Königin der Meere

  • C. Bertelsmann
  • Erschienen: Januar 2009
  • 2
  • C. Bertelsmann, 2009, Titel: 'Königin der Meere', Originalausgabe
Königin der Meere
Königin der Meere
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Kirsten Lambeck
781001

Histo-Couch Rezension vonJan 2009

Der Käpt'n ist eine Frau!

Kurzgefasst:

Anne ist schon als Kind ein Wildfang, lernt reiten und fechten. Ohne Wissen der Eltern heiratet sie. Doch ihr Liebster ist ein Nichtsnutz, und sie nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand. Als Mann verkleidet heuert sie auf einem Piratenschiff an. Durch Annes Geschick machen die Seeräuber mehr Beute denn je. Und als sie sich als Frau zu erkennen gibt, hält dies die Piraten nicht davon ab, Anne zum Kapitän zu wählen. Nun lehrt sie mit unerschrockenen Raubzügen die Männerwelt der Karibik das Fürchten. Selbst als sie gefasst wird, findet sie einen Ausweg ...

 

Die Karibik zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Wir befinden uns mitten im Goldenen Zeitalter der Piraterie. Es ist die Zeit der Freibeuter, wilde und furchtlose Männer durchstreifen auf der Suche nach Beute die Fahrwasser der spanischen Schatzflotte. Nur Männer? Nein, es gab auch Frauen wie Anne Bonny, die sich als Männer verkleidet auf den Schiffen der Piraten ganz nach oben kämpften.

Katja Doubek begleitet in ihrem Roman „Königin der Meere" die historische Anne Bonny von der unehelichen Geburt bis zu ihrer spektakulären Rettung vor dem Schafott im Jahre 1720. Im zarten Alter von vier Jahren betritt Anne zum ersten Mal die Planken eines Schiffes. Sie überquert gemeinsam mit ihren Eltern den Atlantik in Richtung neue Welt: Das Verhältnis zwischen dem angesehenen Rechtsanwalt und seiner Dienstmagd war öffentlich, ein Weiterleben in der irischen Kleinstadt dadurch unmöglich geworden.

Eine Südstaatenkindheit, wie sie im Buche steht

Für Anne folgen beschauliche Kinder- und Jugendjahre auf einer Plantage in South Carolina. Anne ist ein wildes Kind (sind das nicht die meisten weiblichen Hauptfiguren?), das sich nicht in das geregelte Leben eines Südstaatenmädchens pressen lassen will. Wo sie kann, bricht sie aus und entdeckt die Welt abseits des Herrenhauses. Doch es ist das Arbeitszimmer ihres Vaters, in dem Anne zum ersten Mal einen Piraten trifft. Der Vater, nun ein reicher Plantagenbesitzer, macht Geschäfte mit den Freibeutern, erlaubt der Tochter aber selbstverständlich keinerlei Umgang.

Doch Annes Streifzüge dehnen sich nun immer häufiger bis in den nahen Hafen von Charleston aus, wo sie den Abenteurer James Bonny kennenlernt. Der Vater schmiedet indessen Heiratspläne für die Tochter: Sie soll - standesgemäß - einen Nachbarn heiraten und die Herrin auf dessen Plantage werden. Als Annes Mutter plötzlich stirbt, eskaliert die Situation: Anne flüchtet sich vor der wütenden Trauer des Vaters in die Arme von James Bonny, der sie auf die Bahamasinsel New Providence bringt, im 18. Jahrhundert einer der wichtigsten Treff- und Handelspunkte der karibischen Piraten.

Von der Bürgerstochter zum Matrosen

Der Trinker James Bonny wird zu einer herben Enttäuschung für die freiheitsliebende Anne, die ihren frischangetrauten Ehemann recht schnell verlässt, um sich ein eigenes Leben aufzubauen. Sie eröffnet eine Bar - zum ersten Mal verkleidet als Mann. Dort trifft sie den Steuermann Jack Rackham und heuert mit ihm auf dem Schiff des Piratenkapitäns Charles Vane an.

Lange Zeit bleibt ihre Tarnung unentdeckt - doch Rackham erfährt nach einem Gelage auf recht drastische Weise, wen er in dem Matrosen Bonny vor sich hat. Es kommt, was kommen muss: Zwischen Anne und Rackham entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen, die dem Abenteuerroman die nötige Portion Romantik verleiht.

Unterstützung innerhalb der Mannschaft erfährt Anne Bonny durch Mary Read, eine weitere als Mann verkleidete Piratin auf Rackhams Schiff. Anne Bonny erwirbt sich das Vertrauen der Mannschaften und setzt zumindest in Katja Doubeks Erzählung eher auf List denn auf den offenen Kampf. Erst als die Mannschaft sie zum Kapitän wählt, gibt sie sich zu erkennen.

Dicht an den historischen Vorlagen

Die Autorin hält sich in den meisten Punkten ihres Romans recht streng an die vorhandenen Quellen wie Charles Johnsons General History of the Pyrates, lässt Anne aber leider deutlich weniger verrucht und brutal aussehen. Gerade Annes Zeit in Rackhams Mannschaft beschreibt sie sehr ausführlich und dicht. Eine historische Landkarte auf den Umschlaginnenseiten samt der vorherrschenden Winde macht Annes Reisen durch die Karibik leicht nachvollziehbar.

1720 wird Bonnys Schiff durch Verrat aufgebracht und die gesamte Mannschaft mitsamt Calico Jack Rackham zum Tode durch den Strang verurteilt und sofort gehängt. Nur Anne Bonny und Mary Read entkommen der sofortigen Hinrichtung, weil beide bei ihrer Verhaftung schwanger sind. Trotzdem braucht Anne Bonny starke Verbündete und einen teuflischen Plan, um den Verliesen von Jamaica zu entkommen. Dieser letzte Teil der Biografie beruht nicht auf vorhandenem Quellenmaterial. Über das Schicksal der realen Anne Bonny ist nach ihrer Verhaftung und der Aussetzung der Hinrichtung wegen ihrer Schwangerschaft nichts bekannt - viel Raum für gelungene Spekulation.

Eine allzu glatte Heldin

Katja Doubek erzählt Anne Bonnys Geschichte fesselnd und spannend, wenn die Piratin auch bisweilen ein wenig zu glatt daherkommt: Natürlich ist sie atemberaubend schön, natürlich hat sie ein Herz für die Armen, natürlich ist sie eine überaus begabte Kämpferin, alles, was sie anfängt, scheint ihr zu gelingen ... Einige Ecken und Kanten hätten Doubeks Anne Bonny gut gestanden. So verharrt die Leserin allzu sehr in ehrfurchtsvoller Distanz zu dieser bekanntesten aller Piratinnen, der Jamaica - gemeinsam mit Mary Read - immerhin eine Briefmarke widmete. Insgesamt ist Katja Doubek, die mit Katharina von Keppler und der Gräfin Cosel bereits zwei ungewöhnliche Frauen porträtiert hat, hier aber ein unterhaltsamer und kurzweiliger Roman gelungen.

Am Rande sei noch bemerkt, dass der große und berüchtigte Pirat Calico Jack Rackham offenbar nur einen einzigen Fluch kannte: „Furzdonnerschlag!" Diesen fügt er zum Ausgleich allerdings jedem dritten Satz an. Da hätte ich ihm doch ein wenig mehr Kreativität zugetraut ...

Königin der Meere

Katja Doubek, C. Bertelsmann

Königin der Meere

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