Schinderhannes
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- Erschienen: Januar 2009
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- , 2009, Titel: 'Schinderhannes', Originalausgabe
Auf den Spuren des Robin Hood vom Hunsrück
Kurzgefasst:
Herbst 1795: Im Hunsrück plündern französische Soldaten die Höfe der Bauern. Versteckt im Wald beobachtet der 16-jährige Johannes Bückler eine Militärkolonne. Sein Ziel: Die Planwagen - prall gefüllt mit Getreide, Brot und anderer Beute der Soldaten. Wagemutig klettert er auf einen der Wagen, stiehlt etwas Brot. Doch dann erwischen ihn die Soldaten. Es ist der erste Raub des Mannes, der später als Schinderhannes zu Deutschlands bekanntestem Räuber wird. Zahlreiche abenteuerliche Überfälle, Verhaftungen und Fluchten folgen. In Julchen Bläsius trifft er seine große Liebe. Trotz mancher Verwirrungen finden die beiden zueinander. Julchen schließt sich der Räuberbande an - bevor sich das Schicksal des Räuberhauptmanns erfüllt...
War Johannes Bückler ein skrupelloser Räuber oder ein Mensch, dem das Schicksal übel mitgespielt hat? Eine schlüssige Antwort hält auch Autor Frank Littek nicht bereit. Er präsentiert mit dem Roman Schinderhannes eine Version, die zwischen Legende und Überlieferung angesiedelt ist, sich aber in wesentlichen Details an die bekannten Eckdaten hält. Im Roman ist es das Bestreben des jungen Johannes Bückler, seine Eltern nicht zu enttäuschen, das ihn zur ersten "Straftat" verleitet. Auf dem Heimweg von einem Bauernhof, wo er den Lohn seines Vaters für monatelange Arbeit abgeholt hat, begegnet der junge Johannes einer französischen Einheit. Um den Bauern und seine Familie von den anrückenden Soldaten, die die Güter des Bauern für die Versorgung der Truppe einziehen möchten, zu warnen, eilt er zum Hof zurück. Das ist der Beginn einer beispielslosen und zu Anfang vom Jungen unbeabsichtigten Karriere als Räuber.
Lockerer Umgang mit dem Recht
Das Bild, das Frank Littek von Schinderhannes zeigt, ist in sich nicht ganz schlüssig. Einerseits kommt der junge Johannes aus einem liebevollen Elternhaus und lernt von seinem Vater - einem Abdecker, daher auch der Spitzname Schinderhannes - durchaus, was recht ist. Andererseits bereitet es ihm nicht die geringste Mühe, zum Räuber zu werden und findet dafür auch die Zustimmung seiner Eltern. Zwar versucht der Autor, diese Unstimmigkeit mit einer Situation zu erklären, in der dem Jungen Unrecht geschehen ist und das die Basis für die spätere Entwicklung gelegt hat. Doch ganz vermag er das ungute Gefühl nicht zu beseitigen. Nach und nach verleiht der Autor dem Schinderhannes einen Heldenstatus. Und doch bleibt er auf eine eigene Art distanziert.
Spannende Geschichte
Trotz dem Vorbehalt, was die Charakterisierung des "Helden" betrifft, legt Frank Littek einen feinen und spannenden historischen Roman vor. Er erzählt von den Belastungen, die die Besetzung durch die französische Armee für die Menschen im Hunsrück bedeutete. Er erzählt auch von Menschen, die bereit sind, viel zu tun, um eine Zukunft zu haben, von schmierigen Viehhändlern und von rachesüchtigen Polizisten. Er erzählt aber auch die Geschichte einer großen Liebe, wobei er auf seichte Schilderungen absolut verzichtet.
Sprachlich hervorragend gelöst
Die knapp über 300 Seiten nehmen gefangen und überzeugen. Das auch, weil Frank Littek eine schöne Sprache pflegt und dem Roman dadurch eine überraschende Tiefe verleiht. Durch seine Erzählung und auch den Hinweis auf den Fortgang der Geschichte vermag es der Autor mühelos, das Interesse der Leser an den tatsächlichen Ereignissen im 18. Jahrhundert zu wecken. Nicht ganz erkennen lässt sich hingegen, weshalb die Kapitel nach den "helleseherischen" Bedeutungen von Spielkarten benannt worden sind. Wohl gibt es einen Zusammenhang mit dem Verlauf der Geschichte, doch ist dieser so marginal, dass die Verknüpfung eher rätselhaft ist.
Das Buch dürfte all jene ansprechen, die auf der Suche nach dem etwas anderen historischen Roman sind. Denn sowohl die Figur der Schinderhannes als auch seine Geschichte heben sich angenehm von der breiten Masse ab.
Frank Littek, -
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