Unter der Flagge der Freiheit

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2008
  • 1
  • Lübbe, 2008, Titel: 'Unter der Flagge der Freiheit', Originalausgabe
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Carsten Jaehner
651001

Histo-Couch Rezension vonJun 2008

Die Seemacht vor Amerika den Amerikanern!

Kurzgefasst:

Sven Larsson erhält nach seinen Erfolgen als Kaperkapitän das Kommando über die Sloop Enterprise. Mit List und Tücke kämpft er für die junge amerikanische Flotte gegen die Briten. Er erobert Nassau und verteidigt den Delaware. Seine Siege machen ihn reich und berühmt. Als Belohnung vertraut man ihm die Fregatte Liberty an. Mit ihr soll er auf dem Atlantik den Feinden trotzen. Nun liegt das Schicksal der neuen Nation auch in seiner Hand.

 

Im Jahr 1776 waren die damals noch 13 amerikanischen Kolonien noch nicht so organisiert und es gab stetig Kämpfe gegen die Briten. Diese fanden zu Lande und auch zu Wasser statt und gerade auf See ging es darum, reiche Beute zu machen. Von dieser abenteuerlichen Zeit berichtet Frank Adams maritimer Roman "Unter der Flagge der Freiheit".

Das Entstehen einer Großmacht in den Kinderschuhen

Der deutschstämmige Kapitän Sven Larsson kommt von einer langen und erfolgreichen Fahrt nach Hause zu seiner hochschwangeren Frau Sabrina, um sich von seinen letzten Eroberungszügen zu erholen, sein erstes Kind zu erwarten und das ordentliche Prisengeld gut anzulegen. Nach nur wenigen Tagen kommt seine Tochter Lilian zur Welt und auch ein neues Kommando wird dem erfolgreichen Kapitän angetragen. So macht er sich zu Beginn des Jahres 1777 mit seiner Sloop Enterprise auf den Weg, um für sich und sein Land zahlreiche Prisen zu erobern und die britische Flotte zu schwächen.

Zunächst muss eine funktionsfähige Mannschaft rekrutiert werden, bestehend aus alten Seebären und neuen Matrosen. Mit an Bord ist wie immer der Bootsmann Joshua Petrus, ein Schwarzer, der bereits viel mit Larsson unterwegs war und dessen scharfes Auge als Kanonier bereits legendär ist. Sie stechen in See und schon am ersten Tag werden Drill und Disziplin geübt, damit im Falle des Auftauchens eines britischen Schiffes auch jeder weiß, was er zu tun hat. Gegen die anfänglichen Wiederstände verschafft sich Larsson schnell Respekt und auch Joshua ist bald unangetastet respektiert. Und schon bald erscheint das erste britische Schiff.

Nach der erfolgreichen Eroberung mehrerer Schiffe der Briten zieht es Larsson doch wieder nach Hause zu Frau und Kind, zumal die Briten dabei sind an Land bis zu deren Wohnort Philadelphia vorzudringen. Larsson lässt sich versetzen und übernimmt die Verteidigung des Delaware, eines wichtigen Flusses. Und schon bald lockt ein neues Kommando auf einem großen Schiff, das Richtung Europa segeln soll.

Larssons Kommandos sind erfolgreich und ertragreich

Der zweite, in sich abgeschlossene Roman über den Flottenkapitän Sven Larsson kann auch ohne die Kenntnisse des ersten gelesen werden, mühelos kann sich der Leser in die Geschehnisse hineindenken. Dank Frank Adams geschicktem Erzählstil ist man sofort in der Handlung und ist immer auf der Seite des Kapitäns und verfolgt sein Handeln und sein Denken mit. Dabei gelingen Einblicke in die politischen Verhältnisse der 1770er Jahre in Amerika, als die Briten noch gegen die Amerikaner in den Krieg zogen und die Franzosen noch unentschlossen in ihrer Haltung waren. Larsson macht mit seinen Mannschaften eine Prise nach der anderen und schon bald gilt er als Erfolgsgarant für reiche Beute. Dabei beweist er stets Geschick im Umgang mit Schiff und Mannschaft und macht selten Fehler.

