Die zehnte Gabe

  • Page & Turner
  • Erschienen: Januar 2008
  • 3
  • Page & Turner, 2008, Titel: 'Crossed Bones/ The Tenth Gift', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
861001

Histo-Couch Rezension vonSep 2009

Zwei Welten bieten ein unterhaltsames Leseerlebnis

Kurzgefasst:

Von der Gegenwart ins Cornwall und Marokko des 17. Jahrhunderts: der Roman zweier mutiger Frauen, deren Schicksale sich über die Jahrhunderte hinweg berühren.

Als Julia Lovet von ihrem Liebhaber Michael in ein Londoner Nobelrestaurant eingeladen wird, hat sie eine böse Vorahnung. Und tatsächlich eröffnet ihr Michael, dass er die Beziehung beenden möchte. Zum Abschied überreicht er ihr ein Geschenk - ein Stickereibuch aus dem 17. Jahrhundert. Zu ihrer großen Überraschung entdeckt Julia hinter den fleckigen und verblassten Seiten einen versteckten Text, in dem eine atemberaubende Geschichte enthüllt wird: An einem Sonntagmorgen des Jahres 1625 segeln berberische Piraten nach Mount's Bay in Cornwall. Sie docken am Hafen an, stürmen die Kirche und entführen fast die gesamte Sonntagsgemeinde, über sechzig Frauen, Männer und Kinder. Noch am selben Tag stechen sie mit ihren Gefangenen in See. Ihr Ziel: der Sklavenmarkt im marokkanischen Souq el Ghezel, wo sie die Geiseln verkaufen wollen. Unter den Entführten ist Catherine Anne Tregenna, eine junge Stickerei-Künstlerin, der es gelingt, ihr Musterbuch mitzunehmen und hinter den sichtbaren Seiten versteckt ein geheimes Tagebuch zu führen. Julia ist von Catherines Geschichte fasziniert und will mehr über ihr Schicksal in Erfahrung bringen. Ihre Recherchen führen sie von Cornwall nach Marokko. Und schon bald merkt Julia, dass ihr Leben unentrinnbar mit dem von Catherine verbunden ist...

 

Catherine Anne Tregenna, genannt Cat, soll heiraten. Doch die junge Frau aus verarmtem Hause, die bei einer wohlhabenden Tante lebt, freut sich nicht auf die Ehe mit ihrem Cousin Rob, obwohl er ein treuer Freund aus Kindertagen ist. Sie träumt davon, mit einer besonderen Altartuch-Stickerei soviel Geld zu verdienen, um Cornwall den Rücken zu kehren zu können und Stickmeisterin zu werden. Die Tante aber drängt auf eine baldige Heirat. Da wird der kleine Küstenort just am Sonntagmorgen während des Kirchganges von Piraten überfallen. Die Menschen, die sich in die kleine Kirche gedrängt haben, werden auf ein Schiff gebracht und sollen auf einem marokkanischen Sklavenmarkt angeboten werden. Unter ihnen ist Cat, die es schafft, ihre persönlichen Gedanken in einem kleinen Buch über Stickerei festzuhalten.

Die selbstbewusste Julia Lovet betreibt einen Laden für Handarbeit und geniesst ihre Unabhängigkeit. Ihr Liebhaber - der Mann ihrer besten Freundin - will sie verlassen und schenkt ihr zum Abschied ein altes Buch über Stickerei. Darin entdeckt Julia Lovet eine zarte Schrift. Schnell einmal wird sie von den Erlebnissen einer jungen Frau im Jahre 1625 in Bann gezogen. Julia beschliesst, Cat's Spuren zu folgen.

Zwei Handlungsstränge

Die Autorin Jane Johnson hat sich für einen Plot mit vorerst zwei getrennten Handlungssträngen entschieden. Zum einen verfolgt sie Julia Lovets Schicksal in der Gegenwart. Zum anderen dreht sich die Geschichte um die begabte Stickerin aus dem 17. Jahrhundert. Obwohl die beiden Frauen schon zu Beginn des Romans durch die in einem Stickereibuch festgehaltenen Erinnerungen miteinander verbunden werden, verfolgt die Autorin zunächst beide Schicksale weitgehend getrennt. Erst nach und nach erkennt Julia, wie nahe ihr Cat mit ihren Gedanken und Erlebnissen wirklich steht. So werden die Handlungsstränge mühelos miteinander verknüpft und ergeben eine spannende Mischung zwischen historischem Geschehen und Abenteuer-Geschichte in der Gegenwart.

Viele Zufälle

Das Buch liest sich flüssig und leicht. Die Protagonisten sind gut gezeichnet und bis auf wenige Ausnahmen verzichtet die Autorin auf Superlativen. So sieht man sich weitgehend "normalen" Menschen mit Stärken und Schwächen gegenüber. Einzig der verflossene Liebhaber Michael, der bald erkennt, welchen Schatz er seiner ehemaligen Geliebten mit dem Buch überlassen hat und es ihr unter allen Umständen wieder abjagen möchte, schafft es nicht, positive Gefühle zu wecken. Nicht ganz so geglückt ist der Plot selber: Hier sind es denn doch zu viele glücklichen Zufälle, die Julia auf Cat's Spuren wandeln lassen. Es lässt die an sich spannende Story etwas ins Banale abgleiten und macht Die zehnte Gabe so zu einem klassischen Main-Stream-Buch. Dabei hätte die feinfühlige Schilderung der Geschehnisse rund um die Entführung von Menschen aus Cornwall nach Marokko durchaus Potential zu einem herausragenden Roman gehabt. Dies umso mehr, als dass die Grundlage für den Roman durch die Geschichte einer Vorfahrin der Autorin gegeben ist.

Lebendige Sprache

Die etwas dick aufgetragene Liebesgeschichte in der zweiten Hälfe des Romans (die allerdings auf Tatsachen beruht) wird wettgemacht durch eine lebendige Sprache, die dem Plot Tempo verleiht und verhindert, dass das Buch mit einem Schulterzucken beiseite gelegt wird. Jane Johnson hat mit Die zehnte Gabe letztlich einen gut gelungenen Genre-Mix vorgelegt, der sowohl die Histo-Fangemeinde als auch die Freunde von wenig blutrünstigen Abenteuerromanen anzusprechen vermag. Das Leseerlebnis bleibt bis zum Ende des Buches weitgehend ungetrübt und so eignet sich das schön gestaltete Buch - mit historischen Landkarten auf dem Innendeckel - durchaus auch als Geschenk an Leseratten, die nicht so sehr im Bereich des historischen Romans verankert sind.

 

Die zehnte Gabe

Jane Johnson, Page & Turner

Die zehnte Gabe

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