Wasser und Feuer
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2009
- 4
- Lübbe, 2009, Titel: 'Wasser und Feuer', Originalausgabe
Revolution in Köln zur Reformationszeit
Kurzgefasst:
Anno 1525. Bauern ziehen gegen den Adel zu Felde. Schwarmgeister und das einfache Volk träumen von einem Reich Gottes auf Erden. Auch in der freien Reichsstadt Köln begehren die Gaffeln gegen die vom Rat verhängten Steuern auf. In dieser wirren Zeit lernt Leonhart, der Sohn eines Seidenhändlers und Ratsherrn, den jungen Kaufmann Jan van Acheren kennen. Leonhart ahnt nicht, dass dieser seine ganz eigenen Pläne mit ihm und der ganzen Familie verfolgt, aus einer alten Schuld heraus, die weder auf Erden noch im Himmel Vergebung finden wird.
Von Basel über Köln bis nach Antwerpen entfaltet sich eine dramatische Familiensaga, während aus dem Feuer der Reformation und dem Wasser des Rheins eine neue Zeit geboren wird.
Im Jahr 1525 geht es hoch her in Köln. Die Reformation greift um sich, und der Seidenhändler und Ratsherr Tielman Scherfgin sympathisiert mit den Aufrührern. Sein Sohn Leonhart hat kein Interesse, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und träumt von einem Leben im fernen Spanien. Da begehrt das Volk gegen die Obrigkeit und ihre finanziellen Machenschaften auf, Tielman gerät zwischen die Fronten. Auch werden Leichen gefunden, denen allen der rechte Zeigefinger abgetrennt wurde.
Leonhart gerät ebenfalls in den Aufruhr und plündert mit Gleichaltrigen ein Haus. Mit dem Anführer zusammen entdeckt er, mehr aus Zufall, einen unterirdischen Gang, von dem noch nicht sicher ist, wo er herauskommt. Beiden zeigt sich jedoch ein mysteriöser Helfer, der Geschäftsmann Jan van Acheren. Mit seiner Hilfe können sich die beiden aus allerlei Gefahren befreien.
Sechs Jahre später kehrt Leonhart zu seinem Vater zurück, mit dem er zuvor hat nach Basel fliehen müssen. Tielman stirbt in seinen Armen, und erst jetzt scheinen sich die Geheimnisse der Vergangenheit aufzulösen.
Gute Zeitbeschreibung
Mit seinem Erstlingswerk Wasser und Feuer hat Noël Gerard einen spannenden Roman aus einer ereignisreichen Zeit geschrieben. Die Reformation droht, das erzkatholische Köln zu überrollen, die Bewohner der Stadt begehren gegen den Rat auf und Leonhart tritt seinem Vater entgegen, der zudem Probleme mit seiner Frau hat, die strikt gegen die Reformation ist. So ist im Großen wie im Kleinen viel Bewegung und eigentlich immer etwas los.
Leider dauert es gerade am Anfang sehr lange, bis die Geschichte wirklich Fahrt aufnimmt, eine Fahrt allerdings, die bis zum Ende ungebremst schneller wird. In größeren Überkapiteln springt die Erzählung immer wieder zwischen den Jahren 1525 in Köln und den Ereignissen nach der Flucht und Tielmans Tod 1531 hin und her, und gerade zu Beginn der Anschlüsse muss man sich so erst wieder erinnern, was denn zu der Zeit passiert war, was etwas verwirrend ist. Glücklicherweise sind diese Überkapitel recht lang, sodass das nicht so häufig passiert.
Überraschende Wendungen
Gerard schafft es, den Leser in eine Zeit zu entführen, in der viel Bewegung war. Seine guten Ortskenntnisse bereichern das Buch, und auch seine Kenntnisse über die Gaffeln, die Zünfte der Stadt Köln, und deren Wirkungsweise mit dem Rat der Stadt sind sehr wertvoll für das Verständnis innerhalb der Geschichte. Die Charaktere sind logisch gezeichnet, lassen aber auch Raum für die eine oder andere Überraschung.
Natürlich darf auch eine kleine Liebelei von Leonhart und der Tochter eines befreundeten italienischen Händlers, Alessandra, nicht fehlen. Allerdings sieht es um die Zukunft der beiden nicht gut aus, zumal diese zarte kleine Pflanze nicht wirklich Gelegenheit bekommt, auch aufzublühen.
Durch die alte Bezeichnung der Namen der Personen und auch durch die sonstige Verwendung der Sprache wird der Leser hervorragend in die Zeit versetzt. Die Aussprache dieser Namen wird im Nachwort erklärt, hätte aus Verständnisgründen aber auch gerne in einem Vorwort angemerkt werden dürfen. Unterm Strich bleibt ein Roman, der spannend ist, mit leichten dramaturgischen Schwächen zu Beginn, wo das Buch nur allmählich vorwärts kommt. Wer allerdings dabei bleibt, der wird mit reichlich Spannung und einigen überraschenden Wendungen belohnt. Ein lohnender Einblick ins Köln aus der Zeit der Reformation. Man darf auf das nächste Werk des Autors gespannt sein.
Noël Gerard , Lübbe
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