Leonardo und die Principessa
- Ehrenwirth
- Erschienen: Januar 2008
- 1
- Ehrenwirth, 2006, Titel: 'Leonarado\'s Swans', Originalausgabe
Eine hervorragende Geschichte um ein unfassbares Genie!
Kurzgefasst:
Isabella d'Este ist nicht nur eine Schönheit, sondern sie genießt als Principessa auch alle Privilegien am Hof ihres Vaters, des Herzogs von Ferrara. Sie hat keinen Grund, ihre jüngere, weit weniger hübsche Schwester Beatrice zu beneiden - bis diese aus politischen Gründen mit dem künftigen Herzog von Mailand verlobt wird. Ludovico Sforza lebt offen mit einer Geliebten und ist doppelt so alt wie Isabella, aber sie setzt alles daran, ihn für sich zu gewinnen, denn er teilt ihre Liebe zur Kunst und den Willen zur Macht. Mit Leonardo hat er einen genialen Künstler an seinen Hof geholt, der sein eigenes Spiel mit dem Herrscher Und den rivalisierenden Schwestern treibt. Mit dem politischen Wandel tritt Leonardos Kunst jedoch in den Hintergrund. Plötzlich zählen nur noch die Loyalität und die Kunst des Überlebens ...
Eine Rivalin sieht die gebildete und schöne Principessa Isabella d'Este in ihrer Schwester Beatrice nicht, auch wenn das ungestüme Naturell der um ein Jahr Jüngeren sie immer wieder irritiert. Schließlich ist Isabella d'Este mit Francesco Gonzaga, dem künftigen Markgrafen von Mantua, verlobt, der liebevoll um sie wirbt.
Beatrice hingegen steht in den Augen ihrer älteren Schwester ein schweres Schicksal bevor. Aus politischen Gründen ist die 15jährige dem um viele Jahre älteren Ludovico Sforza versprochen, der sich zudem noch nie um seine Verlobte gekümmert hat.
Doch als Isabella Ludovico begegnet, ist sie fasziniert. Ihr Schwager teilt nicht nur ihre Liebe zu schönen Dingen, insbesondere zur Malerei, er gibt Isabella auch zu verstehen, dass er sie begehrt. Als Isabella nach einem Blick auf ein Gemälde von Leonardo da Vinci, der in Diensten Ludovicos steht, danach trachtet, vom Magistro gemalt und damit unsterblich zu werden, nutzt sie dieses Begehren, um ihr Ziel zu erreichen.
Indessen leidet Beatrice unter dem Desinteresse ihres Gatten, der von ihr nur die Geburt eines Erben erhofft. Doch schließlich gelingt es der jungen Frau doch noch, Ludovicos Liebe zu gewinnen und ihm eine wichtige Beraterin zu werden - ganz zu Isabellas Missfallen ...
Hervorragend geschildert
Karen Essex hat mit ";Leonardo und die Principessa" nicht nur ein spannendes Schwesternpaar in den Mittelpunkt gerückt, sie schildert auch hervorragend die wachsende Rivalität der beiden jungen Frauen, ihre Unterschiedlichkeit und ihre Zuneigung, die sich letztlich doch immer wieder durchzusetzen vermag.
In einer schnörkellosen, aber schönen Sprache beschreibt die Autorin das Erwachsenwerden von Beatrice d'Este so nachvollziehbar, dass nie der Eindruck einer Überzeichnung entsteht. Kindliche Züge und die Entwicklung zur selbstbewussten Frau machen Beatrice - deren Porträt sehr stimmungsvoll auf der Buchaufschlagseite wiedergegeben ist - zu einer schillernden Persönlichkeit. Selbst Isabella d'Este, die zunächst wenig Sympathien auf sich ziehen kann, wird von Karen Essex mit einem Charakter ausgestattet, der sie dem Leser im Laufe der Geschichte immer mehr ans Herz wachsen lässt.
Keine Liebesgeschichte
Viel ist in ";Leonardo und die Principessa" von Gefühlen die Rede. Wer nun aber erwartet, einen seichten Liebesroman vor historischem Hintergrund in Händen zu halten, sieht sich getäuscht. Nie ist es Karen Essex darum gegangen, die großen Gefühle bei den Leserinnen und Lesern zu wecken. Vielmehr wartet sie mit einem soliden Machwerk auf, das einerseits das gesellschaftliche Gefüge, andererseits aber auch die politische Entwicklung des frühen 16. Jahrhunderts in Italien widerspiegelt. Darin eingebettet laufen die großen Gefühle nie Gefahr, ins Kitschige abzudriften oder sich zu stark in den Vordergrund zu schieben. Es handelt sich also nicht um eine eigentliche Liebesgeschichte.
Unfassbares Genie
Faszinierend ist der Part, den Karen Essex dem großen Künstler und Wissenschafter Leonardo da Vinci zugedacht hat. Die Autorin zeichnet das Bild eines unfassbaren Genies nach und sie präsentiert auch die Schattenseiten des großen Meisters, der seiner Zeit nicht nur in Sachen Malerei weit voraus war. Die medizinischen und physikalischen Untersuchungen und Entwicklungen nehmen in Leonardos Welt einen großen Stellenwert ein.
So groß, dass Ludovico, der auf die Fertigstellung von Gemälden und Statuten des Magistros giert, eifersüchtig auf die Wissenschaft wird und versucht, Leonardo von seinen Untersuchungen und Berechnungen abzuhalten. Wer sich auf die Schilderungen einlässt, wird einen Leonardo da Vinci entdecken, der menschlicher ist, als es die landläufigen Erzählungen vermuten lassen. Und doch scheint Leonardos Mystik gebrochen, als der Stern Ludovicos zu sinken beginnt und politische Wirren und Kriege der ganzen Region tiefe Wunden schlagen.
Sorgfältig aufgebaut
Die ganze Geschichte ist sorgfältig aufgebaut und verzichtet darauf, Bösewichte und hehre Helden zu präsentieren. Auch die in vielen historischen Romanen allgegenwärtigen Überfrauen sucht man bei ";Leonardo und die Principessa" vergebens. Vielmehr entdeckt man in den Figuren Menschen, die einander auf verschiedenen Gefühlsebenen begegnen und dabei ihre Stärken und Schwächen ausleben.
Sehr gut gelungen ist der Einstieg in den Roman. Die stumme Zwiesprache Isabellas mit ihrer toten Schwester Beatrice ist in ihrer Direktheit berührend. Ebenso das Eingeständnis Isabellas, dass ihre Schwester einige Zeit für die Glücklichere von beiden gehalten hatte. Und obwohl dadurch schon von Anfang an klar ist, dass Beatrice kein langes Leben vergönnt sein wird, nimmt die Szene nichts vorweg, sondern öffnet geschickt die Türe zur spannenden Geschichte rund um die Schwestern d'Este und um Leonardo da Vinci.
Karen Essex, Ehrenwirth
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