Tipperary

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Januar 2009
  • 3
  • Droemer-Knaur, 2007, Titel: 'Tipperary', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
821001

Histo-Couch Rezension vonAug 2009

Bei diesem Buch ist viel Durchhaltewillen gefordert

Kurzgefasst:

Irland um 1900: Am Sterbebett des berühmten Dichters Oscar Wilde lernt der Wunderheiler Charles O'Brien die Liebe seines Lebens kennen. Doch die kühle April Burke weist ihn brüsk zurück. Charles setzt dennoch alles daran, ihr Herz zu gewinnen. Unermüdlich hilft er ihr, wieder zu ihrem Recht als Erbin des Schlosses von Tipperary zu kommen - und langsam beginnt das Blatt sich zu wenden...

 

Der Text auf der Buchrückseite verspricht: "Mythen, Helden und Legenden aus der bewegten Historie der grünen Insel". Doch wird sich ein Leser, der aufgrund dieser Ankündigung nach Tipperary greift, wohl etwas schwer tun mit dem Stoff. Denn viel mehr als ein mysthisch verklärter Irland-Roman ist Tipperary ein ausgereiftes, politisches Buch. Auto Frank Delaney nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er über die gesellschaftlichen Veränderungen spricht, die anfangs des 20. Jahrhunderts die grüne Insel umkrempelt. Und genau daran wird scheitern, wer einen etwas verträumt märchenhaften Roman erwartet hat.

Wechselnde Erzählweise

Frank Delaney macht es seinem Publikum nicht leicht, die Ereignisse zu verfolgen. In den Mittelpunkt stellt er den Heiler Charles O'Brien, der sich in die junge April Burke verliebt und bereit ist, dieser Liebe alles unterzuordnen. Doch April scheint zunächst kein Interesse an Charles zu haben. Dennoch ist sie für seine Hilfe dankbar, als es darum geht, das Schloss Tipperary Castle - das ihr als Erbe zusteht - für sich zu gewinnen. Diese Geschichte bildet auch den eigentlichen roten Faden im Buch. Doch schweift der Erzähler immer wieder auf andere Ebenen um, wechselt auch in einem nicht ganz durchschaubaren Turnus die Erzählweise. So will Tipperary regelrecht erarbeitet werden - es ist alles andere als ein leicht lesbarer Roman, in den man an einem kuscheligen Winterabend versinken kann.

Stiller Zauber, wuchtige Erzählung

Für diejenigen Leser, die bereit sind, sich auf Tipperary einzulassen, hält Frank Delaney ein Werk bereit, das seinen stillen Zauber nur zögernd offen legt, dann aber in eine wuchtige Erzählung mündet. Hat man sich erst einmal an den Erzählstil gewöhnt, so wird man von den Ereignissen langsam eingehüllt und hat bald den Eindruck, einem Minnesänger zu lauschen, der mit grosser Ernsthaftigkeit die Ereignisse ganzer Jahrzehnte erzählt. Und immer wieder, wenn man glaubt, die aufwühlenden Momente überwunden zu haben und zu einer leichteren, langsam ausklingenden Sequenz zu geraten, wird man in einen Strudel der Ereignisse hinein gezogen.

Faszinierende Sprache

Frank Delaney erzählt seinen Roman in einer Sprache, der eine eigene Melodie zugrunde liegt. Er spielt mit den Worten und erzählt Geschichten zwischen den Zeilen. Und doch bleibt die Sprache verständlich und nachvollziehbar. Hier hat Übersetzer Rainer Schmidt ganze Arbeit geleistet.

Grundsätzlich empfiehlt sich Tipperary für all jene Leserinnen und Leser, die sich tatsächlich vertieft mit politischen Zusammenhängen auseinander setzen wollen und bereit sind, mehr in ein Buch zu investieren als ein paar vergnügliche Lesestunden. Der Autor stellt einen hohen Anspruch an sein Publikum und zieht diese Anforderung bis zum Schluss durch. Dafür bietet er einen grandiosen Ausblick - so wie sich das Panorama der Bergwelt jenem erschliesst, der sich bis auf den Gipfel eines Berges hoch gekämpft hat.

 

Tipperary

Frank Delaney, Droemer-Knaur

Tipperary

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