Gebrandmarkt
- Piper
- Erschienen: Januar 2007
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- Piper, 2006, Titel: 'Brännmärkt', Originalausgabe
Eine erlebnisreiche Reise ins Stockholm der Hansezeit
Kurzgefasst:
Die Zeiten sind unruhig, als die junge Bürgersfrau Anne im Jahr 1391 aus Lübeck nach Stockholm reist. Mit ihrem Mann und dem Kind, das sie erwartet, will sie einen Neuanfang wagen. Doch Claus kommt bei einem Schiffbruch ums Leben, während Anne sich nach Stockholm retten kann, wo sie sich allein durchschlagen muss. Dabei sind ihr offenbar gefährliche Verfolger auf der Spur ...
Eine Reise beginnt meist mit Spannung und Vorfreude auf das, was man erleben wird. Man hat Wünsche, Träume und Erwartungen, die man sich erfüllen möchte, und manchmal ist eine Reise der erste Schritt zu einem Neubeginn.
So geht es auch der jungen Anne Persdotter aus Stockholm, die nach Jahren in Lübeck gemeinsam mit ihrem Mann Claus in ihre Heimatstadt zurückkehrt, um dort einen neuen Anfang zu wagen. Anne erwartet ihr erstes Kind und Claus möchte von der deutschen Hanse und den guten Handelsbedingungen profitieren.
Die Reise endet jedoch bereits vor der schwedischen Küste, als ihr Schiff in einen Sturm gerät und sinkt. Claus findet den Tod in den Wellen, und Anne rettet sich nur mit Mühe und Not in ein Rettungsboot und wird vom Meer auf eine Sandbank getragen. Dort findet sie ein Fischerpaar, das auf einer Schäreninsel lebt, und nimmt sie auf. Doch der Fischer Mårten und seine Frau Karin meinen es nicht nur gut, denn sie sind hinter dem Treibgut her und wollen Informationen über den Schiffbruch. Als Anne sich nach einiger Zeit besser fühlt und Mårten sie bedrängt, kann sie ihn überwältigen und flieht mit dem Fischerboot nach Stockholm.
Starke Frauen, zweifelhafte Männer
In Stockholm steht Anne vor neuen Schwierigkeiten, sie ist mittellos, hochschwanger und weiß nicht, wie es weitergehen soll... Aber Catharina Sundberg hat eine starke Frauenfigur erschaffen, die einerseits sehr emotional ist, andererseits auch in verzweifelter Lage nicht auf den Kopf gefallen ist. Und ihr zur Seite stellt die Autorin eine weitere starke Frau: Valborg. Mit Valborg, die wie Anne alleine ist, entwickelt sich so ein sympathisches Gespann zweier starker Charaktere, die zusammenhalten. Eine Verbündete kann Anne gut gebrauchen!
Ihr Kind hat sie verloren, das Fischerpaar verfolgt sie, der Handelspartner ihres Mannes hat nur seine eigenen Interessen im Sinn, sie verliebt sich in einen Spielmann und gerät in die Machtspiele der berüchtigten Vitalienbrüder. Die beiden Frauen haben also einiges gemeinsam durchzustehen. Die meisten Männerfiguren, die im Roman eine Rolle spielen, erweisen sich als zweifelhaft und unzuverlässig. Anne muss nach und nach begreifen, dass sie sich nur auf sich selbst und auf Valborg verlassen kann.
Die starken Frauenfiguren gehen - wie oft in diesem Genre - mit der Thematisierung der schwierigen Lebensbedingungen für Frauen früherer Zeiten einher. Doch dieses immer wieder bediente Thema weiß die Autorin gut zu verpacken. Man verfolgt als Leser aufmerksam die Geschichte von Anne und ihrer Freundschaft zu Valborg und erfährt nebenbei interessante historische Hintergründe. Zu Verlauf und Ende sei nur noch soviel verraten, dass es nach vielen Verwicklungen kein klassisches Happy-End gibt.
Fakt und Fiktion
Wenn eine Archäologin und Historikerin einen historischen Roman schreibt, darf man als Leser schon etwas erwarten. Schön, wenn diese Erwartungen, wie im Falle Catharina Sundbergs, nicht enttäuscht werden. Die Autorin vermag sehr klare Bilder von den historischen Ereignissen sowie Land und Leuten zu zeichnen. Außerdem lässt sie es sich nicht nehmen, in einem kurzen Nachwort die vorhandenen Quellen zu nennen und einzuräumen, dass sie sich beim Schreiben für eine der möglichen Sichtweisen entschieden hat. Als Leser fühlt man sich daher gut aufgehoben und erfreut sich an dem spannenden Mix aus gut integrierten historischen Fakten und der fiktionalen Geschichte der Hauptfiguren. Eine leichte Lektüre, die gelungene Unterhaltung bietet.
Catharina Sundberg, Piper
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