Die indische Prinzessin

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2007
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  • Goldmann, 2005, Titel: 'Pasión India', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
891001

Histo-Couch Rezension vonJul 2009

Von den dunklen Seiten eines Märchens

Kurzgefasst:

Madrid, 1906. Ist es Schicksal, das den indischen Maharadscha in das Theater führt, in dem die 16-jährige Anita die Zuschauer mit ihrem Tanz verzaubert? Ein Blick auf die anmutige Andalusierin und es ist um sein Herz geschehen. Als die junge Frau sein Werben erhört, steht der indischen Märchenhochzeit nichts mehr im Wege. Doch in seinem Harem lebt sie als eine von vielen. In der Fremde wächst ihre Sehnsucht - und heimlich beginnt eine verhängnisvolle Liebe ...

 

1906: Anita Delgado ist gerade einmal 16 Jahre alt, als der Maharadscha von Karputhala (Indien) sich in sie verliebt. Nach anfänglichem Zögern gibt die junge Spanierin dem Werben des Radschas nach. Als seine fünfte Frau folgt sie ihm nach Indien, wo ihr märchenhafter Luxus geboten wird. Doch glücklich ist Anita nicht. Die indischen Frauen des Radschas stehen der „Spanierin" feindlich gegenüber und machen ihr das Leben schwer. Auch deren Söhne wenden sich von ihr ab und demütigen sie bei jeder Gelegenheit. Nach und nach verwandelt sich das indische Märchen, in das die junge Anita Delgado anfänglich zu kommen glaubte, in einen Albtraum. Sie ist einsam und fühlt sich unverstanden, obwohl ihr der Maharadscha mit großer Liebe begegnet. Glaubte Anita anfänglich, ihren Ehemann aufrichtig zu lieben, verliebt sie sich dennoch in einen anderen Mann. Doch diese Liebe darf nicht sein.

Eindrucksvolle Lebensgeschichte

Javier Moro hat lange recherchiert, um die Lebensgeschichte der Andalusierin Anita Delgado nachzuspüren. Vieles, was er im Buch „Die indische Prinzessin" erzählt, kann er auf Zeitdokumente und persönliche Aussagen von Menschen, die Anita kannten, stützen. Schließlich hat er die bewegende Lebensgeschichte in ein eindrucksvolles Werk gepackt, das sich leicht lesen lässt. Gekonnt spielt Javier Moro dabei mit den verschiedenen Erzählformen. Einerseits kommt die Geschichte in Manier eines gut geschriebenen Romans daher, andererseits fließen immer wieder klar abgegrenzte Erzählungen und Kommentare in die Geschichte ein.

Fast wie ein Dokumentarfilm

Durch die Aufmachung des Buches - es gibt zahlreiche Fotos zu Anita Delgados Leben - und die gewählte Erzählform wähnt man sich schnell einmal mitten in einem Dokumentarfilm. Die Personen, um die es in der Geschichte geht, sind auf dem Bildmaterial in der Buchmitte zu finden, sodass man sich sowohl die handelnden Figuren, als auch die Originalschauplätze während des ganzen Lesespaßes gut vor Augen führen kann. Obwohl er über das Schicksal einer Landsmännin schreibt, verzichtet Javier Moro weitgehend auf eine Stellungnahme. Er schildert das Zusammenprallen der Kulturen ohne wertende Emotionen. Nur da und dort blitzt etwas vom Mitgefühl hervor, das er der spanischen Maharani entgegen zu bringen scheint.

Heute noch aktuell

Obwohl Anita Delgado nun schon einige Jahrzehnte tot ist, ist ihre Geschichte aktuell und spiegelt ein weitverbreitetes Problem wider, wenn es zu Ehen von Menschen mit kulturell unterschiedlichem Hintergrund kommt. Javier Moro schildert dabei ebenso das Staunen der in ärmlichen Verhältnissen lebenden Familie, die erstmals mit dem Luxus in Berührung kommt, als auch die Probleme von Anita Delgado, sich von Sprache und Benehmen her an die neue Gesellschaft, in der sie sich bewegen soll, anzupassen. Feinfühlig schildert er auch die langsame Vereinsamung der jungen Frau, die in einer behüteten Familie aufgewachsen ist und unter der Trennung leidet.

Viele Zusatzinformationen

Es sind nicht nur die Bilder, sondern auch die Zusätze am Schluss des Buches, die einen vertieften Einblick in die Geschehnisse geben. Javier Moro hat viele Zusatzinformationen zusammengetragen und ergänzt die deutsche Ausgabe gar durch eine unerwartete Begegnung mit einer älteren Dame, die Anita Delgado nahe gestanden hatte und sich erst nach Erscheinen der Erstausgabe beim Autor gemeldet hat. So bekommen die Leser mit „Die indische Prinzessin" eine abgerundete und gut aufbereitete Geschichte serviert, die zwar mit dem Mythos einer Märchenhochzeit im Stile von 1001 Nacht aufräumt, aber auf jede Form von Schuldzuweisungen oder Häme verzichtet. Ein kleiner Wermutstropfen sind verschiedene Längen, die es zu bewältigen gilt.

Dieses Buch eignet sich durchaus nicht nur für Leserinnen und Leser, die sich für Indien interessieren, sondern für ein breites Publikum, das eine gut aufbereitete Lebensgeschichte zu schätzen weiß.

Die indische Prinzessin

Javier Moro, Goldmann

Die indische Prinzessin

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