Der Spiegel der Kaiserin
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2007
- 0
- Droemer-Knaur, 2007, Titel: 'Der Spiegel der Kaiserin', Originalausgabe
Eintauchen in das Leben in der verbotenen Stadt
Kurzgefasst:
Peking 1908: Prinzessin Anli ist erst 18 Jahre alt, als sie zur Hofdame der letzten Kaiserin berufen wird. Kurz darauf erfährt sie, dass ihr Vater sie gegen eine große Geldsumme an einen sehr viel älteren General verheiraten will. Um sie davor zu bewahren, schickt die Kaiserin sie in die Provinz ins Haus eines angesehenen Färbers prächtiger Stoffe. Hier lernt Anli den Engländer Malcolm kennen - und lieben. Malcolm erwidert ihre Gefühle, doch diese Liebe scheint keine Zukunft zu haben, denn Anlis Vater besteht auf der geplanten Heirat. Den Liebenden bleibt nur noch die Flucht ...
Prinzessin Anli wird als Hofdame zur Kaiserin Guniang in die verbotene Stadt berufen. Als sie sich für den Eunuchen Bolo einsetzt, erregt sie die Aufmerksamkeit der als harte Frau bekannten Kaiserin. Nach und nach erkennt Anli, dass ihre Tante Malu einst die innigste Freundin Guniangs gewesen ist, bevor sie sich in einem Pavillon über der verbotenen Stadt das Leben nahm. Anli ist bestürzt, wird aber durch den Umstand abgelenkt, dass der wohlhabende General Dun um sie wirbt. Er ist bekannt dafür, seine Frauen schlecht zu behandeln und Anli fürchtet sich vor der Ehe, die ihrem Vater reichen Geldsegen bescheren soll. Um Anli zu retten, schickt Guniang das Mädchen in die Provinz, in das Haus eines Färbers. Dort begegnet Anli im Engländer Malcolm eine neue Kultur. Sie verliebt sich und möchte China an Malcolms Seite verlassen. Doch im letzten Moment taucht ihr Vater auf und bringt das verzweifelte Mädchen zurück in die verbotene Stadt, wo bereits ihr künftiger Ehemann wartet.
Feinfühlige Geschichte
Obwohl in „Der Spiegel der Kaiserin" viel von Liebe die Rede ist, handelt es sich um ein feinfühlig erzähltes Sittengemälde vom China des frühen 20. Jahrhunderts. Michaela Link schildert auf eingängige Weise die starren Hofzeremonien in der verbotenen Stadt und zeigt auf, in welchen engen Grenzen sich die mächtigste Frau des Kaiserreichs bewegen musste. Eindrucksvoll wird aber auch das Schicksal der Eunuchen dargestellt, die zu Tausenden die verbotene Stadt bevölkern und lediglich einen Sklavenstatus bekleiden. Ausgeliefert sind die Eunuchen nicht nur den Launen der Kaiserin und ihrer Hofdamen sondern vor allem auch jenen des machtgierigen Obereunuchen Li, der durch geschickte Intrigen jene, die bei ihm in Ungnade gefallen sind, vernichtet.
Zu wenig differenziert
Während Michaela Link alles, was mit China und dessen Protokolle zu tun hat, mit einer stillen Eleganz zu einer sehr hochstehenden Geschichte verwebt, verliert sie bei allem, was den Engländer Malcolm betrifft, das Augenmaß. Die Schilderungen von Malcolms unglaublicher Güte und seiner umsichtigen Art, mit seinen Untergebenen umzugehen, wirken im Zusammenhang mit der restlichen Geschichte zu abgedroschen. Der Bruch in der Qualität der Erzählung ist sehr bedauerlich und nimmt dem Buch etwas von seiner empathischen Annäherung an eine fremde Kultur. Die Autorin hätte mit einem differenzierteren Bild Malcolms problemlos das Niveau halten und einen herausragenden Roman ganz ohne Schwächen vorlegen können.
Mehr von der Autorin ...
Es bleibt zu hoffen, dass „Der Spiegel der Kaiserin" nicht der einzige historische Roman dieser Autorin sein wird. Ihre Art, die Protagonisten in die geschichtlichen Fakten einzubetten ist wohltuend und fast ausnahmslos überzeugend. Zudem spiegelt sich im vorliegenden Roman die Zuneigung der Autorin zu einer vergangenen Kultur, ohne dass auch nur einen Augenblick ein verklärtes Bild entsteht. Die Informationen werden ungeschminkt präsentiert und doch so anschaulich geschildert, dass vieles, das fremd ist, nachvollziehbar wird. Ein wirklicher Lesegenuss!
Michaela Link, Droemer-Knaur
Deine Meinung zu »Der Spiegel der Kaiserin«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!