Der Schuldschein

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  • Erschienen: Januar 2004
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  • , 2004, Titel: 'Der Schuldschein', Originalausgabe
Der Schuldschein
Der Schuldschein
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Jörg Kijanski
401001

Histo-Couch Rezension vonJan 2009

Belangloser Durchschnitt

Kurzgefasst:

Berlin im Jahre 1376: Der Tuchhändler Randulf van Törsel hat feinstes Flandrisches Tuch in Berlin einfärben lassen, das der Berliner Kaufmann Hovemann nach Hamburg bringen soll. Alle stehen zur abreise bereit. Da macht man eine grausige Entdeckung: Die Tochter van Törsels wird zwischen den Tuchballen gefunden - ermordet, mit abgeschnittenen Haaren.

 

Doppelstadt Berlin-Cölln im Jahre 1376. Der Tuchhändler Randulf van Törsel hat aus Flandern feinstes Tuch herbeischaffen lassen, um dieses einzufärben. Nun will er es nach Hamburg bringen, um es dort zu veräußern. Während er auf seine Tochter wartet, stellt van Törsel plötzlich fest, dass die bereits auf den Wagen geladenen Tuchballen noch feucht sind. Wütend will er der Sache auf den Grund gehen, muss jedoch zu seinem Entsetzen feststellen, dass es sich nicht um Farbe handelt, die vom Wagen auf die Straße tropft, sondern um das Blut seiner ermordeten Tochter. Schnell steht für den Mob fest, dass nur die Gesellen als Täter in Frage kommen und so werden diese kurzerhand zur Rechenschaft gezogen.

Währenddessen versucht der Kaufmann Christian Hovemann sein Glück beim Würfelspiel, doch sein Gegenüber, der Kaufmann Heinrich von Erp, hat mehr Glück im Spiel oder genauer, er versteht es, dem Glück besser nachzuhelfen. So verliert Hovemann schließlich alles und unterschreibt einen Schuldschein. Da er diesen jedoch nicht einlösen kann, fordert von Erp als Schuldentilgung eine Nacht mit Hovemanns minderjähriger Tochter. Entsetzt lehnt Hovemann ab und schlägt stattdessen in seiner Not vor, von Erp zu einer Nacht mit Marta, der unstandesgemäßen Geliebten seines Sohnes Thomas, zu verhelfen. Zu spät stellt Hovemann fest, dass der wahre Mörder von van Törsels Tochter ein angesehener Kaufmann ist und kurz darauf ist auch Marta tot. Die Ereignisse drohen sich fortan zu überschlagen, denn nur wenig später brennt die Stadt und Thomas wird der Brandstiftung verdächtigt. Übereilt flieht Thomas nach Hamburg ...

Weder Krimi noch historischer Roman

In Hamburg passiert ihm einiges und am Ende erschließt sich Thomas das ganze Drama. So könnte die Kurzfassung diesen knapp 240 Seiten kurzen Romans enden. „Der Schuldschein" ist ein recht eigenwilliges Büchlein, denn so recht mag man es nicht einordnen wollen. Krimi? Historischer Roman? Eigentlich passen beide Klassifizierungen nicht wirklich, denn auf den wenigen Seiten kann sich die Geschichte zu keinem Zeitpunkt richtig entfalten. Für einen Krimi fehlt über weite Strecken das entscheidende Spannungselement, da der Leser jederzeit auf dem Laufenden gehalten wird, und für einen historischen Roman reicht es leider auch nicht. Kaufmann van Törsel betrauert den Tod seiner Tochter, nur um nach wenigen Seiten gleich wieder aus der Handlung zu verschwinden. Hätte ein zu Tode betrübter Vater nicht wissen wollen, wer seine Tochter wirklich ermordet hat? Zudem hat man auch nur ganz selten das Gefühl, sich wirklich in einer anderen Zeit zu befinden. Die Armut der Menschen, der Gestank in den Gassen, Ratten und anderes Getier, das alles fehlt oder wird nur beiläufig erwähnt.

Sehr gelungen ist lediglich der Beginn der Geschichte, indem sich die Schlinge um den erfolglosen Kaufmann Hovemann immer enger zieht. Er sieht sich genötigt, seinen Sohn gegen dessen Willen zu verheiraten, um aus seiner finanziellen Notlage heraus zu kommen. Doch der Intrigant von Berg ist ihm nicht nur beim Würfelspiel mit seinen Tricks überlegen. So scheitert die Hochzeit und Hovemann gerät immer tiefer in die Sch... - ´tschuldigung. Das Drama um den Abstieg Hovemanns ist das eigentliche Highlight des ansonsten blut- beziehungsweise spannungsarmen Romans.

„Ohohohohoh, was mach ich nur?"

Tja, eine gute Frage auf Seite 38. Schwache, oberflächliche Figurenzeichnungen (dick, dünn, groß, klein, blond, schwarz, egal, total egal), wenige Einblicke in das Mittelalterleben und über die Stadt Berlin-Cölln erfahren wir leider auch so gut wie nichts. Schade, aus dem Plot hätte mehr werden können, nein, müssen.

Der Schuldschein

Andreas Weber, -

Der Schuldschein

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