Die Wächter der Teufelsbibel

  • Ehrenwirth
  • Erschienen: Januar 2008
  • 9
  • Ehrenwirth, 2008, Titel: 'Die Wächter der Teufelsbibel', Originalausgabe
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Daniela Loisl
901001

Histo-Couch Rezension vonSep 2008

Gelungene Fortsetzung und beinah noch spannender als Band eins

Kurzgefasst:

Nach dem Tod Kaiser Rudolphs II. dringen Plünderer in die Prager Burg ein und stehlen das gefährlichste Buch seiner Zeit die Teufelsbibel. Wenig später geschehen im Namen des Satans unheimliche Dinge im Land, und die düsteren Legenden um eine alte Burg in den mährischen Hügeln erwachen zum Leben. Menschen begehen barbarische Verbrechen und berichten, dass sie den Teufel lachen und tanzen gesehen haben ...
Gibt es einen Zusammenhang zwischen all den Grausamkeiten und dem Verschwinden der Handschrift? Die beiden Freunde Cyprian Khlesl und Andrej von Langenfels riskieren ihr Leben im Kampf gegen skrupellose Fürsten und Kleriker. Und es steht noch mehr auf dem Spiel. Denn das Böse bedroht auch das, was ihnen am meisten bedeutet: ihre eigenen Kinder...

 

Im ersten Band Die Teufelsbibel konnte die selbige von den Freunden Cyprian Klehsl und Andrej von Langenfels in Sicherheit gebracht werden. Nun, 20 Jahre später, 1612, und am Vorabend des 30jährigen Krieges, leben die beiden glücklich mit ihren Familien in Prag. Cyprian und Agnes haben geheiratet und Kinder bekommen. Ihre Tochter Alexandra hat sich gerade über beide Ohren verliebt - in den fragwürdigen Heinrich von Wallenstein Dobrowitz. Andrej, der seine große Liebe bei der Jagd nach der Teufelsbibel verloren hat, ist stolz auf seinen Adoptivsohn Wenzel, der eine eng vertraute Beziehung zu Alexandra hat, mit der er aufgewachsen ist. Als Cyprians Onkel, Kardinal Melchior Klehsl, erfährt, dass der "Codex Gigas" nicht mehr sicher ist, beauftragt er seinen Neffen dies zu überprüfen - nicht ahnend, welchen Stein er damit ins Rollen bringt...

Explosiver Beginn - und auch danach kommt man kaum zum Luft holen

Es ist selten, dass Fortsetzungsbände qualitativ beim ersten Band anschließen können, aber dass dieser den dann noch beinah übertrifft, das schaffen sicher nicht viele Autoren. Richard Dübell hat mit dem zweiten Band eine weitere immens temporeiche und auch spannende Jagd nach der Teufelsbibel geschrieben. Wie schon im ersten Teil ist die Geschichte auch hier in mehrere Erzählstränge gesplittert und verlangt vom Leser ein aufmerksames und bewusstes Lesen. Als Buch für schnell mal Zwischendurch ist dieses bestimmt nicht geeignet. Wer sich jedoch auf die Erzählung einlässt, bekommt eine nicht nur atemberaubende und packende, sondern auch eine sehr intelligent erzählte Geschichte geboten. Dübells feiner und subtiler Humor bereichert seine Erzählungen noch zusätzlich und diese Spitzen sind stets perfekt pointiert mit eingeflochten.

Realistisch und bildgewaltig gestalten sich Schauplätze und Szenerie, der rote Faden geht nie verloren und der Leser wird mit immensem Tempo durch halb Europa gepeitscht. Ob Prag, Wien, Rom oder ein kleiner böhmischer Ort, man erlebt Höhen und Tiefen der Protagonisten hautnah mit.

Interessante und auch skurrile Figuren

Dübells Darsteller sind alles andere als blass und in Formen gepresst, sind voller Leben und mit allen Schattierungen menschlicher und unmenschlicher Charakterzüge ausgestattet. Innere Kämpfe, Selbstzweifel und blinde Verliebtheit kommen ebenso vor wie maßlose Selbstüberschätzung und krankhafter Sadismus. Den von Alexandra so angehimmelten Heinrich von Wallenstein Dobrowitz weiß man lange nicht richtig einzuschätzen. Gehört er nun zu den "Guten" oder doch auf die andere Seite, den "Bösen"? Geschickt versteht es der Autor den Leser in die Irre zu führen. Man lacht und leidet, man liebt und hasst mit den Figuren und gewinnt den einen oder anderen beinah als Freund.

Den extremen Schattenseiten menschlicher Wesenszüge hat Dübell hier sehr viel Raum gelassen, was beinah etwas zu viel des Guten ist. Manch einem werden diese schon pervers anmutenden Abartigkeiten oder auch die in Hörigkeit verfallene Anbetung der Polyxena von Lobkowicz etwas zu viel sein. Dennoch passt auch dies wie ein kleines Puzzleteil hervorragend ins Gesamtgefüge und lässt vieles dadurch schlüssig werden.

Auch das Zeitgeschehen kommt nicht zu kurz

Gibt die ganze Jagd nach der Teufelsbibel schon mehr als genug Stoff, so hat der Autor dennoch nicht vergessen dem Leser auch die politischen Hintergründe der Zeit zu veranschaulichen. Auf seine ihm ganz spezielle leicht ironische Weise, zeichnet er auch das Bild des zweiten Prager Fenstersturzes. Niemals wirkt bei Dübell das Politische trocken oder gar geschichtsbuchmäßig, sondern wird stets als Bereicherung empfunden. Egal ob Tatsache oder Fiktion, alles ist auf harmonische Weise verbunden und wird in der dichten Atmosphäre lebendig.

Je mehr die Geschichte ihrem Ende zusteuert, desto straffer zieht Dübell die Saite des Spannungsbogens. Das Ende ist perfekt inszeniert und bildet einen passenden Schluss, der der Erzählung auf hohem Niveau gerecht wird.
Die Latte ist sehr hoch gelegt und man darf gespannt sein, wie der letzte Teil der Trilogie um die Teufelsbibel in Szene gesetzt ist. Ein Buch, das man Liebhaber spannender und intelligenter Lektüren nur empfehlen kann.

 

Die Wächter der Teufelsbibel

Richard Dübell, Ehrenwirth

Die Wächter der Teufelsbibel

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