Arminius - Die Rückkehr

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  • Erschienen: Januar 2009
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  • , 2009, Titel: 'Arminius - Die Rückkehr', Originalausgabe
Arminius - Die Rückkehr
Arminius - Die Rückkehr
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Birgit Stöckel
801001

Histo-Couch Rezension vonAug 2009

Ein dicht erzähltes und spannendes Romandebüt

Kurzgefasst:

Als Geisel kam Arminius, der germanische Fürstensohn aus dem Stamm der Cherusker, in jungen Jahren zu den Römern. Er wurde dort zu einem Offizier der römischen Streitkräfte erzogen und kehrt um das Jahr 8 n. Chr. im Gefolge des römischen Statthalters und Feldherrn Varus in seine Heimat zurück. Er muss mit ansehen, wie Varus die Stämme Niedergermaniens unterdrückt, ihre Dörfer niederbrennt und Menschen willkürlich und grausam umbringen lässt. Arminius schließt sich dem Widerstand an und vereinigt die germanischen Stämme unter seinem Oberbefehl. Im Herbst des Jahres 9 n. Chr. lockt er Varus samt seiner Legionen in einen blutigen Hinterhalt. Über 20.000 Soldaten der römischen Besatzungsmacht sterben durch die zermürbenden Angriffe des Cheruskers und seiner Verbündeten.

 

Es ist das Jahr 9 nach Christus. Arminius, Sohn eines Cheruskerfürsten, hat viele Jahre als Geisel in Rom verbracht und dient mittlerweile in der römischen Armee. Nun kehrt er an der Seite des Statthalters Varus in sein Heimatland zurück um dort zum einen zu helfen, die Provinz zu befrieden, und zum anderen eventuell die Nachfolge seines Vaters als Herzog der Cherusker anzutreten. Doch die Stämme Germaniens lehnen die römische Oberherrschaft ab und wünschen sich einen Führer, der sie in den Kampf gegen die Unterdrücker führt. Arminius versucht anfangs, seine Landsleute von den Vorteilen der römischen Oberherrschaft und ihrer Lebensweise zu überzeugen, auch wenn er damit auf wenig Gegenliebe stößt.
Doch Varus, der Statthalter, ist unberechenbar. Er verfolgt jedes Anzeichen von Widerstand hart, grausam und oft willkürlich und lässt Arminius dadurch immer mehr an seinem bisherigen Tun zweifeln. Als Varus auch noch Arminius' Blutsbruder hinrichten lässt, wendet sich der Cherusker endgültig von den Römern ab und schließt sich dem Widerstand an. Er entwirft den Plan, die Legionen Varus' in einen Hinterhalt zu locken und zu vernichten.

So könnte es gewesen sein

In diesem Jahr, 2009, jährt sich die Varusschlacht, auch Schlacht im Teutoburger Wald genannt, zum 2000. Mal. Der katastrophale Ausgang dieser Schlacht war eine der verheerendsten Niederlagen, die das römische Heer einstecken musste und wenn es auch noch nicht das unmittelbare Ende der Eroberung Germaniens war, so läutete diese Schlacht durchaus das Ende ein.
Die heutige Datenlage ist nicht immer ganz eindeutig, so ist zum Beispiel immer noch nicht ganz sicher, wo diese Schlacht geographisch überhaupt stattgefunden hat. Zudem gibt es nur zeitgenössische Berichte aus römischen Quellen, da die Germanen kein Schrifttum kannten, so dass die Sicht der Dinge relativ einseitig ist. So ist es zum Beispiel möglich, dass die negativen Darstellungen Varus auf das Bestreben der römischen Zeitgenossen zurück zu führen sind, möglichst einen eindeutigen Schuldigen zu finden.
Aufgrund der wenig sicheren Fakten und der großen Anzahl von Vermutungen bzw. diskutierten Thesen ist es sicherlich nicht einfach, ein Buch zu schreiben, dass den Leser bei der Stange hält. Zumal die Schlacht und ihr Ende allen Lesern geläufig sein dürfte. Doch Peter Harms versteht es hervorragend, das grobe Grundgerüst aus Tatsachen mit seinen Ideen und Phantasien zu füllen. Herausgekommen ist ein spannendes, glaubwürdiges und fesselndes Romandebüt. Am Ende dieses Buches hat man als Leser das Gefühl, dass es wirklich so gewesen sein könnte.

