Bruder Cadfael und das fremde Mädchen
- Heyne
- Erschienen: Januar 1993
- 1
- Heyne, 1988, Titel: 'The Confession of Brother Haluin', Originalausgabe
Eine Geschichte von Reue und Vergebung
England, im Winter 1142. Bei Reparaturarbeiten am Dach der Abtei stürzt Bruder Haluin schwer. Im Angesicht des bevorstehenden Todes beichtet er, dass er einst die Schuld am Tod eines Mädchens auf sich geladen hat. Als er wider Erwarten überlebt, macht er sich auf, um Buße zu tun. Bruder Cadfael als sein Beichtvater begleitet ihn. Doch just, als der Bußweg sein Ende gefunden zu haben scheint, werden die beiden Mönche in eine dunkle Familiengeschichte hineingezogen - und dann passiert ein Mord. Bruder Cadfaels Neugier ist geweckt ...
In seinem mittlerweile fünfzehnten Fall führt sein Weg Bruder Cadfael aus dem Kloster hinaus und auf den Bußgang eines Mitbruders. Als väterlicher Freund unterstützt den reuewilligen Bruder und gerät - wie es das Schicksal so will - erneut in einen Mordfall. In diesem bisher kürzesten Cadfael-Krimi lässt der Todesfall jedoch lange auf sich warten, und so steht in der ersten Hälfte der Geschichte vor allem die Suche nach Reue und Vergebung im Mittelpunkt.
Charakterlicher Tiefgang trotz geringer Seitenzahl
Wer aufgrund dessen eine langweilige Geschichte erwartet, irrt jedoch - denn auch ohne Todesfall beeindruckt die Autorin durch ihr feines Gespür für das Zwischenmenschliche und die Seele der Menschen. Während mehrere hundert Seiten starke Romane ewig an der Oberfläche bleiben können, erhält der Leser in dieser Geschichte auf nur wenigen Seiten einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt ihrer Figuren und elementare Fragen von Schuld und Sühne.
Gleichzeitig erweist sich Ellis Peters einmal mehr als Meisterin der Charakterisierung. Neben den alten Vertrauten um Bruder Cadfael und die Mönche aus dem Kloster führt sie auch die neuen Figuren auf nur wenigen Seiten so interessant und gleichzeitig federleicht ein, dass der Leser schon nach wenigen Seiten ein Gesicht zur Figur hat und an ihrem Innenleben teilhaben kann.
Ein etwas schwächerer Vertreter einer sehr guten Reihe
Durch einen geschickten, wenn auch etwas vorhersehbaren Plottwist zieht die Spannung zum Ende der kurzen Geschichte wieder an und geht in eine neue Richtung. Auch die gelungene Auflösung trägt dazu bei, dass auch Bruder Cadfael und das fremde Mädchen letzten Endes eine Runde Geschichte ist, die den Leser an keiner Stelle enttäuscht.
Dennoch bleibt die Geschichte ein wenig hinter den besten Büchern der Reihe - etwa Ein Leichnam zuviel und Die Jungfrau aus dem Eis zurück. Durch die konstant hohe Qualität der Reihe sieht sich der Leser jedoch nach wie vor einem sehr guten historischen Kriminalroman gegenüber, der durch seine Geschichte zu überzeugen weiß.
Ellis Peters, Heyne
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