Die Fehde der Königinnen
- Piper
- Erschienen: Januar 2009
- 11
- Piper, 2009, Titel: 'Die Fehde der Königinnen', Originalausgabe
Ein bunter Gobelin des Lebens im sechsten Jahrhundert - wenn auch ohne Königinnenfehde
Kurzgefasst:
Europa im Jahr 566: Königin Brunichild führt einen erbitterten Kampf mit ihrer Schwägerin Fredegunde. Seit Jahren tobt nun schon die Fehde zwischen den beiden Königinnen um Gebietsansprüche, Macht und Ansehen. Brunichild jedoch hat Wittiges, einen jungen Landadeligen, als Verbündeten und treuen Vasallen an ihrer Seite. Er hat sein Herz in der ersten Stunde an die Königin verloren, doch müssen sie ihre unstandesgemäße Beziehung verbergen ... Wie weit wird er in seiner Liebe für sie gehen?
Für die 16jährige Prinzessin Brunichild beginnt ein neuer Lebensabschnitt: Eben noch behütete Prinzessin am Königshof von Toledo, muss sie nun ihre Heimat verlassen, um mit Sigibert, dem König Austrasiens, verheiratet zu werden. Ein kleines Geheimnis nimmt die junge Braut dabei mit auf die Reise, denn sie hat sich nicht nur vor dem Aufbruch in ihr neues Leben von einer Prostituierten in die Geheimnisse der körperlichen Liebe einweisen lassen, sondern diese dann auch noch an dem ansehnlichen aber mittellosen Adeligen Wittiges erprobt. Dumm nur, dass Wittiges sich nach diesem Erlebnis Hals über Kopf in die Prinzessin verliebt und er beschließt, in ihrer Nähe zu bleiben, wodurch für Brunichild, aber auch den jungen Mann selbst immer wieder unangenehme und gefährliche Situationen heraufbeschworen werden. Natürlich kann eine solche unstandesgemäße Beziehung im sechsten Jahrhundert keinen dauerhaften Bestand haben, und so begleitet Eva Maaser die beiden Helden auf unterschiedlichen und abenteuerlichen Wegen, die sie nicht nur zu unterschiedlichen Ämtern, Würden und Aufgaben, sondern auch zu eigenen Familien und neuen riskanten Bindungen führen.
Die Fehde kommt zu kurz
Insgesamt ist zu Eva Maasers neuem historischen Roman festzuhalten, dass ihr eine unterhaltsame Lektüre über das Leben im sechsten Jahrhundert nach Christus gelungen ist. Die Autorin beschreibt detailliert und anschaulich die Fallstricke, die das höfische Leben in dieser Zeit jungen Frauen - unabhängig vom Status - stellen kann und die Machtkämpfe, die sich nicht nur zwischen den Herrschenden, sondern insgesamt in allen Schichten abspielen.
Als irritierend muss man hier allerdings den Umstand bezeichnen, dass der Titel Die Fehde der Königinnen und auch der Klappentext von einer erbitterten Kampf zweier Königinnen sprechen. Da Brunichilds Rivalin erst im letzten Fünftel des Romans überhaupt die Königswürde erlangt und somit die Basis für eine eventuelle Fehde unter Gleichberechtigten gelegt wird, haben hier sowohl der Titel als auch der Klappentext offensichtlich das Thema verfehlt. Hier wäre dem Verfasser des Titels und des Textes zu wünschen, nicht nur die ersten und letzten Seiten eines Romanes zu lesen.
Ein bunter Gobelin von Erzählsträngen
Entgegen dem Titel beschäftigt sich Die Fehde der Königinnen daher auch nur nachrangig mit Brunichilds Kampf um die Erhaltung ihrer Position am Hof der Goten, sondern widmet sich in erster Linie dem Aufstieg ihres ersten Liebhabers Wittiges. Diese Gewichtung ist dabei auch nachvollziehbar, verfolgt der Leser doch nicht nur Wittiges Aufstieg vom einfachen verstoßenen Adeligen bis zum Beschützer König Sigiberts mit, sondern werden durch seine Weggefährten auch weitere Schicksale, die dem "niederen Volk" im sechsten Jahrhundert drohen konnten, dargelegt. Dabei dürfte die Stärke der Autorin insbesondere im Erzählen der damaligen Verhältnisse und nicht im Entwickeln von Liebesbeziehungen liegen, sind diese doch teils stark konstruiert und mangels Tiefe nicht nachvollziehbar. Sieht man aber von diesem kleinen Manko und einigen nervigen Störenfrieden und Bösewichtern ab, ist Eva Maaser insgesamt ein bunter Gobelin über das Leben und Streben nach Macht und privatem Glück in dieser frühen Epoche Europas gelungen, den man guten Gewissen mit 70° bewerten kann.
Eva Maaser, Piper
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