauf zu lassen oder den Untergang ihrer Familie zu verhindern...

Von ungewöhnlichen Namen, unbekannten Volksgruppen und lückenhafter Geschichtsüberlieferung

Tatsächlich ist anzunehmen, dass die Kimbern und Teutonen keine kriegerischen Auseinandersetzungen mit ihren Nachbarvölkern, sondern in Einvernehmlichkeit einen Platz auf der europäischen Landkarte suchten. Da die Kimbern und Teutonen jedoch keine schriftlichen Aufzeichnungen ihrer Wanderung machten, muss sich die Nachwelt vor allem auf die Geschichtserzählung der Römer stützen. Dies dürfte beispielsweise im Fall der Größe des Siedlerzuges stark übertrieben sein, obwohl sich in der Zwischenzeit viele weitere Volksgruppen angeschlossen hatten.


Die Autorin Birgit Jaeckel musste sich daher oft auf lückenhafte Informationen oder auf Erkenntnisse von Ausgrabungen stützen. Dass dabei trotzdem ein jederzeit kurzweiliger Roman entstand, ist der Fachkenntnis der Autorin zu verdanken. Die beschriebenen Ereignisse der Geschichte sind nach heutigem Wissensstand korrekt und wurden, da wo die historischen Kenntnisse Lücken aufweisen, mit einer kleinen Prise mystisch-fantastischer oder intrigant-spannender Erzählung aufgefüllt.
Die Namen der Protagonisten, Volksgruppen und Stätten sind natürlich manchmal etwas verwirrend und nicht so leicht eingängig, gleichwohl wird mit einer schön gestalteten Landkarte und Verzeichnissen am Ende des Buchs versucht, dieses etwas abzumildern.


Die Leser des Buchs werden auf alle Fälle mit einem etwas ungewöhnlichen Roman belohnt, der sich thematisch wohltuend von der Massenware der Mittelalterromane über die Heinrichs, Ludwigs und Richards der damaligen Zeit abhebt.


Ein Glossar über den geschichtlichen Hintergrund und vielleicht auch noch ein bisschen mehr über die Fantasy-Elemente ";Seelen sehen" und ";Seelenwanderung" hätten dem Buch sicherlich aber nicht geschadet.

 

Die Druidin

Birgit Jaeckel, Droemer-Knaur

Die Druidin

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