Der Diplomat
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- Erschienen: Januar 2008
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- , 2008, Titel: 'Der Diplomat', Originalausgabe
So spannend kann Politik sein!
Kurzgefasst:
Zu Beginn des Jahres 1778 marschieren österreichische Truppen in Bayern ein. Der bayerische Kurfürst Carl Theodor und sein Neffe, Thronfolger Herzog Carl August von Pfalz-Zweibrücken, sollen aus dem Land gedrängt werden. Kaiser Joseph II. will sich damit die Vormachtstellung in Europa sichern.
Der Minister Freiherr Johann Christina von Hofenfels erkennt die Gefahr für das Haus Wittelsbach und bringt die Sache vor den Reichstag. In Friedrich dem Großen, König von Preußen, gewinnt er einen mächtigen Verbündeten. Da Österreich seine Truppen nicht abziehen will, kommt es zum Bayerischen Erbfolgekrieg, der 1779 mit dem Frieden von Teschen endet, ohne dass es zu einer militärischen Entscheidung gekommen war. Man nimmt die Truppen von den Schlachtfeldern und schickt die Diplomaten aufs Parkett. Zehn Jahre lang kämpft Hofenfels als treuer und pflichtbewusster Minister für die Zukunft des Hauses Wittelsbach gegen die Habsburger und ihre Verbündeten Frankreich und Russland. Im Kampf um die Macht werden dabei alle Register gezogen - Drohung, Erpressung, Sex, Macht, Orden, Titel, Bestechung und Verrat - doch er widersteht allen Versuchen und Versuchungen und legt die Grundlagen für das spätere bayerische Königreich.
Ihm zur Seite steht seine Frau Friederike (Riki) von Closen. Im Geist der Aufklärung verfolgen sie, wie der Begriff der "Freiheit" Europa wie ein Flächenbrand überzieht, während in Frankreich die Vorboten der Revolution bereits deutlich spürbar sind.
Im Jahr 1788 marschieren österreichische Truppen in Bayern ein, Kaiser Joseph II. will sich vergrößern und seine Vormachtstellung in Europa sichern. Der bayrische Kurfürst Carl Theodor und sein Neffe und Thronfolger Herzog Carl August aus Pfalz-Zweibrücken drohen, ihre Stellung zu verlieren. Doch Carl August hat einen Minister, der das Schicksal des Herzogtums und somit Bayerns in die Hände nimmt.
Johann Christian Freiherr von Hofenfels bringt die Sache vor den Reichstag und gewinnt Friedrich den Großen von Preußen als Verbündeten. Dies hat den Bayrischen Erbfolgekrieg von 1779 zur Folge, der mit dem Frieden von Teschen endet. Ohne Kriegshandlungen beenden Diplomaten die Auseinandersetzung, doch Hofenfels' Mission ist noch lange nicht beendet.
Ärger vor der eigenen Haustür
In Pfalz-Zweibrücken baut sich der frisch gekürte Thronfolger Carl August mit Schloss Carlsberg eine repräsentative Residenz. Da der Kleinstaat über seine Verhältnisse lebt, beschließt der Finanzminister Hofenfels Einsparungen und Kürzungen, die bei vielen Personen bei Hofe auf Unverständnis stoßen. Allen voran steht die Oberhofmeisterin Karoline Freifrau von Esebeck, die zudem die Mätresse des Thronfolgers ist. Hofenfels kämpft nicht nur gegen europäische Gegner, sondern auch vor der eigenen Tür gegen zahlreiche Intrigen.
Mit seinem Debütroman präsentiert der Autor Ralf Kurz einen gelungenen Einblick in den Höhepunkt des Absolutismus. Auf höchster Ebene begibt sich Minister Hofenfels von einem Monarchen zum anderen und schafft so ein diplomatisches Netz, das ihm weithin zugute kommen wird. Mit dem Porträtroman über das Leben des Freiherrn von Hofenfels werden geschichtliche Verbindungen geknüpft, die den meisten Lesern vorher nicht so bewusst gewesen sein dürften.
Lange Namen auf dem politischen Parkett
Dabei versteht es der Autor, den Leser durch den diplomatischen Dschungel zu führen, ohne bei ihm große Verwirrung zu stiften oder zu hinterlassen. Auch wenn die langen Titel und Namen des Adels gelegentlich für Irritationen sorgen, so führt er die Personen langsam ein, sodass man dem Vorgehen auf dem politischen Parkett gut folgen kann. Dabei leistet er sich sprachlich keine Extravaganzen, sondern formuliert klar und verständlich.
Der Hauptfokus hierbei liegt auf den Aufgaben von Hofenfels, aus dessen Sicht Großteile des Romans verfasst sind. Seine Charakterisierung ist durchweg positiv und sympathisch, ebenfalls die seiner Frau Rike. Seine Gegner bei Hofe, die Obersthofmeisterin von Esebeck und sein Nachfolger Creutzer hingegen werden fast durchweg nur negativ dargestellt. Eine gewisse Schwarz-Weiß-Malerei in den Darstellungen der Personen ist hier zu entdecken, wenngleich Kurz versucht, eben dies zu vermeiden. Allerdings treten so viele Personen auf, dass nicht jeder eine vollständige Charakterisierung bekommen kann. Da muss wohl ein Kompromiss her, der natürlich nicht jeden Leser befriedigen wird.
Blass bleibt allerdings die Darstellung Carl Augusts und seines Onkels, dem aktuellen Regenten. Zwar treten sie nur gelegentlich auf, sind aber diejenigen, von denen das ganze diplomatische Spiel in Gang gesetzt wird. Gerade hier hätte man sich ein paar nähere Akzente gewünscht. Auch von den Machenschaften Creutzers hätte man gerne mehr erfahren. Hier ist die Gegenseite von Hofenfels doch etwas dürftig ausgearbeitet.
Eine interessante Geschichtsstunde
Generell spielt sich Hofenfels' Leben auf zwei Ebenen ab. Der diplomatische Teil, der ihn quer durch ganz Europa führt, ist ausführlich, aber dennoch verständlich geschildert und für den Leser gut nachvollziehbar. Der private Teil, ob mit seiner Familie oder seinen Freunden, wenn man sie denn so nennen kann, ist zwar auch gut geschrieben, dennoch machen sich hier, gerade mit seiner Frau, Wiederholungen und teils sehr platt-romantische Formulierungen breit, an denen sprachlich noch etwas mehr hätte gefeilt werden können.
Eine Personenliste zu Beginn des Buches nach gesellschaftlichem Stand erleichtert dem Leser das Einordnen der Personen. Allerdings wäre in einem Nachwort ein kurzes Kalendarium als Zusammenfassung der tatsächlichen Ereignisse wünschenswert gewesen.
Auch wenn man gerade in der ersten Hälfte ein gelegentliches Datum oder eine Jahreszahl zur Orientierung vermisst, bietet "Der Diplomat" einen unterhaltsamen, bisweilen sogar spannenden Einblick in den Weg zu einem Königreich Bayern. Wer mehr über das Haus Wittelsbach und den Machenschaften auf Schloss Carlsberg erfahren will, der ist mit der Lektüre dieses Buches gut bedient. Allen anderen bietet sich eine schöne Geschichtsstunde, in der so manche politische Verhältnisse besser und farbenfroher als in der Schule erklärt werden. So interessant kann Geschichte sein.
Ralf Kurz, -
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