Das Gesetz des Blutes
- Ullstein
- Erschienen: Januar 2008
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- Ullstein, 2008, Titel: 'Michaelmas Tribute', Originalausgabe
Gelungener zweiter Teil der Richterin-Mach-Reihe
Kurzgefasst:
Irland, 16. Jahrhundert: Im Clan der MacNamaras gärt es, denn ihr neues Oberhaupt hat sie mit viel zu hohen Steuern belegt. Als die Leiche des Steuereintreibers gefunden wird, scheint für die Richterin Macha der Fall klar. Dann wird jedoch der ermordete Müller Angus gefunden - ebenfalls ein MacNamara! Handelt es sich um eine Fehde zwischen verfeindeten Sippen? Macha hat es schwer, hinter die Fassaden der verschwiegenen Clans zu blicken.
Gerade einmal vier Monate sind vergangen, nachdem die beliebte Richterin Macha den Mord an ihrem Rechtsgehilfen Colman aufgeklärt hat. Seitdem hat sich im Burren einiges getan, denn der Clan der MacNamara hat mit Garrett ein neues Oberhaupt, und dieser sorgt für reichlich Ärger, da er bei seinem Stamm deutlich höhere Steuern einführt, um die Ansprüche seiner selbstgerechten Frau zufrieden stellen zu können. Sein Verwalter Ragnall treibt am traditionellen Markttag St. Michaeli die Gelder mit Nachdruck ein und ist dementsprechend unbeliebt. So überrascht es nicht sehr, dass zwei von Machas Rechtsschülern am nächsten Tag seine Leiche auf dem Friedhof finden.
Doch nur auf den ersten Blick scheint dies ein klarer Fall zu sein, denn es gibt zahlreiche Personen, die einen Grund hatten, Ragnall zu töten. Potentiell ist dies zunächst einmal jeder, der mit den neuen Steuern unzufrieden war, also faktisch alle Angehörigen des Mac-Namara-Clans. Außerdem Donal, der leicht aufbrausende Sohn des Clanchefs der O'Briens, da dieser in Ragnalls Tochter verliebt ist, doch Ragnall eine Hochzeit verboten hat. Ebenso hatte der Müller Aengus ein Motiv, da er schon mehrere Male mit Ragnall aneinander geraten war und es bereits eine schwere Wirtshausschlägerei zwischen den beiden gab.
Wie üblich sind im Burren alle gerne für sich und so ist es für Macha und ihre Schüler nicht leicht, an Informationen heran zu kommen. Da wird zwei Tage später die Leiche des ebenfalls ermordeten Aengus gefunden. Hängen die beiden Fälle miteinander zusammen? Droht womöglich eine Fehde zwischen zwei Clans? Macha ist gefordert und wünscht sich am Ende fast, dass sie nicht ermittelt hätte...
Vieles kommt einem vom Erstling bekannt vor
Die Karstlandschaft des Burren bildet erneut den Hintergrund eines lesenswerten historischen Romans, welcher in Irland zu Beginn des 16. Jahrhunderts spielt. Die beliebte Brehon (Richterin) Macha ist noch völlig unentschlossen, wie sie mit dem Heiratsantrag von König Turlough Donn O'Brien umgehen soll, als sie der Mord an Ragnall von der Beantwortung dieser Frage zumindest vorübergehend entbindet. Was folgt ist eine "Wiederholung" von Kein schöner Ort zum Sterben, dem ersten Roman der "Brehon-Macha-Reihe".
Eigentlich könnte ich an dieser Stelle schon Schluss machen und schreiben, lesen Sie doch bitte meine Rezension zu Kein schöner Ort zum Sterben, denn damit wäre eigentlich schon alles gesagt. Erneut steht der detaillierte Tagesablauf an Machas Rechtsschule im Vordergrund, wobei ihre sechs Schüler in den vergangenen vier Monaten überraschend erwachsen geworden sind. Ansonsten sorgt Brigid wie gehabt für den Haushalt und achtet darauf, dass immer alle ordentlich etwas zu essen bekommen, Cumhal versorgt die Pferde und König Turlough wartet auf die ersehnte Heiratszusage.
Das Ende ist für den Leser nicht unbedingt vorhersehbar, war aber im Nachhinein zu erwarten
So würde das Leben im Burren wunderbar zeit- und ereignislos dahin laufen, wäre da nicht der Mord an Ragnall und kurz darauf der Mord an Aengus. Problematisch für Macha sind die Fälle insofern, da schnell klar wird, dass die Clanchefs der Familien MacNamara und O'Brien in der Geschichte drinstecken. So ermittelt sie auf gefährlichem Terrain und das Ergebnis, so viel sei verraten, hat es wahrlich in sich und so wünscht sich selbst Macha für einen kurzen Moment, dass sie lieber nicht ermittelt hätte. Aber den letzten Halbsatz hatten wir ja schon.
Das Gesetz des Blutes ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der die Lebensverhältnisse der damaligen Zeit ansprechend darstellt, ohne dabei die Aufklärung der Morde zu vernachlässigen. Einziges Manko ist, dass die Geschichte außerhalb des Krimi-Plots zu sehr den Alltag der Menschen "wiederholt". Nein, kein Widerspruch. Für sich ist das alles sehr schön zu lesen, aber kennt man den Vorgänger Kein schöner Ort..., dann kennt man locker vierzig Prozent dieses Romans. Sollte es einen dritten Teil geben, der dem letzten Satz dieses Romans zufolge dann auch gut der letzte sein könnte (müsste), wäre hier ein bisschen Abwechslung ratsam.
Cora Harrison, Ullstein
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