Der Stern der Theophanu
- Goldmann
- Erschienen: Januar 2009
- 3
- Goldmann, 2009, Titel: 'Der Stern der Theophanu', Originalausgabe
Otto und Theophanu - Eine Liebesgeschichte über verschiedene Kulturen hinweg
Kurzgefasst:
Im Jahr 972 wird die junge byzantinische Prinzessin Theophanu aus machtpolitischen Erwägungen mit dem Anwärter auf den deutschen Kaiserthron, dem jungen Otto II., verheiratet. Als das junge Mädchen aus der glänzendsten und schönsten Stadt der damaligen Welt in ihre neue Heimat kommt, fällt ihr die Eingewöhnung schwer. Nicht nur in den deutschen Gefilden, sondern auch am Kaiserhof ist das Klima rau. Doch als die junge Frau sich unverhofft und leidenschaftlich in ihren charmanten Gatten verliebt, wird ihr das Fremde vertraut: Theophanu lebt sich nicht nur gut ein, sondern sie kämpft auch beherzt an der Seite Ottos um die deutsche Kaiserkrone. Allen Ränken ihrer mächtigen Gegner zum Trotz gelingt es der temperamentvollen Theophanu schließlich, zur mächtigsten Herrscherin des Abendlandes zu werden.
Eine interkulturelle Ehe, die harmonisch verläuft? Was heute oft bezweifelt wird, wurde im 10. Jahrhundert gelebt - zumindest nach heutigem Wissen. 972 wird die byzantinische Adelige Theophanu anstelle der purpurgeborenen Prinzessin Anna nach Rom gesandt, um den Mitkaiser Otto II. zu heiraten. Theophanu schickt sich in die vom byzantinischen Kaiser, ihrem Onkel, vorgesehene Verbindung und tritt die ungewisse Reise an. Theophanu und der junge Kaiser sind sich herzlich zugetan, was besonders von Ottos Mutter Adelheid mit Ablehnung beobachtet wird. Die byzantinische Adlige wird von vielen abgelehnt, ihr weht im unbekannten Land ein rauer Wind entgegen. Als es in der Ehe zu kriseln beginnt, hinterfragt Theophanu ihr Schicksal. Doch ihrem Sohn Otto III. zuliebe kämpft sie um Glück und Kaiserthron.
Spannend aufbereitet
Obwohl vieles aus der Geschichte um Otto II. und Theophanu - später eine der mächtigsten Frauen im Kaiserreich - nur auf Vermutungen basiert, hat Autorin Beate Sauer dem Thema einen soliden Boden gegeben. Ihrer Theorie nach waren die beiden kulturell unterschiedlichen Ehepartner einander in grosser Liebe verbunden. Obwohl Theophanu noch sehr jung war, als sie nach Rom geschickt wurde, schaffte sie es schnell, zur geschätzten Beraterin von Otto II. zu avancieren. Ein Umstand, den Beate Sauer in ihrem Buch feinfühlig und schlüssig darstellt. Die Autorin hat die Geschichte um Theophanu spannend und facettenreich aufbereitet und gibt ihr mit einer eigenen Interpretation eine ganz persönliche Note.
Votum für mehr Toleranz
Indem Beate Sauer die Protagonistin Theophanu und deren Gedanken der Leserschaft gut erschliesst, schafft sie es, ohne den Mahnfinger zu erheben, ein Votum für mehr Toleranz anderen Kulturen gegenüber zu halten. Sie stellt in einer leicht lesbaren Sprache die unterschiedliche Denkensart vor und zeigt auf, wo Theophanu auf Hürden stiess und gegen welche Vorurteile die byzantinische Adlige immer wieder anrennen musste. Dass Beate Sauer um des Plots Willen die überlieferte Geschichte etwas zurechtgebogen hat, ist angesichts der umfangreichen Erklärung zum Schluss des Buches durchaus akzeptabel und nachvollziehbar.
Übers Ziel hinaus geschossen
Im Grossen und Ganzen legt Beate Sauer einen unterhaltsamen und informativen Roman vor. Allerdings gibt es einige Szenen, in denen Sie übers Ziel hinaus geschossen hat. Unangenehm berührt etwa die Schilderung von Theophanus Reaktion auf den frühen Tod ihres Ehemannes. Hier kommt leicht der Eindruck auf, die Erzählung sei dem modernen Wunsch nach schockierenden Bildern angepasst worden. Dies ist angesichts der zumeist feinfühlig erzählten Geschichte schade und unnötig. Immer wieder einmal sind überaus dramatische Szenen eingestreut, die der Geschichte eher schaden denn nützen. Damit verliert Der Stern der Theophanu - ein Titel, der sich im Übrigen erst sehr spät auflöst - unnötig an Tiefe.
Grundsätzlich kann aber Der Stern der Theophanu als Hommage an eine grosse Politikerin ihrer Zeit gesehen werden und vermag es mühelos, das Interesse an der Kaiserin Theophanu, die das Geschick ihres Reiches umsichtig gelenkt hatte, zu wecken.
Beate Sauer, Goldmann
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