Das Tagebuch der Constanze Mozart

  • Schröder
  • Erschienen: Januar 2005
  • 2
  • Schröder, 2004, Titel: 'Les Confessions de Constanze Mozart', Originalausgabe
Das Tagebuch der Constanze Mozart
Das Tagebuch der Constanze Mozart
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Carsten Jaehner
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Histo-Couch Rezension vonJun 2008

Ein intimer Blick in Mozarts Privatleben - leider aber nichts Neues!

Kurzgefasst:

Wer ist diese Constanze Weber, die Mozarts Frau wurde und ihn bis ans Ende seines Lebens begleitete? In ihrem fiktiven Tagebuch erzählt Constanze selbst von ihrer bewegten Zeit an der Seite des Genies.

 

Als faule und habgierige Person verschrien, verlebte die Ehefrau von Wolfgang Amadeus Mozart neun Ehejahre mit dem berühmtesten Sohn Salzburgs. Isabelle Duquesnoy zeichnet in ihrem fiktiven Tagebuch die zehn Jahre ihres Lebens vom Kennenlernen bis zum Tod des Komponisten nach.

Ein Leben als Mozarts Ehefrau

Als Wolfgang Amadeus Mozart von seiner Frankreichreise wiederkehrt, hat er dort seine Mutter beerdigt und sich mit seinem in Salzburg gebliebenen Vater entzweit. Er geht nach Wien und zieht bei der Familie Weber ein, die er vier Jahre zuvor in Mannheim kennen gelernt hatte und in deren älteste Tochter Aloysia er verliebt ist. Nun in Wien sieht er, dass Aloysia bereits geheiratet hat und so lernt er allmählich deren Schwester Constanze kennen und lieben.

Gemeinsam versuchen sie, ein gemeinsames Leben zu finden, heiraten gegen den Willen von Mozarts Vater und auch Constanzes Mutter ist nicht sehr erfreut. Doch die Erfolge Mozarts lassen auf eine sorgenfreie Ehe hoffen und schon bald ist Constanze zum ersten Mal schwanger. So beginnt eine Zeit, in der Mozart zwar viele Erfolge einfährt, diese sich allerdings leider nicht finanziell niederschlagen. Das Paar wechselt ein ums andere Mal die Wohnung und muss dazu noch gegen Mozarts Widersacher, den Komponisten Antonio Salieri, und andere nicht wohl gesonnene Persönlichkeiten Wiens ankämpfen. Völlig überschuldet stirbt Mozart Anfang Dezember 1791, eine Frau und zwei kleine Kinder hinterlassend, zu einem Zeitpunkt, wo ein unbeschwertes Leben bereits im Entstehen begriffen war.

Interessant und doch enttäuschend

Isabelle Duquesnoys Roman zeichnet das Bild eines zunächst schüchternen Mädchens, das sich in den bereits größten und erfolgreichsten Komponisten seiner Zeit verliebt und sogar das Glück hat, dass diese Liebe auf Gegenseitigkeit beruht. Gegen alle Erwartungen ehelicht er sie sogar. Beginnen ihre ersten Tagebucheinträge noch mit derber und teilweise unorthodoxer Sprache, wird sich dieser Sprachstil im Laufe der Geschichte zum Besseren wandeln und auch immer wieder durch Briefe unterbrochen werden, die Mozart Constanze geschrieben hat. Diese Briefe sind originalgetreu zitiert und wiedergegeben. Leider fehlt an manchen die Datumsangabe, so dass man auch meinen könnte, der Brief passe eigentlich an dieser Stelle nicht hinein. Auch bemüht sich Duquesnoy um eine Sprache wie zu Mozarts Zeit, allerdings wird sie diesem selbst gestellten Anspruch nicht immer gerecht.

Rein inhaltlich ist das Buch gerade für Leute, die sich ein bisschen in Mozarts Biografie auskennen, eine Enttäuschung. Im Grunde erfährt man nicht viel Neues, altbekannte Geschichten und Anekdoten aus Mozarts Leben werden wieder aufgekocht. Da das Tagebuch nicht mit Tagesangaben, sondern nur mit Monaten oder gar nur Jahreszeiten geführt wird, entsteht eine Stückelung, der man streckenweise eine gewisse Lustlosigkeit anmerkt, als müsse noch die eine oder andere Lücke mit irgendetwas gefüllt werden. Gerade in den letzten beiden Jahren beschränkt sich Duquesnoy darauf, Briefe wiederzugeben und sich Antwortbriefe darauf auszudenken, was auf eine Hilflosigkeit mit der Materie hindeutet. Dafür fehlen in den Jahren zuvor viele Briefe, die ebenso aufschlussreich hätten sein können.

Schwere Schicksalsschläge

Dennoch gibt es den einen oder anderen Punkt, der an diesem Buch interessant ist. So beeindruckt der Umgang Constanzes mit den Schwangerschaften und Kindestoden, dies sind die Momente, in denen man mit ihr fühlt. Dass von sechs Kindern nur zwei überlebten, bedeutet in neun Jahren Ehe trotz alledem sechs Schwangerschaften und somit einen Großteil der Beziehung im hoffnungsvollen Zustand.

Constanzes kleinbürgerliches Denken kommt in den Briefen nicht nur durch ihre mäßige Ausdrucksweise zum Tragen, sondern auch durch ihre Naivität. Stets redet sie sich ein, ihr Mann liebe sie, alle Gerüchte, er hätte Beziehungen zu anderen Frauen, übergeht sie durch Nichtbeachtung oder Nichterwähnung. Hier ergeht sich Duquesnoy seitenweise in nervigen Kommentaren.

Auch die Nicht-Beziehung zu Wolfgangs Vater und Schwester nimmt eine große Stellung im Tagebuch ein. Natürlich ist es verständlich, wenn man zu seinen angeheirateten Verwandten eine Beziehung aufbauen will und man ist enttäuscht, wenn sie kategorisch abgelehnt wird. Allerdings dauert es schon sehr lange, bis sich Constanze mit diesem Zustand angefreundet hat.

Keine neuen Erkenntnisse

Nett sind kleine Einwürfe wie die Erstürmung der Bastille im Jahr 1789, von der man nebenher erfährt und auch das Freimaurertum nimmt seinem Platz ein, obwohl Constanze es nicht wirklich versteht. Dass Constanze nichts von den anfänglichen finanziellen Schwierigkeiten bemerkt haben will, scheint aber eher unwahrscheinlich, gerade wenn man 13 Mal in sechs Jahren umziehen muss.

So bleibt im Endeffekt ein Roman, der mit durchgehenden Themen wie Schwangerschaften, Schulden, Umzügen, Nichtbeachtung der Familie und "Mein Mann ist der beste und größte Komponist der Welt" nicht viel Neues zu berichten weiß. Leider endet Constanzes Tagebuch mit Mozarts Tod. Ein Tagebuch für die Zeit nach Mozarts Tod, den sie immerhin um 50 Jahre überlebt hat, wäre bestimmt viel interessanter geworden.

Mit einem Nachwort der leitenden Konservatorin der Stiftung Mozarteum in Salzburg und einer kleinen Literaturliste als Anhang endet der Roman und bemerkenswerterweise fände auch diese Kuratorin ein Tagebuch der Jahre 1791 bis 1842 interessant. Für Mozartfreunde ist dieses Buch überflüssig, für Mozarteinsteiger ein interessanter Einblick in Zeit und Denkweise im späten 18. Jahrhundert. Und das ist ja immerhin auch schon mal was.

Das Tagebuch der Constanze Mozart

Isabelle Duquesnoy, Schröder

Das Tagebuch der Constanze Mozart

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