Die falsche Schwester
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- Erschienen: Januar 2008
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- , 2008, Titel: 'Die falsche Schwester', Originalausgabe
Mord und Geheimnisse in der Welt der Diakonissinnen
Kurzgefasst:
Kaiserswerth, 1859: Martha arbeitet im Diakonissen-Krankenhaus, wo ein gastierender Organist ermordet wird. Die Hausleitung versucht zwar, das Verbrechen als natürlichen Tod zu kaschieren, doch Martha forscht nach: Die Mordwaffe stammt aus dem Amazonasgebiet, wo der Organist Verwandte hatte. Von Heimleitung und Polizei eingeschüchtert, vom Mörder bespitzelt, zieht Martha den Kreis der Verdächtigen immer enger. Dabei gerät sie selbst in größte Gefahr...
Martha wünscht sich nichts sehnlicher, als eine der Schwestern zu werden, die im Diakonissenhaus von Kaiserwerth ihr gutes Werk verrichten. Doch für das Mädchen aus einfachen Verhältnissen scheint dieses Ziel vorerst unerreichbar. Gegen den Willen der Eltern, die Martha lieber als Magd auf einen Hof gegeben hätten, tritt das Mädchen als Küchenhilfe in das Diakonissen-Krankenhaus ein. Schwester Antonie, die Köchin, nimmt sie unter ihre Fittiche. Trotz der strengen Arbeit beginnt Martha sich wohl zu fühlen, dazu trägt auch ihre Freundschaft zur Probeschwester Roswitha bei, die bei den anderen Schwestern aufgrund ihres burschikosen Wesens kaum Freundinnen findet. Auf eine seltsame Weise angezogen fühlt sich Martha aber auch von der geheimnisvollen Schwesternschülerin Elsa. Als der erste Mord geschieht, beginnen Martha und Roswitha, nach Spuren zu suchen. Da geschieht ein zweiter Mord, und Martha erkennt, dass sie in Gefahr schwebt.
Geglückte Kombination
Der auf ein jugendliches Publikum ausgerichtete historische Krimi von Gina Mayer stellte eine geglückte Kombination von geschichtlichen Fakten und einem ansprechenden Plot dar. Zwar ist der Krimiteil nicht ganz so aufregend, doch enthält er etliche Wendungen, die es schaffen, das offensichtlich erscheinende in Frage zu stellen. So tappt man über weite Strecken im Dunkeln, was die Hintergründe der beiden Morde betrifft, was aber durchaus auszuhalten ist. Einen hohen Stellenwert nimmt die Beschreibung des Alltags im Diakonissen-Krankenhaus ein. Dies ist auch die eigentliche Feinheit des Romans. Mühelos wird hier eine wichtige gesellschaftliche Entwicklung, deren Auswirkungen bis Ende des 20. Jahrhunderts zu spüren waren, skizziert. Gina Mayer flicht diesen Teil so geschickt in die Geschehnisse ein, dass es nie belehrend oder befremdend wirkt.
Wechselspiel der Schauplätze
Mit den immer wieder eingebundenen kurzen Schilderungen eines tragischen Schicksals in Brasilien, das man bald schon mit Elsa verknüpft, hat Gina Mayer einen Nebenschauplatz geschaffen, der eine ganz besondere Note in diesen Jugendroman bringt. Hier wird das Schicksal einer Missionarstochter geschildert, die als Einzige das Massaker an ihrer Familie überlebt. Dadurch ist ein Einblick in die Missionarstätigkeit am Amazonas zu gewinnen, der auch Neues beinhaltet. Die beiden Erzählstränge fließen nahtlos ineinander über und bieten so eine gute Grundlage für Spekulationen und Vermutungen, was die Morde betrifft.
Auch für Erwachsene geeignet
Die falsche Schwester ist nicht nur als Jugendbuch deklariert, es ist sowohl von der Sprache als auch vom Plot her als Jugendbuch ausgerichtet. Allerdings handelt es sich hier um eine sowohl gut aufgebaute als auch ausgezeichnet erzählte Geschichte, die durchaus auch ein erwachsenes Publikum zufrieden zu stellen vermag. Dass der Roman bis zum Schluss mit etlichen Überraschungsmomenten aufwarten kann, ist dem professionellen Können der Autorin zuzuschreiben. Das Buch liest sich flüssig und rasch weg und ist als unterhaltende Lektüre absolut zu empfehlen.
Gina Mayer, -
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