Das Lied des Spielmanns
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- Erschienen: Januar 2006
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- , 2006, Titel: 'Das Lied des Spielmanns', Originalausgabe
Mord im Saarland
Kurzgefasst:
Duot, Sohn des Büchelhofbauern im Sulzbachtal, wird um sein Erbe betrogen wird, muss daraufhin die Heimat verlassen und kehrt als Rächer zurück. Um das Jahr 950 ist das Leben der Bauern und Mönche als deren Grundherren nicht einfach, nur manchmal tauchen Gaukler auf, die ein wenig Kurzweil in den Alltag bringen. Wird Duot sein Recht bekommen?
Das Leben im mittelalterlichen Saarland war auf dem Lande nicht einfach. In seinem Roman "Das Lied des Spielmanns" erzählt Dieter Meyer-Paysan die Geschichte des Ortes Dudweiler und die Herkunft seines Namens und dabei spielen zwielichtige Gaukler und mysteriöse Spielmänner eine entscheidende Rolle.
Ungewöhnliche Todesfälle und unheimliche Verwandte
Um das Jahr 950 leben in Duots Weiler, einer kleinen Ansammlung von Höfen am Solbach im heutigen Saarland, David und Duot, zwei Freunde gleichen Alters und zudem Cousins. Als die beiden von einem Ausflug nach Hause kommen, finden sie Davids Vater tot auf. Da seine Mutter bereits gestorben war, übernimmt Duots Vater Konrad die Vormundschaft für David. Duots Vater ist ebenfalls verheiratet, aber er ist sehr krank und seine Frau, Duots Stiefmutter, hat sich einen ehemaligen Prediger mit ins Haus geholt, der mehr und mehr an Macht und Einfluss gewinnt.
Beim Tod von Davids Vater war schon einiges nicht mit rechten Dingen zugegangen, David sogar des Mordes an seinem Vater bezichtigt worden. Bruder Dominik aus einem nahen Kloster glaubt nicht an die Schuld Davids und so versucht er, Licht ins mittelalterliche Dunkel zu bringen. Mysteriös ist auch das Auftauchen eines singenden Spielmanns, denn nach dem Glauben der Leute bringt es Unglück, wenn man einen Spielmann hört, aber nicht sieht.
Als auch noch die alte Kräuterfrau stirbt und zudem auch Duots Vater tot aufgefunden wird, scheint klar, dass David Schuld sein muss. Duots Stiefmutter übernimmt den Hof, wirtschaftet ihn aber weitestgehend zugrunde. David flieht und schwört Rache für das, was man ihm angetan hat.
Familienleben im frühen Mittelalter
Mit seinem nur 144-Seiten-Buch aus dem Saarbrücker Geistkirch-Verlag hat Dieter Meyer-Paysan einen Roman vorgelegt, der das Leben im frühen Mittelalter mitten auf dem Land anschaulich darstellt. Dabei weiß er genau um die Hierarchien, die an einem Hof herrschen, wie man sich als Knecht benimmt und was an einem Hof und auf den Feldern zu tun ist. Da es nur um wenige Familien geht, kann er die Ausgestaltung der Höfe und das Leben vor Ort gut beschreiben, wobei er nichts überlädt. Dabei flechtet er immer wieder die Bedeutungen der einzelnen Namen mit ein, sodass man sich weiterdenken kann, wie die heutigen Namen entstanden sind.
Neben dem durchaus spannenden Handlungsstrang um die Todesfälle um David und Duot ist es immer wieder der Spielmann, der auf seinem Pferd in der Gegend herumreitet, aber nie gesehen wird. Er singt seine Lieder und wer ihn gehört hat, verschweigt es, denn niemand würde ihm glauben, und wenn, dann bringt es Unglück. Das passiert einige Male, aber warum es diesen Aberglauben gibt, wird leider nicht erklärt. Und so prophetisch sind seine Lieder dann auch nicht, als dass man durch die Liedfetzen auf das weitere Geschehen schließen könnte. Hier hätte man etwas mehr Gewicht drauflegen können.
Auch das Leben außerhalb der Höfe, so im Kloster und am Markttag, wenn die Gaukler kommen, wird gut beschrieben. Meyer-Paysan kennt sich mit den Gesetzen und Gepflogenheiten der Stände untereinander aus und weiß diese gut dem Leser weiter zu transportieren. Auch die Regeln des Fechtkampfes am Ende beherrscht er und kann so der Geschichte ein passendes Ende geben. Das macht die ganze Geschichte stimmig und zeigt, dass er die historischen Quellen, die ihm als Vorlage dienten, gut genutzt hat. Leider sind Letztere nicht aufgeführt, sondern nur per Internet-Link verfügbar; Geschmackssache.
Wackeliger Erzählstil
Leider bleiben aber manche Charaktere etwas blass. David, Duot und Bruder Dominik sind die bestimmenden Figuren, und auch Stiefmutter Armgard und ihr Freund und Prediger Anastasius haben großen Handlungsanteil. Andere Figuren wie der Großknecht Brun oder Davids Schwester Katie hätten mehr Raum bekommen dürfen, zumindest hätte man das von der Anlage der Geschichte her erwartet.
Auch sprachlich weiß der Autor nicht immer zu überzeugen. Gelegentlich rutscht er in einen Erzählstil für Kinder, der eigentlich in seinem ersten Roman für Erwachsene fehl am Platze ist. Dies zeigt sich auch in den Kapitelüberschriften. Hoffentlich bessert sich das beim nächsten Roman, der dann auch ruhig länger sein darf.
Zusatzinformationen und Anhänge
Warum die Karte der Gegend zwischen dem ersten und zweiten Kapitel eingefügt wurde und nicht vorne oder hinten, bleibt leider unklar. Auch wäre es sinnvoller gewesen, einen Glossar anzufügen, statt die Begriffe im Text zu erklären, denn das stört den Lesefluss und man springt ungewollt aus der Erzählebene. Löblich hingegen ist das Nachwort, das erklärt, wie authentisch die Geschichte ist. Auch sind zwei Spielmannslieder abgedruckt, leider aber ohne Quellenangabe, was ja gerade bei Texten aus dieser Zeit sehr schwierig ist, denn viele Urheber sind nicht überliefert. Gerne hätte man gewusst, ob es tatsächlich historisch überlieferte Lieder sind. Und weshalb wurde auf dem Titelfoto keine alte Gitarre abgebildet? (Auch wenn das Modell einer Gitarre mit fünf Doppelsaiten wohl richtig ist, aber doch deutlich ein neueres Modell mit Draht- und Kunststoffsaiten zeigt.)
Wer einen Einblick in das Leben des Volkes im frühen Mittelalter bekommen möchte, ist mit diesem zu kurzen Buch gut beraten, wer etwas über die Anfänge des Ortes Dudweiler wissen möchte, sowieso. So oder ähnlich sind bestimmt auch andere Orte entstanden, sodass das Buch nicht nur für Saarländer interessant sein dürfte.
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