Du sollst nicht stehlen
- kbv
- Erschienen: Januar 2001
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- kbv, 2001, Titel: 'Du sollst nicht stehlen', Originalausgabe
Moor, Männer und Mord mit nordischem Charme
Kurzgefasst:
Lübbert Rümperti wird in einen Mordfall im Ostfriesland zur Zeit Martin Luthers verwickelt...
Ein historischer Krimi, der in Ostfriesland spielt. Eine spannende Region, die man nicht unbedingt typischerweise von historischen Romanen kennt! Da der Autor Andreas Scheepker gebürtiger Ostfriese ist, bot sich der nordische Landstrich natürlich an. Ebenso scheint der Hintergrund Kirche und Reformation mit seiner Biografie verknüpft zu sein, denn Scheepker ist studierter Theologe. Trocken kirchengeschichtlich geht es allerdings gar nicht zu...
Ein mörderischer Ritt
Lübbert Rimberti ist Rechtsgelehrter und Theologe. Er steht im Dienst von Graf August von Kringenberg und reist mit einem Auftrag seines Herrn nach Norden in Ostfriesland. Rimberti reitet nicht eben gerne und so ist er froh, wenn die Reise schnell vorüber ist. Der Zufall will es anders, denn schon auf dem Weg werden er und sein Schreiber Grütering aufgehalten. Rimberti verletzt sich und sendet Grütering voraus. Er selbst kehrt in einen Gasthof ein und lernt die Kaufleute Renke und Ibo kennen, die ihm auf Anhieb sympathisch sind. Am Morgen soll Rimberti wegen Mordes festgenommen werden und verdankt es auch Renke und Ibo, dass alles glimpflich ausgeht.
Der Tote im Moor könnte ein Mönch gewesen sein. Nur Täter und Motiv geben Rätsel auf. Nachdem Rimberti außer Verdacht ist, wird ihm, Renke, Ibo und Grütering von Graf Enno aufgetragen, den Mordfall zu untersuchen. Die Männer machen sich an die Nachforschungen und fragen sich bald, was der Graf ihnen verschweigt...
Sympathische Figuren gegen gelungene Finsterlinge
Die Figuren sind allgemein gut entworfen und können mit jeweiligen Eigenheiten und Details überzeugen. Gerade die Truppe der Nachforscher, die nach und nach wächst, wirkt sehr sympathisch und durchdacht. Genauso gelingt es dem Autor aber, die Gegenspieler zu entwerfen. Die Finsterlinge und Intriganten sind so schmierig und unfreundlich beschrieben, dass man sich ein lebhaftes Bild von ihnen machen kann. Natürlich werden außerdem die wankelmütigen Figuren mit Zweifeln und Gewissensbissen nicht vergessen. Andreas Scheepker beweist ein sensibles Gespür für Figuren mit Menschlichkeit und Charakter!
Morden und Erben
Ursprünglich wollte Rimberti nur eine Verwandte seines Herrn besuchen, um mit der netten, alten Dame ein Testament aufzusetzen. Die Alte zeigt sich aber überraschend unfreundlich und abweisend. Rimberti kommt schnell der Verdacht, dass ein Dritter für diesen Sinneswandel verantwortlich ist und beginnt auch in dieser Sache zu forschen. Es erweist sich, dass es Personen gibt, die mit beiden Fällen zu tun haben...
Die Aufklärung des Mordes zu Beginn des Romans ist wesentliches Thema. Nebenbei führt der Autor jedoch weitere Handlungsstränge ein, die er stimmig in die Handlung einzubinden vermag. Einerseits zeigt er die kirchliche Umbruchstimmung auf, andererseits die Resultate bei Adel und Landbevölkerung. Man hat aber auch bei "nur" 200 Seiten keinesfalls den Eindruck, als würde unnötig viel Handlung in den Roman gepresst. Im Gegenteil - dezent und liebevoll webt der Autor seinen Figuren noch persönliche Geschichten hinzu, wie beispielsweise der Magd Meike, die sich in Grütering verguckt.
Friesisch, liebenswürdig, spannend
Andreas Scheepker hat in "Du sollst nicht stehlen" eine gleichsam spannende wie liebenswürdige Geschichte erzählt. Das Kriminalistische und Klerikale weiß er versiert zu kombinieren, ohne dass eines von beidem zu sehr in den Vordergrund gerät. Durch Landschaftsbeschreibungen und Figurengestaltung wird als Sahnehäubchen der friesische beziehungsweise nördliche Charme eingefangen. Ein tolles Buch, das nicht nur Norddeutschland-Fans begeistern wird!
Andreas Scheepker, kbv
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