Die Liebenden von San Marco
- Ehrenwirth
- Erschienen: Januar 2009
- 5
- Ehrenwirth, 2009, Titel: 'Die Liebenden von San Marco', Originalausgabe
Unterhaltsame und spannende venezianische Renaissance
Kurzgefasst:
Venedig zu Beginn des 16. Jahrhunderts: Die Pest grassiert in der Lagunenstadt. Sterbenskrank wird die junge Venezianerin Cintia auf eine Seucheninsel gebracht, wo sie dank des Kaufmannssohnes Niccolò überlebt. Ihr gelingt die Rückkehr nach Venedig, doch sie ist zu jung, um das Erbe ihres Vaters, eines reichen Seidenwebers, in Besitz nehmen zu können. Gegen die drohende Vormundschaft raffgieriger Verwandter hilft nur eine rasche Heirat, und so stimmt Cintia kurzentschlossen einer Ehe mit dem Schiffsbauer Paolo zu, zum Verdruss Niccolòs, der ebenfalls um sie geworben hatte. Aus der Vernunftehe wird wider Erwarten Leidenschaft, doch tödliche Konflikte werfen bereits ihre Schatten voraus...
Seide, Schiffe, Schwerter und eine große Liebe - dieser Roman ist ein grandioser Bilderbogen des Venedig des 16. Jahrhunderts. Cintia Barozzi, einzige Tochter eines venezianischen Seidenhändlers, wächst als behütete und geliebte Tochter ihrer Eltern heran. In der Familie hat auch eine Cousine Cintias, Lucietta, eine liebevolle Aufnahme gefunden und die Mädchen wachsen wie Schwestern miteinander auf. Im Sommer des Jahres 1510, am Tage ihrer Verlobung mit Gregorio, dem ältesten Sohn einer angesehenen Patrizierfamilie, trifft Cintia auf einer Ausfahrt einen benommenen Mann, der sie und ihre Familie vor einer großen Gefahr warnen will. Man hält den Mann für einen Betrunkenen und vertreibt ihn. So nimmt das Schicksal seinen Lauf. Am Abend der Verlobungsfeier bricht die Pest aus und die Familie Cintias wird beraubt und ermordet. Nur Cintia und Lucietta überleben den Angriff.
Die Pest und raffgierige Verwandte bedrohen Cintias Leben
Da die Behörden sie als Pestkranke ansehen, wird sie zum Sterben auf die Pestinsel verbracht. An ihrer Seite befinden sich Lucietta und Niccolò, der jüngere Bruder Gregorios, der seit langem heimlich in Cintia verliebt ist. Die beiden Mädchen überleben das Grauen der Pestinsel und ihnen gelingt die Flucht zurück nach Venedig. Cintia muss dort angekommen erkennen, dass die Hochzeit mit Gregorio in weite Ferne gerückt ist. Zudem versuchen raffgierige Verwandte, Cintia ihr Erbe zu rauben. In dieser schwierigen Situation scheint die Zweckehe mit dem Schiffsbauer Paolo der einzige Ausweg, um ihr Erbe und ihre Eigenständigkeit zu bewahren. Aus der Vernunftehe erwächst unerwartet eine leidenschaftliche Liebe, doch dem jungen Paar sind nur wenige glückliche Zeiten vergönnt, denn die alten Feinde ruhen nicht eher, bevor sie ihr Ziel erreicht haben. Cintia und Paolo müssen um ihre Familie bangen und um ihr Leben kämpfen. Wird ihnen ein dauerhaftes Glück beschieden sein?
Facettenreiche Erzählung
Dieser spannende und unterhaltsame Roman der venezianischen Renaissance ist geprägt von der Entwicklung Cintias und Luciettas von verwöhnten und wohlbehüteten jungen Mädchen zu erwachsenen Frauen, die im Leben stehen, Verantwortung für sich übernehmen, ihren Weg finden und gehen. Die Wege, die beide wählen, sind dabei ganz unterschiedlich und führen doch jeweils zum Ziel. Sie dabei zu begleiten und an ihrer Seite zu gehen, ist mal amüsant, mal aufregend, mal beängstigend, aber immer fesselnd. Die Protagonisten müssen auf ihrem Weg viel Leid und Kummer ertragen, sie erleben Liebe, die in Hass umschlägt, Verrat, der scheinbar zum Tode führt und die Willkür der Mächtigen. Ertragen können sie dies nur, weil ihnen auch die große Liebe und verlässliche Freundschaft begegnen. Das alles wird so vielschichtig und facettenreich erzählt, dass dem Leser kaum Zeit zum Luft holen bleibt.
Venedig und das osmanische Reich streiten um die Macht im Mittelmeer
Neben Venedig ist auch Konstantinopel Schauplatz der Handlung. Beide Städte erwachsen durch die lebendige Schilderung der Autorin vor dem geistige Auge des Lesers zu voller Blüte. Das osmanische Reich greift in diesen Jahren nach der Macht im Mittelmeerraum und benötigt dazu eine schlagkräftige Flotte, die von fähigen Schiffsbauern konstruiert und gebaut werden soll. Um diese an den Bosporus zu holen, ist jedes Mittel recht. Die beiden Handlungsstränge in Venedig und Konstantinopel werden gekonnt verknüpft und zu einem stimmigen Ende zusammengeführt. Der Leser leidet und bangt mit den liebgewordenen Protagonisten um deren Leben und Träume. Umrahmt wird die erzählte Geschichte von den historischen Ereignissen der Pest, der Kriege mit Frankreich sowie der Wahl von Papst Leo X.
Der Roman zieht den Leser mit immer neuen Erlebnissen der Protagonisten und dem Bangen und Hoffen um deren Schicksal in seinen Bann. Abgerundet wird der sehr gelungene Roman durch schöne und passende Illustrationen, die jedem Abschnitt vorangestellt sind. Ferner finden sich ein Personenverzeichnis und ein Glossar im Buch.
Insgesamt ein vielschichtiger und stimmungsvoll erzählter Roman, der den Leser nach äußerst vergnüglichen Lesestunden völlig zufrieden aus dem Venedig des 16. Jahrhunderts zurückkehren lässt.
Charlotte Thomas, Ehrenwirth
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