Asche über Isura
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- Erschienen: Januar 2008
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- , 2008, Titel: 'Asche über Isura', Originalausgabe
Leicht holpriger Auftakt einer Keltensaga
Kurzgefasst:
Im Jahr 60 vor Christi Geburt lebten die keltischen Vindelikern zwischen Donau und Alpen, an Amper und Isar. Auf dem Endmoränenhügel von Moosburg - dem Seerosenhügel, wie er genannt wird, stellt sich eine junge Druidin den Herausforderungen der ausgehenden Latenezeit.
Das erste Jahrhundert vor Christi Geburt: Pona ist eine junge Druidin vom keltischen Stamm der Boier, der vor dem Reitervolk der Daker fliehen muss. Auf Geheiß der Götter führt sie ihren Clan mit einem Wagenzug nach Westen, wo sie sich am Rhein niederlassen wollen.
Unterwegs treffen sie auf das keltische Volk der Vindeliker im Dorf Burucum. Pona bittet deren Hochweisen Indobellinus darum, für eine Weile auf ihrem Gebiet lagern zu dürfen. Für beide ist es eine schicksalhafte Begegnung - Pona und Indobellinus fühlen sich vom ersten Anblick an zueinander hingezogen. Pona ahnt noch nicht, dass sie diese Begegnung aber auch schon bald in größte Gefahr bringt.
Zweitausend Jahre später: Das junge Paar Alex und Kathrin entdeckt in der Isar und in einem keltischen Fürstengrab Scherben von Tontafeln. Die beiden kommen dabei der Geschichte der Druidin Pona auf die Spur ...
Aus dem Leben einer keltischen Druidin
Das Volk der Kelten hat bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt - eine Faszination, der sich auch der Autor Alarich Herrmann nicht entziehen konnte und die ihn zu seiner Trilogie inspirierte. Der erste Band dieser Reihe beginnt in einem keltischen Dorf in der Gegend des heutigen Moosburg, rund 70 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Das Schicksal der jungen Druidin Pona hat seine interessanten Facetten, die Handlung kommt dennoch nur langsam in Fahrt. Dabei werden durchaus spannende Aspekte aufgegriffen: Pona verliert in jungen Jahren ihre Eltern und muss ihren Clan in Sicherheit führen. Sie verliebt sich in den Druiden Indobellinus, der ihre Gefühle erwidert, doch vor den beiden liegen erst einmal schmerzhafte Prüfungen.
Die Druidin Cura steht Pona von Beginn an feindselig gegenüber, auf das Paar warten sowohl glückliche Momente als auch Gefahren, die ihr Leben bedrohen, sei es durch die Römer unter einem gewissen Julius Caesar als auch durch die Germanen, die in ihre Gebiete vordringen. Es ist trotz gewisser romantischer Momente angenehmerweise kein Roman, der je ins Kitschige abgleitet; die Liebesbeziehung zwischen Pona und Indobellinus wird nicht für plakative Schilderungen missbraucht. Interessant sind auch die vielen Einblicke in das alltägliche Leben der damaligen Zeit; vor allem Religion und Götterrituale nehmen einen breiten Raum ein, die ausgiebige Recherchearbeit des Autors ist offensichtlich.
Schwächen in der ersten Hälfte
Allerdings braucht das Werk seine Zeit, ehe es seine Stärken entfaltet. Eher hinderlich beim Lektürespaß ist die oft zu gewollt bildgewaltige Sprache, die über das Ziel hinausschießt. Die Figuren sprechen teilweise unnötig gestelzt, der Pathos mancher Szenen wird durch komplizierte Sprache in der direkten Rede übertrieben verstärkt. Unter den Charakteren sticht im Grunde nur Pona hervor, der Rest bleibt überwiegend blass, egal ob ihr Ehemann Indobellinus, die bösartige Cura oder die ehrwürdige Druidin Casina. Gerade in dramatischen Momenten reagieren die Figuren bisweilen zu hölzern und zu kühl, als dass sich der Leser mit ihnen identifizieren könnte. Im zweiten Teil des Romans erhält zumindest der stumme, afrikanische Heiler Quinus, mit dem sich Pona per Handzeichen verständigt, ein detaillierteres Profil und die Handlung wird generell abwechslungsreicher. Wer sich für die Geschichte der Kelten interessiert und nähere Einblicke gewinnen möchte wird sicherlich lohnenswerte Aspekte aus der Lektüre ziehen, sollte aber ein wenig Durchhaltevermögen mitbringen.
Eher ein Fehlgriff sind die Ausflüge in die Gegenwart, in der Alex und Kathrin sich auf die Spur der Kelten begeben. Die beiden jungen Leute bleiben sehr blass, Näheres zu ihren Lebensumständen oder ihrem Charakter erfährt der Leser erst spät und grundsätzlich zu wenig. Der Gedanke, die Gegenwart mit Ponas Geschichte rund zweitausend Jahre zuvor zu verknüpfen, hat in der Theorie sicher seinen Reiz - in der Praxis gibt es allerdings kaum einen Gewinn. Glücklicherweise bleibt es bei kurzen, dezenten Einschüben, die von der eigentlichen Handlung zur Keltenzeit nicht wirklich ablenken.
Unterm Strich bietet Asche über Isura eine etwas holprig anlaufende Keltengeschichte, deren Potential nicht ganz ausgeschöpft wird.
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