Der Dorfschulmeister
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- Erschienen: Januar 2008
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- , 2008, Titel: 'Der Dorfschulmeister', Originalausgabe
Das Schulwesen des 19. Jahrhunderts
Hansjörg Rössner hat sein Leben klar vor Augen. Er will den väterlichen Bauernhof übernehmen und ebenfalls Bauer werden, doch seine Mutter hat andere Pläne mit dem Jungen. Die Eltern schicken ihn auf eine Schule und danach in die Lehre, um ein Schulmeister zu werden. Hansjörg versteht die Welt nicht mehr. Warum darf er nicht Bauer werden? Ist er doch der älteste Sohn und damit ist es auch sein gutes Recht, als Erstgeborener den Hof zu übernehmen. Zunächst widerwillig fügt er sich dem Willen der Eltern, aber schon bald findet er immer mehr Interesse an dem Beruf.
Vom Bauernsohn zum Lehrer, kein einfacher Weg
Der Autor Gerd Friederich erzählt hier mit seinem fiktiven Protagonisten Hansjörg Rössner davon, wie das Schulwesen im 19. Jahrhundert in Württemberg aufgebaut war. Hansjörg ist als Sohn eines Bauern aufgewachsen, konnte aber trotzdem den Beruf des Lehrers ergreifen. Das war damals ja eigentlich keine Selbstverständlichkeit und sorgte auch hier für ein bisschen Aufsehen.
Die Ausbildung des Lehrerberufs war dazu auch nicht so einfach. Friederich erzählt davon, wie diese Ausbildung zustande kam. Schnell wird klar, die Lehrer von damals haben viel gemeinsam mit den Lehrern von heute. Sie haben Ziele und Erwartungen, Hoffnung auf eine bessere Zukunft und den Ehrgeiz, diese Zukunft mitzugestalten. Aber es ist eben nicht einfach, gegen Althergebrachtes anzukommen. Hansjörg muss bald feststellen, dass er nicht immer so frei entscheiden kann, wie er gerne möchte. Durch seine Augen kann der Leser einen Blick in diese Epoche und vor allem in diesen Berufszweig werfen. Glaubwürdig und vor allem nachvollziehbar beschreibt der Autor diese Zeit und jenes damalige Werden eines Lehrers.
Rätsel um die Berufswahl, warum Lehrer?
Ein zweiter Handlungsstrang erzählt von der Privatperson Hansjörg. Hier versucht der junge Mann seine Herkunft zu ergründen und warum er unbedingt Lehrer werden sollte. Dieser Teil ist zwar für sich genommen ganz nett zu lesen, aber zwischendurch auch schon mal ein bisschen unglaubwürdig. Das Leben von Hansjörg begann damals nämlich mit einem kleinen Geheimnis, welches es nun zu entschlüsseln galt. Der Junglehrer hat hier nun einige Höhen und Tiefen zu überwinden, bevor er eben jenes Rätsel um den Berufswunsch seiner Eltern klären kann, und zum anderen überhaupt, bis er ein anerkannter Lehrer ist.
Am Ende hat der Autor ein Nachwort gesetzt, in welchem er noch einmal auf das Schulwesen eingeht und einige fremde Begriffe klärt. Ein Personenregister ist ebenfalls vorhanden, hier zeigt sich dann auch was fiktiv und was der Wahrheit entspricht.
Vielleicht ist die Lebensgeschichte des Lehrers etwas unglaubwürdig, aber die Erfassung des Schulwesens und die dazugehörigen politischen Zusammenhänge sind dem Autor gelungen. Es wird deutlich, dass es die Berufsanfänger in diesem Berufszweig auch damals schon schwer hatten. Den Traum von einem besseren Schulwesen hat es wohl offenbar immer gegeben. Auch hier gilt Jung gegen Alt, wer hat die besseren Ideen und wer führt den besseren Unterricht. Diese Fragen hat Gerd Friedrich gut in Szene gesetzt und herausgearbeitet. Der Dorfschulmeister beschreibt dieses Schulwesen zwar für den Raum Württemberg, aber so oder zu mindestens so ähnlich wird es sich wohl überall abgespielt haben.
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