Johannes der Täufer

  • Seifert
  • Erschienen: Januar 2008
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  • Seifert, 2002, Titel: 'Krstitelj', Originalausgabe
Johannes der Täufer
Johannes der Täufer
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Sabine Bongenberg
601001

Histo-Couch Rezension vonApr 2008

Interessante Sicht auf eine alte Geschichte

Kurzgefasst:

Da ist Elisäas, der Sohn eines Priesters aus Jerusalem, der den frühen Tod seiner Frau als ein Zeichen Gottes deutet, für eine besondere Aufgabe auserwählt worden zu sein. Da ist Bileam, Spross einer angesehenen Kaufmannsfamilie, der sich berufen fühlt, den Befreiungskampf gegen die römischen Besatzer anzuführen, und der nach Gesinnungsgenossen sucht. Und da ist schließlich die Tochter des Herodes - die sinnliche, todbringende Salome, das Opfer unwürdiger Männer, die sie ausgebeutet und benutzt haben. In einer Zeit stürmischer politischer und religiöser Umwälzungen treffen die drei auf Johannes den Täufer... Und nichts ist mehr, wie es einmal war. Die Botschaft des Täufers krempelt ihr ganzes Leben um.

 

Sicherlich gibt es kaum jemanden, der nicht zumindest schon einmal von Johannes dem Täufer gehört hat. Viele wissen auch, dass er ein Prophet und der Wegbereiter Jesu war. Bekannt sind sogar einige Einzelheiten seines Speisezettels, der aussagt, dass er sich von wildem Honig und von Heuschrecken ernährte. Allein über seine Freunde und Wegbegleiter schweigt sich die Bibel aus. Dabei versammelte Johannes der Täufer gerade schillernde Figuren um sich - zumindest wenn es nach dem kroatischen Autor Miro Gavran geht. Zum Einen ist es die für ihre Schönheit und Heimtücke berühmte Salome, die von den Reden des Propheten berührt wird. Zum Anderen werden die beiden Israeliten Bileam und Elisäus zu seinen Jüngern. Der eine, weil er einen tragischen Verlust nicht verwinden kann, der andere sieht sich als Anführer des Widerstandes gegen die Römer. Drei Menschen, die ihr persönliches Schicksal aus den unterschiedlichsten Motiven mit dem des Täufers verbinden. Ein Mensch darunter, der sogar für seinen Tod verantwortlich ist....

Wenn auch schon der Titel des Buches eine gewisse religiöse Grundhaltung oder zumindest ein entsprechendes Interesse voraussetzt, so stellt Miro Gavrans Werk den Leser doch zunächst auf eine harte Probe, bedient es sich doch einer Sprache, die man so allenfalls bei einer Lektüre der Bibel erwartet. So drängt sich besonders in den ersten Kapiteln der Eindruck auf, dass man sich in der Buchabteilung vergriffen und statt eines historischen Romans eine moderne Form der Apokryphen mit nach Hause genommen hat. Diese Sprache ändert sich auch übrigens nicht im weiteren Verlauf des Buches - aber der aufgeschlossene Leser gewöhnt sich schließlich an - fast - alles.

 

 

Ich wurde in Jerusalem geboren, in jener Stadt, die den Tempel über allen Tempeln beherbergt. An dem Ort, wo sich das Herz und die Seele aller Israeliten befinden, in der Hauptstadt unserer ersten Könige aus den Zeiten, als wir durch die Gnade Gottes erfuhren, was Freiheit ist.

 

Zu dem Eindruck des religiösen Textes tragen auch die drei Hauptakteure bei, die zwar nicht den Titel des Buches, aber den Kern der eigentlichen Handlung ausmachen. Der aus reichem Haus stammende Bileam verschwendet und vertändelt sein Vermögen für seine Hirngespinste und ähnelt dabei dem Gleichnis des verlorenen Sohnes. Salome ist aufgrund ihres Tanztalentes und ihren Vorlieben für außergewöhnliche Belohnungen ohnehin keine Unbekannte. Lediglich Elisäus, der auf tragische Weise die Liebe seines Lebens verlor, stellt keine Beziehung zum Neuen Testament her.

Schwerer Sprachgebrauch

Aufgrund dieser Nähe zur Bibel stellt sieht sich der Leser der Sinnfrage gegenübergestellt: Wozu ein weiteres Evangelium, warum ein neues Buch im Buch der Bücher? Dennoch ist Garans Werk nicht als religiöser Schlüsselroman oder aus Aufruf zu verstehen. Der Autor schildert vielmehr die Entwicklung dreier Menschen, die massive Erschütterungen in ihrem Leben überwinden und ihren Weg neu finden mussten. Besonders hart getroffen hat es dabei Salome. Wurde sie doch von ihrem Geliebten bitter enttäuscht und hintergangen, muss sie auch noch die Rolle der Venusfalle einnehmen, die letztendlich verantwortlich für den Tod Johannes des Täufers ist. Obwohl aber gerade dieser Aspekt der Geschichte besonders bekannt ist, überrascht Gavran hier durch eine neue Wendung, die dazu beiträgt, die alten Schurken des Neuen Testamentes zu rehabilitieren und gleichzeitig einen bereits bekannten Bösewicht weiter zu diskreditieren.

Auch wenn der Sprachgebrauch nach historischem Vorbild die Nähe zur Bibel zementiert, begründet dieser Kunstgriff dennoch das Manko des Romans. Durch diesen Stil gelingt es dem Autor nicht, eine Nähe zu den Akteuren zu erschaffen. Der Leser bleibt daher der distanzierte - wenn auch verstehende - Beobachter. In Anbetracht der Person des Titelhelden, der als großer Wegbereiter Jesu Begeisterung in den Herzen seiner Zuhörer entflammte, wäre hier eine größere Nähe zu den Protagonisten wünschenswert gewesen. So bleiben interessante Einblicke in verschiedene Charaktere mit ihren eigenen Schicksalen und Fehlschlägen, die aber letztendlich nur "interessant" bleiben und nicht zu begeistern vermögen.

Fazit:

Auf einer Bewertungsskala, die sich zwischen der Sonntagspredigt und einem feurigen Aufruf bewegt, fehlt der brennende Dornbusch.

Johannes der Täufer

Miro Gavran, Seifert

Johannes der Täufer

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