Die Giftmischerin

  • Gmeiner
  • Erschienen: Januar 2009
  • 10
  • Gmeiner, 2009, Titel: 'Die Giftmischerin', Originalausgabe
Die Giftmischerin
Die Giftmischerin
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Katharina Lewald
351001

Histo-Couch Rezension vonJan 2009

Schlaftablette mal anders

Kurzgefasst:

Die Hansestadt Bremen im frühen 19. Jahrhundert. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, intelligent und schön, sehnt sich die junge Gesche nach Glanz und Reichtum. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ihr jedes Mittel recht. Skrupellos und heimtückisch tötet sie alle, die ihrem Erfolg im Weg stehen.

 

Die Story um die Giftmischerin ist schnell erzählt: Gesche, laut Klappentext „intelligent und schön", wächst in einer Familie auf, in der jeder Cent gleich mehrmals umgedreht wird. Dabei sehnt sie sich nach einem luxuriösen Leben mit schönen Kleidern und allerlei Tand. Sie heiratet den wohlhabenden Gerhard Miltenberg, doch auch das Leben, das er ihr bietet, ist für sie nicht genug. Bald schon beginnt sie mit Hilfe von Mäusebutter, die eigentlich zum Töten ungeliebter tierischer Mitbewohner gedacht ist, alle umzubringen, die ihr im Weg stehen.

Ach, wie müde macht dieses Buch!

Ok, da es die Gesche Gottfried wirklich gegeben hat, kann man Bettina Szrama die Namenswahl für ihre Protagonistin nicht vorwerfen. Aber was man ihr vorwerfen kann, ist ihr Schreibstil. Mehrere „Achs" und „Ohs" zieren beinahe jede einzelne Seite dieses Buches. Kaum einem Titel steht eine solche grauenhafte Theatralik, ob eingebettet in die wörtliche Rede der Personen oder nicht, gut zu Gesicht.

Ebenfalls vorzuwerfen ist der Autorin, dass ihr nicht gelingt, was der Klappentext verspricht: Da Gesche Gottfried als „Engel von Bremen" bezeichnet wurde, weil sie ihre Opfer bis zum Gifttod aufopferungsvoll pflegte, erwartet der Leser vermutlich eins: Nämlich dass die Autorin eine gewisse Sympathie für ihre Giftmörderin entstehen lässt, sodass der Leser innerlich hin- und hergerissen ist zwischen der Tatsache, dass Gesche einfach jeden umbringt, der sie „schief anschaut" und dass sie eigentlich ein nettes Mädel ist. Aber das ist sie eben nicht!

Ein naives Kind wird zur Serientäterin

Gesche kommt als naive, theatralische Göre daher, die weder durch ihre Heirat mit Gerhard Miltenberg, noch durch die Geburt ihrer eigenen Kinder erwachsen wird. Ständig ist sie bedacht auf ihr Äußeres und das auf eine so unglaublich egoistische Art, dass man seine Wut darüber am liebsten am Buch selbst auslassen würde. Hinzu kommt, dass sie ihrem Mann mehr als einmal mit verschiedenen Männern untreu ist und es sie überhaupt nicht stört, dass dieser ihre Bettgeschichten durchaus registriert.

„Weder möchte ich mit dem vorliegenden Roman eine Mörderin beschönigen noch nach irgendwelchen psychologischen Hintergründen suchen.", schreibt Bettina Szrama im Schlusswort. Da braucht sie allerdings auch keine Angst zu haben, denn an keiner Stelle kommt auch nur ein Funken Sympathie für Gesche Gottfried auf. Auch nicht für all die anderen Personen (ihre Eltern, ihren Mann, ihre Liebhaber etc.), da diese auf Gesches schauspielerisches Geschick aber auch immer wieder hereinfallen, sodass man sich schon bald beginnt zu fragen: Können so viele Menschen so sehr auf einen einzigen hereinfallen? Irgendjemand muss das falsche Biest doch durchschauen! Aber das passiert nicht und macht das ganze Buch äußerst unglaubwürdig.

Dürftiger Anhang

Leider erfährt man im Anhang wenig darüber, was wahr und was fiktiv ist. Und auch die Rechercheliste der Autorin enthält nur vier Internetseiten (wobei eine Wikipedia ist) und eine populärwissenschaftliche Zeitschrift. Hier kann man wirklich nur hoffen, dass diese Liste ein Auszug ist ... (worauf es allerdings keinen Hinweis gibt!). Hinzu kommt, dass man bei der „Giftmischerin" keinesfalls von einem Kriminalroman sprechen kann - denn es kommt keine Spannung und man weiß schließlich von Anfang an, wer die Mörderin ist. Übrig bleiben Wut und Ernüchterung über ein Thema, aus dem man wesentlich mehr hätte herausholen können. Das war leider nichts, Frau Szrama!

Die Giftmischerin

Bettina Szrama, Gmeiner

Die Giftmischerin

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