Männersache
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- Erschienen: Januar 2005
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- , 2005, Titel: 'Männersache', Originalausgabe
Muss man nicht gelesen haben
Kurzgefasst:
Hamburg/Halle/Magdeburg 1484: Das mit edlen Berberpferden beladene Schiff Hallenser Kaufmanns Philipp Gervinus ist auf dem Weg nach Hamburg. Gervinus alter Geschäftsfreund Marcus Alemann sagt ihm zu, den Weitertransport der Tiere auf dem Landweg nach Magdeburg zu organisieren. Alemanns Sohn Richard soll in Hamburg für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Doch kaum liegt das Schiff im Hamburger Hafen, erkrankt die ganze Besatzung...
Für den despotischen Erzbischof Ernst von Wettin ist nur das Beste gut genug, und so soll ihm sein Gefolgsmann, der hallensische Kaufmann Philipp Gervinus, zehn wertvolle Araberpferde besorgen. Doch die Zeit drängt, daher bittet Gervinus seinen langjährigen Geschäftsfreund Marcus Alemann, seine Beziehungen nach Hamburg spielen zu lassen, um das dortige Verladen der aus Genua erwarteten Pferde zu beschleunigen. Alemanns Sohn Richard nimmt die Sache in die Hand, da er mit seiner Frau, der Tochter des Hamburger Senators Jessen, ohnehin nach Hamburg unterwegs ist.
Alles scheint seinen geregelten Lauf zu nehmen, doch dann überschlagen sich plötzlich die Ereignisse. In Magdeburg kommt es zu einem Attentatsversuch auf den Erzbischof, bei dem einer seiner Männer den Tod findet. Ein Zeuge will kurz vor der Tat den Kaufmann Alemann mit dem Mörder zusammen gesehen haben und so wird Alemann kurzerhand verhaftet. Gervinus bietet dessen Frau seine Hilfe an und ist zuversichtlich, dass er mit dem Eintreffen der Pferde den Erzbischof wird milde stimmen können. Die "Santa Anna", Gervinus Schiff, steckt derweil im Hamburger Hafen fest, wo dessen Kapitän tot aus dem Wasser gefischt wurde. Da dieser offensichtlich die Pocken hatte, wird sein Schiff unter Quarantäne gestellt, was insbesondere für die eingepferchten Pferde zu einer Tortur wird...
Historische Atmosphäre, was ist das?
Dass der Roman Männersache im Jahr 1485 spielt, merkt man fast an keiner Stelle, da das Autorinnenduo Waltraut Lewin und Miriam Margraf (Mutter und Tochter) es versäumt hat, grundlegende Elemente historischer Romane zu verwenden. So könnte man über die historischen Gegebenheiten jener Zeit ein paar Sätze verlieren, zum Beispiel über den Zustand und die Bedeutung der Hanse im Allgemeinen und dem Verhältnis zwischen den Städten Halle, Magdeburg und Hamburg im Besonderen. Ende des 15. Jahrhunderts würde man neben den politischen auch gerne etwas über die Lebensverhältnisse der damaligen Zeit erfahren. Wie sah es mit der Hygiene in den Städten aus, welche Kleidung trugen die Menschen, was gab es zu essen und so weiter. Dies alles trägt bekanntlich zur Atmosphäre einer Geschichte entscheidend bei und fehlt hier nahezu völlig.
Auf gerade einmal 200 Seiten die Leserinnen und Leser in eine andere Zeit zu entführen, ist natürlich nicht ganz einfach. Autoren wie beispielsweise Tom Wolf und Frank Goyke beweisen aber regelmäßig, dass dies durchaus machbar ist. Auf der Strecke bleiben dabei recht oft die Charaktere, also lebendige Figurenzeichnungen, welche man hier allerdings ebenfalls vermisst. Lediglich Alemanns Frau Gesine wird gut in Szene gesetzt. Der Rest des Romans konzentriert sich vollends auf die zu erzählende Geschichte, die nach einem gemächlichen Anlauf dann aber doch noch ordentlich in Fahrt kommt. Spätestens nach Alemanns Verhaftung und dem tot im Elbwasser treibenden Kapitän der "Santa Anna" wird es interessant. Besser gesagt, hätte es interessant werden können, denn mögliche Lösungen, wer denn wohl hinter all den Verbrechen stehen mag, gibt es nicht viele. So bleibt "Männersache" ein Roman unter vielen, der sich in wenigen Stunden kurzweilig lesen lässt und genauso schnell wieder aus dem Gedächtnis verschwindet.
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