Die Frau des Germanen
- Rütten und Loening
- Erschienen: Januar 2009
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- Rütten und Loening, 2009, Titel: 'Die Frau des Germanen', Originalausgabe
Tragische Geschichte auf Seifenoper-Niveau
Kurzgefasst:
Thusnelda, die Tochter des mächtigen Germanenfürsten Segestes, weiß, wie ihr Leben verlaufen wird. Sie wird den Mann heiraten, den ihr Vater ausgesucht hat, und viele Kinder großziehen. Doch dann begegnet sie Arminius, dem germanischen Heerführer in den Diensten Roms. Sie verliebt sich Hals über Kopf und heiratet ihn, auch wenn sie sich dadurch ihren Vater zum Feind macht. Als Arminius sich gegen die Römer stellt, hat er wenig Rückhalt bei den Germanen. Doch seine gefährlichste Gegnerin sitzt in Rom und schmiedet Rachepläne: Die Nichte des Kaisers hat sich ebenfalls in ihn verliebt und fühlt sich durch seine Ehe mit einer Barbarin verraten.
Sie ist die Tochter eines germanischen Fürsten, und sie weiß, was von ihr verlangt wird: Thusnelda soll den Mann heiraten, den ihr Vater ausgesucht hat. Doch dann begegnet sie Arminius und heiratet ihn - gegen alle Widerstände. Als Arminius die Römer besiegt, scheint ihr Glück vollkommen. Thusnelda ahnt jedoch, dass der Frieden trügerisch ist. Bald taucht ein mächtiger Feind auf - ihr eigener Vater.
Tragik auf Seifenoper-Niveau
Manchmal möchte man aus unterschiedlichen Gründen, dass ein Roman funktioniert. Man hat vielleicht das Thema aus einer bestimmten Richtung noch nicht betrachtet. Oder man ist vom Design des Umschlags fasziniert. Oder es ist schlichter Lokalpatriotismus. Gisa Pauly lebt - wie der Rezensent - in Münster, rückt mit ihrem Roman Die Frau des Germanen Thusnelda, die Frau des Fürsten Arminius in den Mittelpunkt des Interesses, und der Verlag Rütten & Loening hat das Buch mit einem edel gestalteten Umschlag ausgestattet. Doch weder Lokalpatriotismus noch das berückende Äußere können darüber hinwegtäuschen, dass Pauly die tragische Geschichte der Thusnelda nur auf Seifenoper-Niveau abhandelt.
Viele Klischees
Thusnelda, die nachweislich Arminius´ Frau war, kommt im ganzen Buch nicht aus ihrer Opferrolle heraus. Nicht nur, dass sie nach der Hochzeit mit Arminius ständig Angst vor ihrem Vater haben muss. Pauly schafft ihr mit Severina, der Schwester des Germanicus, auch noch ein böses römisches Spiegelbild. Severina, die verwöhnte Tochter aus römischem Adelshaus, ist das "Biest", sie bekommt immer, was sie will, und sie will Arminius, den Lieblingsgermanen ihres Ziehvaters, des Kaisers. Tatsächlich bekommt sie ihn auch, aber nur für eine Nacht, und als Arminius sie verlässt, um nach Germanien zu gehen, schäumt sie vor Wut. Besonders, weil sie ein Kind von ihm erwartet, das - welch Überraschung - die blonden Haare und die blauen Augen der Germanen geerbt hat. Doch Arminius ist zu weit weg, als dass sie politische Intrigen in Rom gegen ihn spinnen könnte. Also gefällt sie sich in der Rolle der ewig Unzufriedenen. So weit, so klischeehaft.
Thusnelda in Germanien hingegen hat mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Ihre treueste Dienerin Inaja ist ein anderes Gegenteil von ihr: nicht ganz so schön, aber willig. Inaja erfährt wichtige Dinge aus den Betten der Männer. Besonders zugetan ist ihr Hermut, Arminius´ engster und längster Freund. Irgendwann wird sie ihn heiraten, obwohl sie eigentlich in Flavus, Arminius´ Bruder verliebt ist. Doch diese Liebe ist rein körperlich. Flavus macht sie zu seinem Betthäschen dadurch, dass er ihr verspricht, sie mit nach Rom zu nehmen und aus ihr eine römische Dame zu machen. Wieder ein Klischee.
Verschenkt
Eigentlich müsste das Buch "Die Frauen des Germanen" heißen, denn neben Thusnelda stehen Severina als direkte Bettkonkurrentin und Inaja als germanisches Gegengewicht dazu. Thusnelda bleibt in diesem Dreieck seltsam blass und das ewige Opfer, das nur reagiert, nicht aber selbst aktiv wird. Am Ende passiert es dann so, wie die Geschichte diktiert (Thusnelda endet mit ihrem Sohn nach dem Triumphzug des Germanicus in der römischen Arena), doch die Wendungen, die Pauly noch darum baut, zögern das Unvermeidliche überflüssig lang hinaus. Die Autorin hat eine wirklich tragische Geschichte verschenkt.
Gisa Pauly, Rütten und Loening
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