Sharpes Feuerprobe

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2008
  • 4
  • Lübbe, 1997, Titel: 'Sharpe's Tiger', Originalausgabe
Sharpes Feuerprobe
Sharpes Feuerprobe
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Christina Wohlgemuth
911001

Histo-Couch Rezension vonMär 2008

Ein heldenhafter Anti-Held erobert Seringapatam - und die Herzen der Leser

Indien, 1799. Die britische Armee lagert vor der Inselfestung Seringapatam, in der Sultan Tippu herrscht. Unter den britischen Soldaten ist auch Private Richard Sharpe. Drangsaliert von Hakeswill, seinem tyrannischen Sergeant, denkt Sharpe immer häufiger ans Desertieren. Um sich vor einer lebensgefährlichen Auspeitschung zu retten, nimmt er daher dankend an, als er mit einem Geheimauftrag nach Seringapatam geschickt wird. Doch Sharpes Weg wird gefährlicher, als er es sich ausmalt, und bald liegt der Ausgang der Schlacht in Richard Sharpes Händen …

Der Auftakt einer langen Reihe mit interessanten Charakteren

Sharpes Feuerprobe ist der chronologisch erste Roman aus der Reihe um Richard Sharpe. Sharpe, hier noch Private, ist noch weit entfernt von dem Helden, den man aus späteren Romanen kennt. Ständig bereit, zu desertieren, verbindet ihn zunächst augenscheinlich wenig mit "seiner" Armee. Dazu tragen auch Gestalten wie Sergeant Hakeswill bei, der die gemeinen Soldaten verachtet und in dem aufmüpfigen Sharpe ein Lieblingsopfer gefunden hat.

Cornwells Charaktere erscheinen auf den ersten Blick wie stereotypen, entwickeln sich jedoch Seite für Seite weiter und werden markanter, schimmern in Grautönen. Insbesondere Richard Sharpe ist alles andere als der klassische Held: seiner Liebsten nicht treu, pfeift er meist auf England und seinen König, mit dem ihn nichts verbindet. Dem Autor gelingt es dennoch, dem Leser Sharpe ins Herz zu schreiben. Interessante Nebencharaktere wie der französischen Colonel Gudin, der in Tippus Diensten steht, runden den Roman ab. Da stört es auch nicht weiter, dass Cornwell in einem einfachen, dennoch unterhaltsamen Stil erzählt.

Cornwell-typisch militärlastig

Wer auch nur einen Roman von Bernard Cornwell gelesen hat, weiß, dass die Schlacht, das Militär, das Kämpfen immer einen wichtigen Teil in seiner Geschichte einnimmt. Das mag nicht jeder mögen – doch Cornwell hat ein enormes Gespür für solche Geschichten. Trotz seiner Detailverliebtheit erzählt er lebendig, leidenschaftlich, intensiv – so sehr, dass der Leser meint, selbst die Kugeln pfeifen zu hören, die den Charakteren um die Ohren fliegen. Auch militärische Taktik gehört zum täglich Brot, allerdings wird auch diese interessant und lebendig dargestellt.

Historische Abweichungen mit Berechtigung

Wer nach dem Lesen des Romans zu Cornwells Nachwort gelangt, wird feststellen, dass manche Geschehnisse des Romans nicht zur Gänze den historischen Tatsachen entsprechen. Der Autor zeigt jedoch en detail auf, wo er vom aktuellen Forschungsstand abweicht und warum. Alle Abweichungen dienen der Dramatik der Geschichte und sind ohne Weiteres zu verschmerzen. Als historisches Gesamtpaket, als spannender Roman ist Sharpes Feuerprobe daher ohne Weiteres weiterzuempfehlen. Leser, die gar kein Interesse an Militärhistorie haben, sollten sich jedoch erst probeweise einlesen, ob Cornwell ihren Nerv trifft.

Sharpes Feuerprobe

Bernard Cornwell, Lübbe

Sharpes Feuerprobe

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