Die Sicht der Römer und die Sicht der Germanen

Als besonders gelungen erweist sich dabei die Erzählperspektive. Es wird abwechselnd aus Sicht der Römer und der Germanen erzählt. Bei den Römern ist es hauptsächlich Lucius, der junge Aquilifer einer der Legionen, dem der Leser folgt. Als Aquilifer hat Lucius die Aufgabe, mit allen Mitteln zu verhindern, dass der Legionsadler, das Abzeichen seiner Legion, den Feinden in die Hände fällt. Ein Verlust des Adlers war eigentlich gleichbedeutend mit einer Niederlage der jeweiligen Legion und demoralisierte die Soldaten zutiefst. Aufgrund dieser sehr verantwortungsvollen Position und der Tatasche, dass sein Vater das Heer mit gutem Wein beliefert, hat Lucius die Möglichkeit, sich in der Nähe der höheren Offiziere aufzuhalten und so eine ganze Menge über die "Politik" und Varus' Verhalten zu erfahren.
Die Sicht der Germanen wird zunächst hauptsächlich aus den Augen Ratmars, des Hohepriesters der Cherusker, geschildert. Man erfährt einiges über den Unmut dieser Stämme und auch über das teilweise fatalistische Vorgehen einiger Leute. Nach und nach wird die Sicht der Germanen immer mehr aus Arminius' Augen erzählt, sobald er sich dem Widerstand anschließt.
Dieser Wechsel der Sichtweisen führt dazu, dass man sowohl die Ahnungslosigkeit und die Selbstgefälligkeit der Römer, als auch die Verzweiflung und den Hass der Römer nachfühlen kann. Zudem webt Peter Harms geschickt einige fiktive Geschehnisse ein, die das ganze Unternehmen hätten scheitern lassen können, wären sie entdeckt worden. Obwohl jeder weiß, wie das Buch letztendlich ausgehen wird, ist die Erzählkraft des Autors so groß, dass man als Leser wider besseren Wissens für die Römer hofft, sie mögen das Ganze doch durchschauen oder mit den Germanen zittert, dass eine Schwachstelle im Plan das Unterfangen scheitern lässt. Je nachdem, aus welche Perspektive gerade erzählt wird.

Eher blasse Figurenzeichnung

Peter Harms legt deutlich mehr Wert auf die Vorgänge und die Ereignisse rund um die Schlacht als auf die Figurenzeichnung. Genau dort liegt auch der Schwachpunkt des Romans. Auch wenn einige Figuren recht gelungen sind, so bleiben die meisten doch blass und ohne rechten Tiefgang. Besonders an Arminius fällt dies auf. Sein Seitenwechsel von der römischen auf die germanische Seite vollzieht sich binnen Augenblicken und verwirrt den Leser. Das auslösende Ereignis ist zwar tragisch und besonders für Arminius ein großer persönlicher Tiefschlag, doch ist die Wandlung zu abrupt und endgültig, um wirklich nachvollziehbar zu sein. Später werden zwar ein paar Mal Zweifel Arminius' an seiner Vorgehensweise erwähnt, doch sie werden kurz und knapp abgehandelt und wirken dadurch nicht wirklich glaubhaft. Da unter den 20.000 Soldaten auch viele Bekannte und Freunde des Arminius waren, hätte eine ernsthafte Schilderung des inneren Konflikts eine lebendigere und tiefer gehende Darstellung des Cheruskerfürsten hervorgerufen und das Buch damit zu einem absoluten Highlight gemacht.
Doch auch so ist es ein Vergnügen, dieses Buch zu lesen, was besonders an der Erzählkunst des Autors liegt. Positiv ist ebenfalls anzumerken, dass es am Anfang des Buches ein Personenverzeichnis gibt, in dem zwischen fiktiven und nicht-fiktiven Personen unterschieden wird, sowie ein Glossar mit den lateinischen Begriffen und eine kleine Karte. Einzig auf ein Nachwort hat der Autor verzichtet, wobei es sehr interessant gewesen wäre, etwas über die tatsächlich belegten Fakten und die gängigen Theorien zu erfahren.

Insgesamt bleibt zu hoffen, dass der Autor noch weitere Bücher schreiben wird, denn mit etwas mehr Augenmerk auf die Figurenzeichnung könnten uns hier noch einige Perlen erwarten.

 

Arminius - Die Rückkehr

Peter Harms, -

Arminius - Die Rückkehr

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