Säulen der Ewigkeit

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Januar 2008
  • 3
  • Droemer-Knaur, 2008, Titel: 'Säulen der Ewigkeit', Originalausgabe
Säulen der Ewigkeit
Säulen der Ewigkeit
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Rita Dell'Agnese
811001

Histo-Couch Rezension vonJul 2008

Hier wird die Geschichte von den Entdeckungen in Ägypten greifbar!

Kurzgefasst:

"Was immer du tun willst, fang damit an." Wie keine andere Frau ihrer Zeit nimmt Sarah das Leben in die eigene Hand: Sie heiratet den Abenteurer Belzoni, bereist ganz Europa und gelangt schließlich nach Ägypten. Gegen jede Konvention begleitet sie ihn dort auf seine Ausgrabungen zwischen Kairo und dem Tal der Könige. Dabei begegnet sie immer wieder dem erklärten Gegenspieler ihres Mannes...

Als eine der ersten Engländerinnen kommt Sarah im Jahre 1815 an der Seite ihres italienischen Mannes nach Ägypten. Noch ahnt sie nicht, welche Abenteuer dieses geheimnisvolle, gefährliche Land für sie bereithält, das gerade erst beginnt, sich Europa zu öffnen. Während Giovanni Belzoni in Abu Simbel und am Fuße der Pyramiden zum erfolgreichsten Jäger verlorener Schätze wird, gibt Sarah sich nicht mit der Rolle der braven englischen Ehefrau zufrieden, die geduldig auf die Heimkehr ihres Gatten wartet. Stattdessen findet sie fern ihrer Heimat jene Freiheit, nach der sie sich schon lange sehnt. Dabei kreuzen ihre Wege immer wieder die des französischen Konsuls Drovetti, der mit Belzoni um die spektakulärsten Entdeckungen wetteifert. Er ist fasziniert von der ungewöhnlichen Frau - und setzt alles daran, sie für sich zu gewinnen ...

 

Mit seiner englischen Frau Sarah reist der aus Italien stammende Zirkusartist Giovanni Belzoni 1815 nach Ägypten, um seinen alten Traum, als Ingenieur zu arbeiten, umzusetzen. Begleitet wird das Paar von Zögling James, den Sarah und Giovanni einst auf einem Jahrmarkt vor der Verhaftung als kleiner Dieb schützten und der dem Paar seither treu ergeben ist. Giovannis Traum platzt, als der Pascha sich weigert, die von ihm konzipierte Maschine zur Bewässerung der Felder zu akzeptieren. Fasziniert von den Hinterlassenschaften der alten Ägypter, beginnt Giovanni sich mit der Suche nach Altertümern zu befassen. Schon bald zeigt sich die wahre Passion von Giovanni Belzoni.

Es gelingt ihm, selbst unmöglich erscheinende Transporte von Altertümern durchzuführen. So erregt er einerseits das Wohlwollen des englischen Konsuls, andererseits aber ebenso das Missfallen des früheren französischen Konsuls Drovetti. Zwischen Drovetti, der sich als Mann und Charmeuer sehr für Sarah interessiert und Giovanni Belzoni kommt es zu einem erbitterten Wettstreit. Sarah, aufgewachsen in einem englischen Waisenhaus, muss zunächst ihre Zurückhaltung aufgeben, bis sie erkennt, dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen muss. Nach einer Auseinandersetzung mit ihrem Ehemann begibt sich Sarah auf Pilgerfahrt ins gelobte Land und findet zu sich selbst.

Ehrgeiz und Ehre

In ihrem neuesten Roman spürt Tanja Kinkel dem berühmten Entdecker Giovanni Belzoni nach und gibt der Figur aus dem Geschichtsunterricht ein Gesicht. Auch die farblose Sarah bekommt im Verlauf des Romans Konturen und entwickelt sich zu einer starken Persönlichkeit. Die um Belzoni rankenden Geschichten verwebt Tanja Kinkel geschickt ineinander und lässt auf diese Weise ein gut nachvollziehbares Bild entstehen. Warum aus dem einst gutmütigen und bedachten Riesen, der sein Geld als starker Mann auf dem Jahrmarkt verdient, ein von Ehrgeiz zerfressener und in mancherlei Hinsicht rücksichtsloser Mann wird, erklärt die Autorin in kleinen Schritten, so dass im Zusammenhang mit der Figur Belzoni nie der Eindruck von Übertreibung oder Verzerrung aufkommt. Es ist sichtbar, weshalb Belzoni seine Entdeckungen mit einer unglaublichen Vehemenz betreibt, der er gar die Liebe seiner Frau zu opfern bereit ist.

