Der Ritter der Königin
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2008
- 9
- Blanvalet, 2005, Titel: 'The Greatest Knight', Originalausgabe
Ein Leben im Zeichen der Treue
Kurzgefasst:
England im 12. Jahrhundert: Für den jungen Adeligen William Marshal nimmt das Leben eine entscheidende Wende, als er der faszinierenden Eleonore von Aquitanien das Leben rettet. Fortan ist er Ritter in ihrem persönlichen Gefolge und Tutor des Thronfolgers. Doch in der Gunst der Königin zu stehen, ruft auch viele Neider auf den Plan. Und so muss einer der edelsten und loyalsten Ritter der englischen Geschichte im bewegten 12. Jahrhundert hässliche Intrigen erleiden, viele Kämpfe überstehen und mehreren Herren dienen - bis er endlich die Liebe seines Lebens finden kann...
Wie klingt ein Roman, in dem es um einen gutaussehenden Ritter geht, der mutig, unbedingt loyal und rücksichtsvoll und treu zu Frauen ist? Für den einen Teil der Leserschaft nach einem Buch, das unbedingt gelesen werden muss, für die anderen nach einer unglaublich langweiligen Story. Alle, die zur zweiten Fraktion gehören, sollten sich jetzt allerdings nicht gleich abwenden, denn Elizabeth Chadwicks Roman ist definitiv nicht langweilig.
Das liegt zum einen vermutlich daran, dass William Marshall, denn beim ihm handelt es sich um den gerade beschriebenen Ritter, eine historische Persönlichkeit war, von dem diese Eigenschaften zumindest zum Teil überliefert sind. Zum anderen liegt es daran, dass es die Autorin versteht zu Schreiben.
Der Ritter der Königin ist der erste von zwei Bänden über das Leben von William Marshall und spannt den Bogen von 1167, als William Anfang Zwanzig ist, bis 1194, als er fünfzig ist. Dabei versteht die Autorin es, die bewegte Zeit von damals vor den Augen ihrer Leser auferstehen zu lassen. Nachdem William bei einem Überfall für das Leben der Königin Eleanor einsteht und in Gefangenschaft gerät, kauft sie ihn frei und fördert ihn von da an. Er dient zunächst dem "jungen König" Henry, der noch zu Lebzeiten seines Vaters Henry II. zum König gekrönt wurde, danach dem "alten König" und schließlich Richard I., genannt Löwenherz.
Seine herausragendste Eigenschaft ist seine unbedingte Loyalität dem Herrscher gegenüber, dem er die Treue geschworen hat, ohne auf seinen persönlichen Vorteil bedacht zu sein. Natürlich wird diese Treue reich belohnt, so dass er bald einer der angesehensten Ritter des Königreichs wird, was ebenso natürlich Neider auf den Plan ruft und so manche Intrige gegen ihn entstehen lässt.
Spannende Erzählweise mit nur wenig Schwächen
Die politischen Gegebenheit, die Rebellion der Söhne König Henrys II. gegen ihn und untereinander, das Leben in der Normandie, die farbenprächtigen Turniere, die Aufstände im eigenen Land - das alles bringt Elizabeth Chadwick ihren Lesern interessant und fesselnd näher und lässt sie richtiggehend eintauchen in die Geschichte.
Allerdings ist gerade die erste Zeit, als William seinen Unterhalt als Turnierreiter am Hofe Henrys des Jüngeren in der Normandie verdient, nicht gerade ereignisreich. Auch wenn der flüssige Schreibstil der Autorin dafür sorgt, dass man die Seiten nur so weg liest, so wäre doch eine Straffung dieses Teils keinesfalls nachteilig gewesen. Im Gegenteil, so wäre noch Zeit bzw. Platz gewesen, etwas ausführlicher über Williams Pilgerfahrt ins Heilige Land und seiner Zeit in Deutschlands während seiner Verbannung von Hofe zu berichten. Auch wenn es darüber wenig Überliefertes gibt, wie die Autorin im Nachwort angibt, so ist es doch gerade das eine wunderbare Chance, der Phantasie Spielraum zu geben.
Die Figurenzeichnung bleibt teilweise hinter den politischen Begebenheiten zurück, doch findet sich immer jemand, der den Roman bereichert. Wie zum Beispiel die beiden Könige Henry, ebenso wie Williams Bruder John, der ein sehr interessanter, wenn auch nicht unbedingt sympathischer Charakter ist. William und später auch seine Ehefrau Isabelle de Clare sind hingegen sehr als Gutmenschen dargestellt. Auch wenn William sicherlich alle anfangs erwähnten Eigenschaften besessen haben mag, so hätte es dem Buch noch eine Extra-Portion Würze verliehen, wenn auch ein paar negativere Charakterzüge zu Tage getreten wäre.
Kleine Unstimmigkeiten in der Übersetzung
Zwei weitere kleine Kritikpunkte sind noch erwähnenswert, diese sind allerdings der Übersetzung und nicht der Autorin anzulasten. Zum einen ist der deutsche Titel etwas unglücklich gewählt, hat William Marshall doch hauptsächlich dem jeweils herrschenden König gedient und wird deshalb öfters als "Ritter der Könige" nicht "der Königin" bezeichnet. Zum anderen irritiert es, dass die Herrschernamen ins Deutsche übertragen wurden, alle anderen Namen aber nicht. So heißt es König Heinrich und Prinz Johann, während William und seine Zeitgenossen ihre englischen Namen behalten durften. Hier wäre definitiv eine einheitliche Wahl zu bevorzugen gewesen.
Insgesamt macht es Spaß, Der Ritter der Königin trotz der genannten Kritikpunkte zu lesen. Es eignet sich hervorragend zum Schmökern und vermittelt informativ und interessant das Leben des William Marshall.
Elizabeth Chadwick, Blanvalet
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