Das Königsmal

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  • Erschienen: Januar 2008
  • 4
  • , 2008, Titel: 'Das Königsmal', Originalausgabe
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Carsten Jaehner
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Histo-Couch Rezension vonApr 2008

Der Dreißigjährige Krieg aus<br> dänischer Sicht

Kurzgefasst:

Drohend ziehen die ersten Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken als Vorboten des Dreißigjährigen Krieges über Holstein hinweg. Da wird einem neugeborenen Mädchen mit einem C-förmigen Mal auf der Stirn von einer Zigeunerin prophezeit, dass es weite Wege gehen müsse, bis es schließlich sein Glück an der Seite eines älteren Mannes finden würde. Jahre später begegnet die zu einer schönen jungen Frau herangewachsene Wiebke König Christian IV. von Dänemark. Der ist von ihr bezaubert. Als Hofdame für seine Frau Kerstin Munk nimmt er sie mit sich an den Hof, wo Wiebke ihm nicht nur das Leben rettet, sondern ihm in den Wirren des Krieges auch eine kluge Beraterin ist. Der König verliebt sich leidenschaftlich in sie. Doch als er seine Frau verstößt und Wiebke als illegitime Frau an seine Seite holt, spricht er damit ihr Todesurteil aus. Denn von diesem Tage an hat sie in Kerstin eine unversöhnliche Feindin, die nur noch ein Ziel kennt: Rache.

 

Im Jahr 1621, als der Dreißigjährige Krieg erst seit drei Jahren wütet, wird der Bauerntochter Wiebke Kruse, die ein Mal in Form eines "C” auf der Strin trägt, prophezeit, sie werde einst einen hohen Herren heiraten, aber weite Wege gehen müssen, bevor sie das Glück ereilt. Und sie solle auch immer die Wahrheit sagen, auch wenn sie unbequem wäre. Vier Jahre später kommt tatsächlich König Christian IV. von Dänemark und Norwegen an den Bauernhof in Bramstedt und findet gefallen an der frechen Wiebke. Er nimmt sie mit als Kammerzofe für seine zweite Frau, Königin Kirsten Munk. Mit ihr ist er seit zehn Jahren verheiratet und hat bislang fünf Kinder, aber die beiden haben sich nicht viel zu sagen.

Wiebke kommt in die Obhut von Johanna von Krabbe, der ersten Hofdame, und lernt dort, wie es bei Hofe zugeht. Zwar gibt es zwischen ihr und dem König Sympathien, aber sie ist Zofe der Königin und der König viel in Kriegsdingen unterwegs, sodass man sich eigentlich wenig sieht. Diesen Umstand der Abwesenheit des Königs nutzt auch die Königin, um sich den verschiedensten Männern nicht nur an den Hals zu werfen. Gerade mit dem Rheingrafen Otto von Salm hat sie eine leidenschaftliche Affäre. Durch Zufall bekommt Wiebke das heraus, und da sie immer die Wahrheit sagen soll, erzählt sie dem König davon, der daraufhin seine Frau laut Gesetz vom Hof verbannt und sich bald eine neue Frau an seine Seite holt: Wiebke.

Verbannt auf eine weit abgelegene dänische Insel schmiedet Kirsten Rachepläne, zumal sie auch von ihrem Liebhaber sitzen gelassen wurde. Schnell ist ein neuer Partner gefunden, und mit ihm zusammen gilt es, sich in Kopenhagen an Christians Hof zu begeben und an Wiebke Kruse Rache zu nehmen. Und über allem tobt der Krieg, in dessen Scharmützeln Wallenstein seine Triumphe feiert und Dänemark keine gute Figur macht.

Spannende Wendungen bei Hof und im Krieg

Katrin Burseg hat sich für ihren ersten historischen Roman ein spannendes und ereignisreiches Sujet gewählt, in das sie den Leser leicht mit hinein nimmt. Das Buch, erschienen bei Fredebold und Fischer, taucht in eine Zeit ein, die voller politischer Spannungen ist. Daher schwebt der Dreißigjährige Krieg über allem Geschehen. Neben den privaten Angelegenheiten König Christians bestimmt der Krieg immer wieder die Handlungen, und so kommt es immer wieder zu spontanen Wendungen, die das Geschehen interessant halten.

Burseg gliedert ihre Erzählung in verschiedene Kapitel, die immer wieder durch Tagebucheintragungen der Hofdame Johanna von Krabbe unterbrochen werden, die rückblickend das Geschehen beleuchtet. Die erotischen Eskapaden der Königin, die sich jeden Mann vornimmt, der nicht schnell genug das Weite sucht, sind am Hof legendär, und alle  - natürlich bis auf den König - wissen davon. Königin Kirsten wird hier zur heimlichen Hauptperson des Buches, und die Autorin legt des öfteren den Erzählschwerpunkt auf die Monarchin.

Gratwanderung zwischen Geschichte und Seifenoper

Fast möchte man meinen, man läse die Kurzfassung einer Seifenoper aus dem Fernsehen, aber das ist keine Idee von Burseg, sondern Historie. In Kriegszeiten und in Liebesdingen ist alles erlaubt, wie es so schön heißt, und genau das passiert auch hier in Dänemark. Burseg wagt die Gratwanderung zwischen Soap und Geschichte, und größtenteils gelingt sie ihr auch. Nur manchmal, wenn die politischen Ereignisse wieder eine größere Rolle spielen und in die Handlung eingeflochten werden müssen, gerät der Erzählfluss ins Wanken, und die komplizierten Irrungen und Wirrungen des Krieges drohen, zu chaotisch wiedergegeben zu werden. Es ist aber auch nicht leicht, diesen Krieg auf ein Weniges zu reduzieren.

Die Personen werden leicht charakterisiert. König Christian ist ein mutiger, letztlich aber glückloser König, der mit dem Ausgang des Krieges nicht mehr viel zu tun haben wird, Wiebke ist "nur eine Waschfrau”, die mit ihren Aufgaben wächst. Letztlich wird ihre Entwicklung jedoch nicht so deutlich beschrieben, wie es hätte sein können, sie behält eine Naivität, die sie doch immer das kleine Mädchen bleiben lässt. Johanna von Krabbes Motive bleiben lange im unklaren, einzig an der Person von Königin Kirsten kann man sich genügend reiben. Sie allein gibt dem Buch die Würze, die zwischendurch fehlt, wenn das Geschehen zu seicht zu werden droht.

Insgesamt ist Katrin Bursegs Erstlingswerk ordentlich geraten, mit leichten Erzählschwächen und Momenten, wo das Geschehen zu langatmig wird. Der Einblick in den Dreißigjährigen Krieg ist durchaus gelungen, zumal aus der Sicht Dänemarks und Norwegens, die letztendlich mit dem Ausgang und den Friedensverhandlungen nicht mehr viel zu tun hatten. Im lobenswerten Anhang klärt die Autorin über die realen Personen auf und gibt auch Quellen zum Nachstudium an. Dieser Anhang, wie auch das durchaus ansprechende Buchcover (haben Sie das Feuer erkannt?) runden ein Debüt ab, von dessen Autorin man gerne wieder etwas lesen wird. Und das Buch nacht zudem neugierig auf mehr Geschichten aus dem Dreißigjährigen Krieg.

Das Königsmal

Katrin Burseg, -

Das Königsmal

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