Sharpes Festung
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2009
- 4
- Lübbe, 1999, Titel: 'Sharpe's Fortress', Originalausgabe
Sharpes Abschied aus Indien
Indien, 1804. Nachdem Sharpe seinem Kommandeur das Leben gerettet hat, wird er in den Offiziersstand erhoben. Doch das Leben als Ensign ist bisher eine einzige Enttäuschung für Richard "Dick" Sharpe: die Offiziere erkennen ihn nicht an, weil er ein Emporkömmling ist. Seine Freunde aus den Mannschaften neiden ihm seinen Aufstieg. Sharpe fühlt sich nirgendwo zugehörig – da kommt ihm die Gelegenheit, ein paar alte Rechnungen zu begleichen, gerade recht. Denn nicht nur der Verräter Dodd hat sich in der Festung Gawilghur verschanzt, sondern auch Sharpes Nemesis, der scheinbar unsterbliche Seargent Hakeswill. Und so macht sich Sharpe mit daran, die Festung einzunehmen, die als uneinnehmbar gilt …
Ein Anti-Held zwischen zwei Welten
Nach seinem großen Erfolgserlebnis am Ende des letzten Bandes – Sharpe wurde befördert, nachdem er Arthur Wellesley das Leben rettet – stellt sich zu Beginn von "Sharpes Festung" schnell Ernüchterung ein. Unter seinen Offizierskollegen nicht akzeptiert, ist der Anti-Held Sharpe mürrischer denn je. Der Leser ist nun im bereits dritten Band eng mit ihm vertraut, kennt seine Geschichte ebenso wie seine Stärken und Schwächen.
Auch andere Bekannte tauchen wieder auf – Sharpes alte Freunde ebenso wie seine Feinde. Denn der nicht tot zu kriegende Hakeswill sinnt auf Rache, und Sharpe kommt nur knapp mit dem Leben davon. Da kommt dem frischgebackenen Ensign die Gelegenheit, die uneinnehmbare Festung Gawilghur zu erobern, gerade recht. Die Wiederkehr alter Bekannter erleichtert nicht nur den Wiedereinstieg auch nach langer Pause – sie schafft auch ein behagliches Gefühl, alte Freunde und Feinde wiederzusehen.
Taktisch und militärhistorisch stark – immer wieder empfehlenswert
Erneut legt Cornwell großen Wert auf taktische und militärische Details. Von der Organisation der Armee über verschiedene Angriffstaktiken hat er alles auf Lager. Das mag manchen Leser ermüden – doch wer sich für diese Thematik interessiert, der wird auch mit diesem Sharpe-Band viel Freude haben. Denn Cornwell hat das große Talent, im Vorbeigehen große Geschichte zu erzählen. Er muss nicht die Geschichte unterbrechen, um dem Leser Details zu vermitteln. Er flicht sie kunstvoll in die Romanhandlung ein, so dass die Wissensvermittlung quasi nebenbei geschieht.
Stilistisch gilt, was für Cornwell im Allgemeinen auch gilt: anspruchsvolle Literatur sucht man vergebens, doch trivial sind die Geschichten um Sharpe deshalb noch lange nicht. Wer unterhaltsame und spannende Abenteuerliteratur mit einem nicht ganz alltäglichen Helden sucht und Interesse an Militärgeschichte mitbringt, der ist bei Cornwells Sharpe wunderbar aufgehoben.
Und auch die Zukunft verspricht Spannung: denn nun zieht es Sharpe nach Europa zurück, wo ein ehemaliger Korporal korsischer Abstammung sich anschickt, ganz Europa zu unterjochen ...
Bernard Cornwell, Lübbe
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