Die verschiedenen Kämpfe sind recht vielfältig und auch die kleinen Probleme an Bord werden stets zum Wohl aller gelöst. Meuternde Matrosen werden ebenso schnell zur Strecke gebracht wie ungehorsame Offiziere, immer hat Larsson den Überblick und geht in seinem Erfolg auf.

Einseitige Erzählweise

Und das wird auf die Dauer dann doch recht einseitig. Vier Seiten vor Ende des Buches sagt Larsson zu seinem Lieblingskanonier: "Joshua, mir wird bei dem Glück unheimlich. Wir hatten so viel Erfolg, und nun auch noch den Salpeterfrachter. Das muss doch nun mal umschlagen." Ja, das müsste es, aber das tut es während des gesamten Buches nicht und das wirkt dann doch sehr unwahrscheinlich. Ein paar Verletzte, wenige Verluste, aber immer "gewinnt" Larsson, das sind selbst in den ausweglosesten Situationen ein paar Zufälle zu viel. Alle gefangenen Verbrecher sind immer schnell und umfassend geständig, andere werden sofort entdeckt und verhaftet (gut, dass man einen Hund an Bord hat, der brav ist und keinerlei Probleme macht!) und Listen gegen den Feind klappen immer. Der Leser merkt schnell, dass das Strickmuster in Frank Adams Roman sich nicht ändert. Auch wenn er viel erlebt und auf jeder Seite etwas Neues passiert, ist es doch im Endeffekt immer wieder dasselbe. Soviel Glück kann man gar nicht haben.

Da das Hauptgeschehen auf Schiffen stattfindet, sind Beschreibungen von Örtlichkeiten oder Landschaften nicht zu erwarten. Die gesellschaftliche Situation an Land wird dennoch kurz und knapp erfasst und lässt den Leser wenigstens ein wenig in die Zeit eintauchen. Die Figuren bleiben dabei allesamt etwas blass. Natürlich gibt es bei verschiedenen Kommandos auch einen großen Personalwechsel, sodass es sich vielleicht nicht lohnt, tiefer in manche Charaktere einzutauchen, aber bei den Hauptfiguren hätte es sich doch gelohnt. Aber auch deren Beschreibungen bleiben relativ wenig interessant und so hält sich auch die emotionale Teilnahme des Lesers am Geschehen in Grenzen.

Eine gewisse Teilnahmslosigkeit

Adam formuliert in vielen kurzen Sätzen, die fast protokollartig wirken und so dem Leser eine gewisse Teilnahmslosigkeit übermitteln. Man liest das Buch zwar gerne und flüssig durch, aber man ist nicht wirklich dabei, weil die Formulierungen so neutral gehalten sind. Ob nun ein feindliches Schiff geentert wird, Larsson zum zweiten Mal Vater wird oder eine erfolgreiche Prise eingebracht wird, alles ist irgendwie gleich.

Auffällig neben dem enormen Kaffeekonsum aller Personen des Romans sind auch einige Begriffe, die es zu dieser Zeit noch nicht gegeben hat und die dann doch eher "modern" sind. Hier offenbart der Autor doch sprachliche Schwächen, was sehr schade ist. Sein Stil ist flüssig, man wird durchaus unterhalten und informiert, wie er das in seiner Vorrede des Buches hofft, aber ihm fehlt das gewisse Etwas, das den Leser wirklich fesselt. Sollte ein weiterer Roman mit Kapitän Larsson folgen, bleibt zu hoffen, dass dort die Handlungspalette etwas bunter gestaltet wird. Ein ausführlicher Glossar am Ende des Buches und mehrere Karten sowie die Mannschaftsaufstellungen der einzelnen Kommandos und ein weiteres Personenregister sind trotz allem willkommene Zugaben eines Buches, das leider nicht ganz halten kann, was es sich vorgenommen hat.

Unter der Flagge der Freiheit

Frank Adam, Lübbe

Unter der Flagge der Freiheit

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