Seelisches Korsett ablegen

Sehr liebevoll gezeichnet ist Sarah. Sie wird zunächst als hoffnungslos romantisches, wenngleich recht blasses Geschöpf skizziert. Auch in ihrer Ehe mit Giovanni Belzoni, für die sie immerhin die Konventionen der englischen Gesellschaft bricht, bleibt Sarah zunächst unscheinbar und nicht nur körperlich, sondern auch seelisch fest in ein Korsett geschnürt. Die Begegnungen in Ägypten machen aus Sarah aber nach und nach eine Frau mit starker Persönlichkeit. Mit dem Ablegen des Korsetts wird sie nicht nur von ihrer Kleidung her freier, sie entwickelt auch einen freien Geist, der danach lechzt, nicht mehr nur als Anhängsel von Giovanni verstanden zu werden.

Die kaum verhohlene Werbung von Drovetti öffnet ihr zudem eine Welt, die sie fest verschlossen glaubte. Sie beginnt ihre Liebe zu Giovanni in Frage zu stellen, ist aber nicht bereit, ihre Ehe leichtfertig aufzugeben und weist deshalb die Avancen Drovettis zunächst zurück. Dabei wird sie von James eifersüchtig beobachtet. Der junge Mann, der Mrs. B, wie er Sarah nennt, ebenso ergeben ist wie Mr. B, also Giovanni, ahnt, dass Drovettis Werbung um die Gunst von Sarah einen Keil zwischen das Ehepaar treiben könnte.

Lebendige Geschichte

Tanja Kinkel hat sich für ihren jüngsten Roman eine Epoche ausgesucht, die sowohl von ihrer politischen Struktur her als auch von den Veränderungen, denen die Gesellschaft im frühen 19. Jahrhundert ausgesetzt war, viel Raum bietet. Sie greift eine an sich bekannte Rahmengeschichte auf, sieht aber von der Glorifizierung der Figur Belzonis ab. Vielmehr erklärt sie seine Entdeckungen mit seinem Wunsch, Drovetti zu überflügeln, lässt also den berühmten Entdecker als Mensch mit allen Ecken und Kanten erscheinen.

Besonders gelungen ist ihr der ungeschminkte Blick auf die Situation in Ägypten. Der Wettstreit zwischen den Engländern und den Franzosen mutet zwar hier und da etwas seltsam an, doch ein Blick in die Geschichtsbücher beweist, dass Tanja Kinkel diesen Wettstreit sehr gut aufgefasst und ausgearbeitet hat. Durch ihre Erzählung wird die Geschichte der Entdeckungen in Ägypten greifbar. Sie lässt an allem teilhaben, sowohl an der Mühe als auch am Erfolg. Und sie scheut sich auch nicht, die Frage der Grabräuberei anzusprechen und ein Fragezeichen zu setzen.

Zu viele Längen

Im Großen und Ganzen setzt Tanja Kinkel den Lesern mit ";Säulen der Ewigkeit" ein solides Machwerk vor, das viel Potenzial hat. Schade nur, dass die Geschichte immer wieder (unnötige) Längen aufweist, die den Lesefluss etwas dämpfen. Ein etwas strafferer Aufbau hätte dem Buch absolut gut getan und würde der ganzen Geschichte mehr Tempo geben. Obwohl die Begegnungen Sarahs mit den einheimischen Frauen für die Entwicklung der jungen Frau von Bedeutung sind, wirken sie ermüdend und könnten in vielen Fällen gestrichen werden, ohne dass die Geschichte damit an Gewicht verlieren würde. Ebenso die sich wiederholenden Feindseligkeiten zwischen Giovanni und seinem griechischen Dolmetscher.

Trotz dieser Einschränkungen eignet sich das Buch nicht nur für eingefleischte Ägyptenfans, sondern für all jene, die bereit sind, die Geschichte um die Entdeckungen auf sich wirken zu lassen. Eine flüssig geschriebene Geschichte, die mit dem Hinweis auf dem Buchdeckel ";Dieses Land verändert jeden. Wenn Sie Ägypten verlassen, wird Mr. Belzoni nicht derselbe Mann sein, mit dem Sie hergekommen sind und Sie nicht dieselbe Frau." ein Versprechen gibt, das sie größtenteils auch einzuhalten vermag.

Einfach, aber gefällig ist übrigens die optische Gestaltung des Buches, wobei es sinnvoller gewesen wäre, die hilfreichen Karten zu Beginn des Buches abzudrucken und sie nicht an den Schluss zu setzen. Denn diese geben einen guten Überblick über die Örtlichkeiten, die von Sarah und Giovanni besucht werden. Eine Erklärung von Tanja Kinkel zur Geschichte Belzonis und ein Quellenhinweis runden das gute Werk ab.

Säulen der Ewigkeit

Tanja Kinkel, Droemer-Knaur

Säulen der Ewigkeit

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