Die Legion des Raben
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2008
- 13
- Lübbe, 2008, Titel: 'Die Legion des Raben', Originalausgabe
Antike Verschwörung mit Hängern
Kurzgefasst:
Auf dem Heimweg vom Palast des Statthalters wird ein hoher Beamter ermordet. Der Verdacht fällt auf seinen Sklaven Hyacinthus - und damit droht nach römischen Recht allen Sklaven des Haushalts die Hinrichtung. Die junge Sklavin Invita stellt eigene Nachforschungen an. Sie stößt auf eine Verschwörung, die nicht nur ihr eigenes Leben, sondern die ganze Stadt Treveris in Gefahr bringt.
Im Jahr des Herrn 260 n. Chr. findet im Hause des Statthalters von Treveris, dem heutigen Trier, eine Feier zu dessen Geburtstag statt. Wer Rang und Namen hat ist da, und natürlich tummeln sich auch vielerlei Sklaven und Bedienstete auf dem Fest. Unter ihnen befindet sich auch die Sklavin Invita, die nicht immer unbedingt das tut, was man ihr sagt, und die auch eigentlich gar nicht auf dem Fest sein soll, aber trotzdem mal vorbeischaut.
Am Abend legt sie sich zu ihrem frisch zwangsvermählten Gatten Flavus, und beide wissen nicht recht etwas miteinander anzufangen. Sie werden gestört durch die Nachricht, dass einer der beiden Bürgermeister, Baetius Quigo, ermordet aufgefunden wurde und sein Sklave Hyacinthus der Mordes verdächtig festgenommen wurde. Die Familie des Baetiuis Quigo fordert nun nach altem Recht, dass nicht nur Hyacinthus, sondern alle Sklaven des Hauses hingerichtet werden sollen.
Hyacinthus beteuert seine Unschuld, und Invita macht sich auf, den wahren Mörder zu finden und so das Unrecht an den Sklaven zu verhindern. Dabei kommt ihr nicht nur ihr eigener Mann in die Quere, sie wird auch noch entführt und verwechselt. Und das ist nur der Beginn einer Flucht vor den Häschern einer groß angelegten Verschwörung, die mehr im Sinn haben, als sie je ahnen konnte.
Gut erklärtes Sklavenrecht
Schon zum zweiten Mal lässt Maria W. Peter die Sklavin Invita ein Verbrechen aufklären und schafft es dabei, ihre Hauptfigur weiter zu entwickeln. Mit wenigen Worten führt sie den Leser in das Trier des dritten Jahrhunderts ein, und die gewählte Ich-Perspektive von Invita schafft sofort eine intimere Nähe zum Geschehen. Das Verbrechen lässt auch nicht allzu lang auf sich warten, und so ist die Spannung erst einmal garantiert.
Hervorstechend ist in jedem Fall das gut recherchierte Sklavenrecht - wenn man es denn so nennen will. Gerade hieraus entwickelt sich ja Invitas Antrieb, dem Mordfall nachzugehen, und hier gibt es für den Leser einige interessante Aspekte aus der Römerzeit zu gewinnen. Über allem schwebt der Tod von Unschuldigen, auch wenn es "nur" Sklaven und daher nach römischem Recht nur "Sachen" sind und keine Menschen. In diesem Konflikt liegt eindeutig die Stärke der Erzählung.
Schwächen im Mittelteil
Die Entwicklung der Figuren zeigt sich am deutlichsten an Invita und ihrem Zwangsgemahl Flavus. Beide werden sich im Laufe der 399 Handlungsseiten besser kennen lernen und durch die Ereignisse enger aneinander geschweisst werden. Damit setzt sich ihr Weg aus dem ersten Teil "Fortunas Rache" fort, allerdings funktioniert "Die Legion des Raben" auch unabhängig davon.
Etwas unklar bleibt Invitas Herkunft, da muss man sich schon einiges zusammenreimen, wenn man den Vorroman nicht gelesen hat. Während ihrer Verfolgungsjagd im Mittelteil des Buches liegt denn auch der Fokus der Erzählung nicht so sehr auf dem Mordfall, sondern auf einer Begegnung mit ihrer Vergangenheit. Hier wird aus der Erzählung das Tempo herausgenommen, aber keine Fragen werden wirklich beantwortet. Das ist dann auch ein Bruch in der Erzählung, und etliches wiederholt sich, so dass die Spannung doch deutlich abfällt. Hier hätte man die Zügel doch anziehen können.
Lobenswerter Anhang
Die letztlich Auflösung kommt erst spät am Ende und steigert sich immer mehr, und das ganze Ausmaß der Verschwörung lässt dann auch den höchsten Beamten bei Invitas Verfehlungen alle Fünfe gerade sein lassen. Immerhin lassen das Ende und die Dinge um Invitas Vergangenheit noch viel Raum für weitere Abenteuer der Sklavin.
Sprachlich hätte man sich die Erzählung etwas antiquarischer gewünscht, hier geraten manche Formulierungen doch etwas zu modern. Einige Druckfehler im letzten Viertel des Buches fallen leider zu sehr auf. Lobend erwähnt werden müssen aber unbedingt der lesenswerte Anhang, in dem das Sklavenrecht noch einmal historisch aufgearbeitet wird, ein Glossar und zwei historische Karten, anhand derer man alles besser mitverfolgen kann. So bleibt ein Roman, der in der Mitte etwas abflacht, drumherum aber durchaus spannend und logisch konstruiert ist, und der einen schönen Einblick in das dritte Jahrhundert gibt. Und Invita darf gerne weiter ermitteln.
Maria W. Peter, Lübbe
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