Pilger des Zorns
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2009
- 2
- Gmeiner, 2009, Titel: 'Pilger des Zorns', Originalausgabe
Intelligent geschriebener Plot mit etwas schwächelnden Figuren
Kurzgefasst:
Mainfranken 1416. Auf der Suche nach Ruhe und Kontemplation macht sich Zisterziensermönch Hilpert von Maulbronn per Schiff auf den Weg von Würzburg in das weit entfernte Kloster Himmerod in der Eifel.
An Bord des Zweimasters Charon haben sich jedoch allerhand zwielichtige Gestalten eingeschifft und Bruder Hilpert gerät höchst unfreiwillig in ein Netz aus Intrigen und mysteriösen Vorfällen. Und dann geschieht auch noch ein grausamer Mord...
Mainfranken 1416: Der Zisterziensermönch Hilpert von Maulbronn macht sich nach anstrengenden Wochen auf dem Heimweg in seine Abtei nach Himmerod. Da die schnellste und bequemste Reise die per Schiff ist, geht er in Würzburg an Bord der "Charon". Sein Freund Berengar und dessen Verlobte Irmingardis begleiten ihn zur Anlegestelle, um sich gebührend von ihm zu verabschieden. Schon bevor Hilpert das Schiff betritt, bekommt er Zweifel, ob die Reise wirklich so ruhig und angenehm verlaufen wird wie erhofft - tummeln sich doch so allerhand undurchsichtige Gestalten auf der "Charon".
Flottes Tempo mit leider nur lokalen Einblicken in die Zeit
Der Leser fällt förmlich in das Geschehen hinein und in ziemlich flottem Tempo geht es auch weiter. Schon innerhalb der ersten Seite wechseln die Schauplätze, so dass einem schnell klar wird, dass man mehrere Handlungsstränge zu verfolgen hat. Das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf dem Protagonisten und dessen Heimreise. Klausner erzählt bildhaft und authentisch und ermöglicht so dem Leser ein Eintauchen in die Welt des beginnenden 15. Jahrhunderts. Allerdings ist die Sichtweite des Lesers begrenzt; er sieht die momentane Umgebung, den aktuellen Schauplatz und nimmt auch direkt an den Erlebnissen der Figuren teil, aber Einblicke in eine etwas weitere Dimension, wie in politisch historische Hintergründe, den Alltag oder das Leben an sich zu dieser Zeit bleiben ihm leider verwehrt. Dies kann man vielleicht noch damit entschuldigen, dass es sich um einen Krimi handelt und der Focus eben auf andere Dinge gerichtet ist. Einem Liebhaber historischer Romane wird dies jedoch fehlen.
Aufmerksames Lesen ist gefordert
Der Autor gibt (ähnlich wie die englische Krimiautorin P. D. James) zuerst einen Einblick in das Leben aller im Buch vorkommenden Figuren, die für die spätere Tat ein Motiv hätten. So verfolgt man gleich zu Beginn die schwere Niederkunft eines jungen Mädchens, dann die Flucht eines wegen Ketzerei verurteilten Anhänger Jan Hus`, den brutalen Raub an einem Pfandleiher, die Bestrafung eines jungen Juden, der sich in eine Christin verliebt hat - und noch einige Handlungen mehr. Von allen Darstellern bekommt man auf anschauliche Weise gezeigt, welches Motiv sie hätten, einen Mord an einer bestimmten Person zu begehen. Da man doch einige Figuren begleitet, ist die Aufmerksamkeit des Lesers stets gefordert, um später, bei Zusammenführung der Handlungsstränge, nicht den Faden zu verlieren. Dies hat Uwe Klausner auf sehr intelligente Weise gemacht, so dass auch nie Längen aufkommen.
...und wieder diese Froschaugen...
So flüssig sich das Buch liest und so klug auch die Geschichte aufgebaut ist, so schmerzlich vermisst man aber den Tiefgang bei den Figuren. Klausner zeichnet zwar eine Vielzahl unterschiedlicher Charaktere, belässt es aber beim leichten Ankratzen der Oberfläche. Etwas mehr Tiefe und Empathie hätten dem Leser die Figuren glaubwürdiger und deren Handeln auch nachvollziehbarer gemacht. Man weiß zwar, was den Einzelnen für ein Leid von dem/der Ermordeten zugefügt wurde, aber nicht warum. Da wäre es schön gewesen, wenn sich der Autor etwas mehr Zeit für die Figuren genommen hätte.
Man mag sich an, so scheint es, so manchen Wiederholungen stoßen, wie z.B. die "Froschaugen", die des öfteren Erwähnung finden, aber näher darauf einzugehen verbietet sich hier, wenn man nichts verraten möchte. Es sei nur so viel gesagt, dass sich der Autor etwas dabei gedacht hat!
Und der Schluss hat auch noch eine Überraschung...
Im Ganzen gesehen ist die Handlung des Krimis stringent und es gibt am Ende noch einen schönen "Aha-Effekt". Geschickt und klug ist der Roman aufgebaut, aber etwas mehr "Vergangenheitsfeeling" hätte dem Buch ebenso gut getan, wie etwas mehr Empathie und Tiefgang bei den Figuren.
Nach dem Schlusssatz des Romans ist anzunehmen, dass dies nicht der letzte Fall war, den Hilpert mit seinem Freund zu lösen hatte, was sich ja bereits mit der Fortsetzung Die Bräute des Satans zeigt, die bereits erschienen ist.
Uwe Klausner, Gmeiner
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